Asia Argento: Weinstein-Anklägerin selbst des Missbrauchs beschuldigt
Die Schauspielerin Asia Argento wirft Harvey Weinstein Vergewaltigung vor – und wird nun selbst beschuldigt, einen 17-jährigen Jungen sexuell missbraucht zu haben.
Ihr wisst, wer ihr seid!“ Die Worte der italienischen Schauspielerin Asia Argento (42) bei der Verleihung der Goldenen Palme in Cannes dieses Jahr waren eine Warnung an die Ehrengäste. „1997 wurde ich in Cannes von Harvey Weinstein vergewaltigt. Aber immer noch sitzen hier Menschen, die für ihr Verhalten gegenüber Frauen zur Rechenschaft gezogen werden müssen.“ Argento gehörte im Oktober 2017 zu den 13 Schauspielerinnen, die dem Hollywood-Produzenten öffentlich Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs vorwarfen.
Es erscheint wie eine böse Ironie, dass nun Asia Argento sexuelle Übergriffigkeit angelastet wird. Laut Informationen, die der „New York Times“ anonym zugespielt wurden, zahlte Argento im Herbst 2017, kurz nach Veröffentlichung des Weinstein-Artikels, 380 000 Dollar an den 22-jährigen Schauspieler und Musiker Jimmy Bennett, der angibt, sie habe 2013 Sex mit ihm gehabt. Zu diesem Zeitpunkt war er nach kalifornischem Recht minderjährig. Für die Summe erhielt Argento ein Selfie, das die beiden nackt im Bett zeigt, sowie die Bildrechte. Eine Schweigevereinbarung war ausdrücklich nicht Teil des Deals. Bennett sagt, Argentos Vorwürfe gegen Weinstein hätten alte Traumata wachgerufen. Er finde es unerträglich, dass die Schauspielerin sich als Opfer inszeniere.
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Vorsicht ist geboten
Bennett hatte 2004 unter Argentos Regie in dem Familiendrama „The Heart Is Deceitful Above All Things“ ihren Sohn gespielt. Sie blieben über die Jahre in Kontakt, Argento wurde Bennetts Mentorin. Bereits 2014 hatte der damals 18-Jährige einen Gerichtsprozess gegen seine Eltern angestrengt, weil sie ihn angeblich um 1,5 Millionen Dollar betrogen hätten.
Von außen lässt sich unmöglich sagen, ob die Anschuldigungen zutreffen. Hat Asia Argento einen Minderjährigen genötigt? Oder sind die Vorwürfe Ausdruck der Probleme eines labilen ehemaligen Kinderstars? Argento hat sich mit ihrer exponierten Rolle als Anklägerin angreifbar gemacht, sie spricht heute sogar an der Harvard University über „MeToo“. In ihrer Heimat Italien wurde sie nach den Weinstein-Enthüllungen massiv angegriffen, erhielt sogar Morddrohungen.
Unabhängig davon, ob die Vorwürfe zutreffen, darf man sich nicht dazu hinreißen lassen, ihr Verhalten moralisch gegen die Taten Harvey Weinsteins aufzurechnen. Der Fall ist aber eine Erinnerung, wie vorsichtig man bei Missbrauchsvorwürfen mit Vorverurteilungen sein muss.