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Matthias Schulz in der restaurierten Staatsoper.
© Rückeis

Berliner Staatsoper: "Wir sind im Zentrum des Zentrums"

Ab April ist er der alleinige Chef. Jetzt hat der künftige Staatsopernintendant Matthias Schulz seine Pläne dem Kulturausschuss im Abgeordnetenhaus vorgestellt.

Zur „Anhörung“ ist Matthias Schulz am Montag vom Kulturausschuss geladen – atmosphärisch erlebt der künftige Intendant der Staatsoper, der den Job ab 1. April von Jürgen Flimm übernimmt, im Abgeordnetenhaus aber ein klassisches erstes Date. Geradezu zuckerschnäuzig verhalten sich die Parlamentarier ihm gegenüber, loben viel, zeigen sich offen, formulieren Kritik äußerst vorsichtig.

Was Matthias Schulz dazu bringt, erstaunlich offen über die „Frustrationen“ zu sprechen, die es derzeit Unter den Linden noch gibt. Weil zwar der Betrieb läuft, aber Teile der Garderoben und Werkstätten noch nicht eingerichtet sind, weil die Ticketverkäufer weiter in einem Container vor der Tür sitzen, das Inspizientenpult nicht funktioniert. Hier müssten die Arbeiten zügig zu Ende geführt werden, fordert er: „Wir dürfen uns nicht an Unfertiges gewöhnen.“

Die Bühnenarbeiter wiederum haben das Gefühl, „sie sollen ein Auto mit 500 PS fahren, haben aber nur einen Bobbycar-Führerschein“. Darum sei es „bitter nötig“, dass die Firmen, die die moderne Technik eingebaut haben, noch für den Lernprozess zur Verfügung stünden.

Ein Kinderorchester für die Unter-14-Jährigen

Dann folgt Schulz’ Vision für die Staatsopern-Zukunft: Oper, findet er, soll „nicht rein museal sein“ – und wird seiner Meinung nach auch nicht für Leute gemacht „die zu viel Geld haben oder zu viel Wissen“. Wichtig ist ihm, in seinem Programm „die inneren Zusammenhänge deutlich zu machen“, von der Neuproduktion über die Kammermusik bis zur Jugendarbeit. Letztere liegt ihm besonders an Herzen, weshalb neben dem bereits bestehenden „Kinderopernhaus“ auch ein Kinderorchester für die Unter-14-Jährigen gegründet werden soll.

Im Szenischen will Schulz eine „neue Generation“ von Regisseuren fördern. Deren Qualität soll sein, dass sie „eine Haltung zur Stück haben“. Das Repertoire will er einerseits Richtung Zukunft erweitern – mit einer Uraufführung pro Saison –, andererseits Richtung 18. Jahrhundert: Immer im November wird es künftig ein zehntägiges Barockfestival Unter den Linden geben. Und im Sommer werden kostenlose „Opernnächte“ auf dem Bebelplatz angeboten. Im „Zentrum des Zentrums“ sieht der künftige Intendant den Platz seines Hauses.

Weil das nun über schier unbegrenzte Entfaltungsmöglichkeiten verfügt, steuert die Staatsoper allerdings sehenden Auges auf ein strukturelles Defizit zu: 1,3 Millionen Euro mehr als früher sind für die Betriebskosten veranschlagt, nur eine halbe Million davon wird das Haus selber durch Mehreinnahmen und Sponsoring erbringen können. Weil aber die Rücklagen fast aufgebraucht sind, muss den Rest wohl der Senat ausgleichen. Die Lindenoper bleibt also auch künftig ein teures Vergnügen.

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