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Im 3-Sat-Studio beim Bachmann-Preis.
© picture-alliance/dpa

Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb startet: Was Klagenfurt kann

In Klagenfurt beginnt das Ingeborg-Bachmann-Preislesen. Die Sorge: dass es wieder mal ein durchwachsener Autorenjahrgang ist. Immerhin einen Medienstar hat der Wettbewerb bereits: Ronja von Rönne.

Es gibt einen neuen Trend beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt. Das lässt sich jetzt schon sagen, da es an diesem Mittwochabend mit der Auslosung der Teilnehmerreihenfolge erst losgeht, das 39. Mal im Übrigen. Denn die Klagenfurter Rede zur Literatur, ebenfalls ein fester Programmpunkt am Eröffnungsabend, wird, wie im Vorjahr, von einem Bachmannpreis-Sieger gehalten. Nach Maja Haderlap, die 2011 gewann und 2014 redete, ist es dieses Mal der Sieger von 2010, Peter Wawerzinek, der sich Gedanken zu Literatur im Allgemeinen und womöglich zu Klagenfurt und zum Bachmannpreis im Besonderen macht. Ob es 2016 der Gewinner von 2009 sein wird, Jens Petersen, der den Wettbewerb mit einer Rede eröffnet?

Dieser Trend, so er sich verfestigen sollte, deutet auf eine gewachsene Selbstbezüglichkeit der „Tage der deutschsprachigen Literatur“ hin, wie der vier Tage andauernde Wettbewerb im Untertitel heißt. Und das wirft die Frage nach der Notwendigkeit dieses alljährlich im Fernsehen bei 3sat übertragenen Preisvorlesens auf. Vor allem aber, eine Nummer kleiner, nach seiner Strahl- und Wirkkraft. Weiß noch jemand, wer letztes Jahr gewonnen hat, wer überhaupt teilgenommen hat? Ja, Tex Rubinowitz wurde 2014 Bachmannpreissieger. Bislang aber war die Resonanz auf sein Buch „Irma“, das dieses Frühjahr erschienen ist (mitsamt Bachmann-Text), durchwachsen, vor allem quantitativ, weniger qualitativ (die Besprechungen, die es bislang gab, hatten wenig auszusetzen).

Visitenkarte Klagenfurt

Obwohl die Verlage die Bücher von Bachmannpreisträgern mit dem entsprechenden Hinweis versehen, sind diese doch keine, die zwingend zum Veröffentlichungstermin gewürdigt oder verrissen werden, keine Kehlmann- oder Hermann- oder Rothmann-Neuveröffentlichungen, sondern Saisonware, gewissermaßen. Andererseits: Ein Uwe Tellkamp, eine Sibylle Lewitscharoff oder ein Arno Geiger, der in Klagenfurt leer ausging und seinerzeit ziemlich gerupft wurde für einen Auszug aus seinem späteren Durchbruchsroman „Es geht uns gut“, findet sich halt nicht in jedem Jahrgang.

Und wenngleich man aus der Jury hinter vorgehaltener Hand hin und wieder mal hört, dass sie kaum vernünftige Texte angeboten bekomme, erstaunt es beim Durchschauen der Teilnehmerfelder der letzten zehn, noch besser zwanzig Jahre doch, wer in Klagenfurt alles dabei war und aus wem dann ein herausragender oder zumindest regelmäßig Bücher veröffentlichender Autor wurde. Von Ingo Schulze und Saša Stanišik über Jenny Erpenbeck, Antje Rávic-Strubel und Julia Franck bis hin zu Wolfgang Herrndorf oder Norbert Scheuer. Keiner von ihnen hat den Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen, nur einen der kleineren wie den 3sat-Preis oder den Publikumspreis. Insofern relativiert sich im Nachhinein oft die Klage über einen nicht so tollen oder besonders miesen Jahrgang. Es gibt ja in jedem Autoren- und Autorinnenleben so etwas wie eine Entwicklung, und in Klagenfurt eine erste Visitenkarte abzugeben, kann doch förderlich sein.

Ronja von Rönne ist der Star

Und wie wird es nun 2015? Auf dem Papier lässt es sich schon einmal gut an: mit der 23-jährigen Ronja von Rönne als Medienstar, mit ein paar zumindest im Literaturbetrieb sehr bekannten Autorinnen (es sind deren zehn, bei nur vier männlichen Teilnehmern) wie Valerie Fritsch, Saskia Hennig von Lange, Teresa Präauer und Nora Gomringer sowie mit zwei durchaus etablierten Autoren, dem Schweizer Tim Krohn und dem Klagenfurter Peter Truschner. Könnte weitere Trends setzen, dieser Jahrgang, um es im Andreas-Neumeister-Sound zu sagen – kommt am Ende aber, na klar, auf die Texte an.

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