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Martha Argerich zählt zu den bedeutendsten Pianistinnen der Gegenwart.
© AFP

Konzert in der Staatsoper: Wenn sich große Geister treffen

Die Pianistin Martha Argerich und der Dirigent Zubin Mehta zu Gast bei der Berliner Staatskapelle.

Von Walzer zu Walzer. In der Staatsoper Unter den Linden, wo dieser Tage in einer Serie von ausverkauften „Rosenkavalier“-Vorstellungen der Wiener Walzer sein Lerchenauisch Glück feiert, wechselt die Staatskapelle mit Zubin Mehta zu „La Valse“. Maurice Ravels Komposition, die in unheimlichem Wirbel gipfelt, klingt eher nach schwermütigem Wesen.

Wie Zubin Mehta sie mit dem wunderbaren Orchester entfaltet, mobilisiert sie ihre euphorischen Kräfte und leuchtenden Farben. So triumphiert die Staatskapelle, die Mehta mit präzisem Antrieb dirigiert, auch in dieser anderen Sicht des Walzers.

Es ist der elektrisierende Auftakt eines Konzerts, das den Musikern auf der Bühne allein gehört. Mehta erreicht mit vorsichtigen Schritten einen Hochsitz vor dem Orchester. Zu dem Pensum, das der 83-jährige Dirigent sich dieser Tage aufbürdet, kommt nun noch der „Sacre“ von Igor Strawinsky. Was mit einem märchenhaften Fagottsolo beginnt, bleibt in der Elementarkraft des Rhythmus eher verhalten, wird kein überbordendes Parforcestück.

Die Staatkapelle folgt Mehta souverän

Dass die Darstellung des raffiniert Primitiven, die Brutalität des Ausdrucks in der donnernden Musik überwältigen könnte, ist heute Mehtas Sache weniger. Aber seine Ausbreitung der „Bilder aus dem heidnischen Russland“ hebt hervor, was in der Partitur an hochentwickelter Kunst zu finden ist bis in Bereiche der Polytonalität. Die Staatskapelle folgt ihm souverän mit ihrer Riesenbesetzung von fünf Flöten bis zu zwei Basstuben.

Das Wunder des Abends aber heißt Martha Argerich. Die Pianistin spielt das G-Dur-Konzert von Ravel, während Mehta sich mit dem Orchester ihr liebevoll begleitend zuwendet. Zwei musikalische Weltstars mit unendlichem Lebenswerk treffen zusammen.

Gemeinsames Verneigen vor dem begeisterten Publikum fällt nicht mehr ganz leicht. Argerich geht mit der Jazz-Virtuosität, den Trillerketten und Arpeggien des Werkes fast nachdenklich um, sehr introvertiert im singenden Adagio.

Geheimnisvolle Anschlagskultur, beseeltes Farbenspiel. Martha Argerichs Interpretation sagt, dass Brillanz eine hochgeistige Qualität ist.

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