Jubiläumsfeier zu 100 Jahren Volksbühne: Was kommt nach Frank Castorf?
Die Volksbühne singt und tafelt zum Jubiläum des Hauses am Rosa-Luxemburg-Platz. Und spekuliert über die Intendanz nach Frank Castorf.
Sie kann Party, würde man auf Neudeutsch sagen. Das kann sie wirklich, auch wenn sonst nichts geht: Musik und Alkohol und Feierlaune gehören zur Grundkompetenz des großen Tempels am Rosa-Luxemburg-Platz, der dort nun seit 100 Jahren steht, eine feste Burg für alle, die an das Radikale im Theater glauben. Eigentlich aber ist die Volksbühne ein altdeutsches Haus, sie plakatiert in Frakturschrift und hängt an ihrer Tradition wie keine zweite Bühne der Stadt. Und so musste das 100-Jährige doch irgendwie noch begangen werden, mit einer erweiterten Betriebsfeier zum Jahresausklang.
Die Sitzreihen sind abgebaut, vom Bühnenhorizont bis hinauf unter den Balkon zieht sich die lange Tafel für Ehrengäste und das Personal. Ein Wiedersehen mit Corinna Harfouch, Henry Hübchen, Achim Freyer, Manfred Karge, Leander Haußmann und anderem Volksbühnenedel- und Urgestein. Kathrin Angerer und Milan Peschel singen „Always On My Mind“, Alexander Scheer bringt „Time Is On My Side“ dar, Sophie Rois schmettert Country-Malochersongs. Frank Castorf hat natürlich keine Rede vorbereitet, schweift gerührt und gut gelaunt durch die spektakuläre Historie des Hauses, dem er seit über zwei Jahrzehnten vorsteht. „Gefühlte hundert Jahre Castorf“, meint Kulturstaatssekretär Tim Renner in seiner Ansprache und toastet auf die „nächsten hundert mit Frank Castorf“.
Was kommt nach der Castorf-Intendanz?
Ob man daraus etwas Kulturpolitisches ableiten kann? Bei Bouletten, Wodka und Kartoffelsalat wird eifrig diskutiert: Bleibt er über 2016 hinaus? Gibt’s noch mal Nachschlag, zwei Jahre oder drei? Gibt es überhaupt eine Idee, was nach der Castorf-Intendanz kommt?
Hartnäckiger als andere Gerüchte hält sich dieses: Die Volksbühne wird zu einem Zentrum für Tanz und Performance in internationalem Stil, ein Choreograf soll übernehmen. Damit wäre der Experimentiercharakter gewahrt. Allerdings würde eine solche Lösung mit den Berliner Festspielen konkurrieren, weshalb deren Intendant Thomas Oberender angeblich auch schon im Gespräch war für die Volksbühne. Tim Renner hat da eine schön schwierige Aufgabe. Vielleicht bleibt Castorf als Hausregisseur, und andere machen alles andere, buntes Programm. So ähnlich wie immer schon, nur offiziell.
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