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Gustavo Dudamel.
© dpa

Berliner Philharmoniker: Was für ein Einstieg für Gustavo Dudamel!

Gustavo Dudamel dirigiert die Berliner Philharmoniker mit Feuer und Präzision. Für diese Aufführung von Gustav Mahlers 3. Symphonie gebührt dem jungen venezolanischen Maestro ein Kranz.

Märchenhaft, „wie aus weiter Ferne“, tönt das Posthornsolo in den Saal, „frei vorgetragen“ und doch voll kontrollierter Schönheit, wie Gábor Tarkövi es spielt: eine Glanzleistung des Philharmonikers, vollendet hier und heute und doch wie aus alter Zeit. Das Posthorn war einst das Signalinstrument der Postillione. Und wenn es jetzt im Scherzo der 3. Symphonie von Gustav Mahler wie ein wehmütiger Gruß von draußen erklingt, so ist es eine Botschaft der Wunderhornlyrik, frei von Sentimentalität. Hier lauschen zu können, zuzuhören und den zarten Nachklang des Posthornmotivs zu bedenken, wo die geteilten Streicher pianissimo verweilen, ist für den Dirigenten ein sublimes Mittel zur Interpretation Mahlers.

Anstelle von Mariss Jansons, dem eine Dirigierpause auferlegt ist, hat Gustavo Dudamel die Konzerte der Berliner Philharmoniker ohne Programmänderung übernommen. Mag sein lateinamerikanischer Beethoven noch Wünsche offen lassen, für diese Mahler-Aufführung gebührt ihm ein Kranz. Dazu gehört, dass die Philharmoniker dem jungen venezolanischen Maestro werktreu motivierte Partnerschaft anbieten. Acht Hörner im Einklang, „Kräftig. Entschieden“: Was für ein Einstieg bei diesem Orchester!

Dudamel dirigiert mit Feuer und Präzision

Wenn Mahler in der sechssätzigen Symphonie den Klangrausch zu wecken sucht, so weiß der Dirigent ihn mit Feuer und Präzision zu steuern. Die Generalpause lebt. Die Komposition gilt als symphonischer Gesang, da sie der Wunderhornpoesie besonders nahesteht.

Ein Geheimnis der Interpretation ist Deutlichkeit. Dudamel arbeitet mit den Philharmonikern – etwa den wunderbaren Oboen- und Hornsoli – heraus, dass Mahlers Denken in selbstständigen Stimmen auf eine neue Art leuchtender Polyfonie zielt, die vom Melodischen getragen wird. In den ruhigen Tempi, die das „lustige“ Bettlerlied der Kinder und den Frauenchor (Staats- und Dom- sowie Rundfunkchor) umschließen, erweist er sich als Adagio-Dirigent von Rang: Die Musik trägt den Ausdruck: „Empfunden.“ Das Misterioso des vierten Satzes vergoldet die Mezzosopranistin Gerhild Romberger: „Denn alle Lust will Ewigkeit.“

Den Auftakt macht eine minutenkurze Raummusik für drei gleiche Melodieinstrumente (Englischhorn) und Harfe von Harrison Birtwistle. Damit und dem Posthorn in der großen Symphonie ist das Konzert wie geschaffen, Scharouns Philharmonie zu feiern.

Noch einmal am heutigen Samstag um 16 Uhr.

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