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Sanierungsbedarf. Die Alte Münze, 200 Meter vom Roten Rathaus entfernt, war 70 Jahre lang die Prägeanstalt für Reichsmark, DDR-Mark, D-Mark und Euro.
© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/ZB

Diskussionsveranstaltung: Was passiert mit der Alten Münze?

Raum für nichtkommerzielle Musik statt „House of Jazz“. Eine Diskussion über die Zukunft der Alten Münze, mit dem Kultursenator Klaus Lederer.

Besondere Vorsicht ist immer dort geboten, wo sich alle einig sind. Das hat eindrücklich die Diskussion „Wir gestalten: Stadt!“ bewiesen, zu der die Koalition der Freien Szene – genauer: deren „AG Alte Münze“ – im Theaterdiscounter eingeladen hatte. Es ging dabei um die nach wie vor offene Zukunft des vormaligen Münzprägewerks am Molkenmarkt, das – so viel steht fest – kein „House of Jazz“ unter der Führung des Star-Trompeters Till Brönner werden soll. Die dafür vom Bund offerierten 12,5 Millionen Euro hatte Kultursenator Klaus Lederer als Danaergeschenk zurückgewiesen.

Was also soll geschehen mit den 15 000 Quadratmetern in Berlins Mitte, die neben dem Humboldt-Forum und dem Haus der Statistik am Alexanderplatz die derzeit drängendsten Entwicklungsfragen aufwerfen? Ein Kulturstandort, daran ließ keiner der Podiumsteilnehmer Zweifel, zu denen Klaus Lederer, Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher, die Kulturpolitischen Sprecher Regina Kittler (Die Linke) und Daniel Wesener (Grüne) sowie Iris Spranger zählten, SPD-Sprecherin für Bauen, Wohnen und Mieten.

Unklarheiten beginnen bei den Besitzverhältnissen

Wer daraus folgerte, dann könnte es ja losgehen mit der Planung, sah sich getäuscht. Besonders Lederer trat auf die Bremse und bezeichnete die Debatte als „Auftakt eines Prozesses, um Erwartungen zu klären“. Dass mit dem Brönner-Bund-Angebot der Eindruck erweckt worden sei, „morgen könnten schon die Bagger anrücken“, hat ihm nach eigenem Bekunden überhaupt nicht geschmeckt.

Die Realität sieht anders aus. Die Unklarheiten beginnen schon bei den Besitzverhältnissen. Teile des Areals unterstehen der Verwaltungshoheit des Bundes, andere werden von der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) betreut. Deren Geschäftsführerin Birgit Möhring sprach sich zwar für den Kulturstandort aus, konnte aber nur berichten, dass derzeit vier Planungsbüros verschiedene Machbarkeitsstudien auswerten.

Es fehlen 30 Millionen für eine Sanierung

Lederer ließ durchblicken, er könnte sich einen Musikschwerpunkt nichtkommerzieller Natur in der Alten Münze vorstellen. Mit Proben- und Aufführungsräumen, vielleicht einem Club. Allerdings sollte man „das Fell des Bären nicht verteilen, bevor er erlegt ist“. Im Moment, metapherte Lederer warnend weiter, tappe der Bär noch durch den Märkischen Wald. Will heißen: Es fehlen die mindestens 30 Millionen Euro für eine Sanierung. Und wer für die laufenden Kosten zahlt, ist auch noch nicht geklärt.

So weit, so Berlinalltag. Während der Diskussion wurde zugleich das angespannte Verhältnis zwischen dem Kultursenator und der Koalition der Freien Szene augenfällig. Von einer „Misstrauenskultur“ ihm gegenüber sprach Lederer. Unverhohlen gereizt erteilte er einem Szenario die Absage, in dem seine Verwaltung Gelder für die Alte Münze ranschaffen und mit der BIM den Standort entwickeln würde, nur um dann die Entscheidung über die Nutzung aus der Hand zu geben. An die Freie Szene etwa. Wer also soll entscheiden? Bleibt erst mal offen.

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