Lang Lang bei den Berliner Philharmonikern: Ein klassisches Gipfeltreffen
Was passiert, wenn Starpianist Lang Lang und Dirigentenshootingstar Gustavo Dudamel auf die Berliner Philharmoniker treffen? Im Idealfall wird es ein stürmischer Abend. Werke von Richard Strauss, Béla Bartók und Samuel Barber standen dabei im Mittelpunkt.
Nur um gleich mal die Dimensionen dieses Zusammentreffens klarzumachen: Im Popbereich müsste man schon Justin Bieber, Lady Gaga und die Rolling Stones zusammen auf eine Bühne stellen, um eine ähnliche Prominenzpotenz hinzubekommen. Ist nicht Lang Lang der größte globale TV-Star der Klassik, ist nicht Gustavo Dudamel der musikantischste Maestro der jüngeren Generation, und sind nicht die Berliner Philharmoniker die beste Band der Welt? Na also!
Vier Abende hintereinander spielen sie in der Philharmonie – wahlweise hätten sie auch einmal die O2 World am Ostbahnhof ausverkaufen können. Aber es geht hier ja nicht um eine Show oder ein Event. Sondern um die ernsthafte, tief schürfende Auseinandersetzung mit Béla Bartók, Richard Strauss und Samuel Barber. Um ein gemeinsames Nachdenken über drei Klassiker der Moderne.
Barbers introvertiertes „Adagio for Strings“ steht am Beginn: Extrem langsam, sehr privat geht Dudamel das zartbittere Stück an, als Einladung ans Publikum, in der exterritorialen Welt des Konzertsaals anzukommen, innezuhalten, sich ganz aufs kollektive Zuhören zu fokussieren. Wie ein barockes Lamento erblüht die Partitur in ihrer ganzen traurigen Schönheit.
In Bartóks 2. Klavierkonzert hat Lang Lang sein ideales Stück gefunden: Der Solopart ist so verteufelt schwer, dass selbst ihm keine Zeit bleibt für die übliche exaltierte Gestik. Gleichzeitig bereitet es ihm sichtbar Freude, die gezackten Rhythmen richtig schön scharfkantig herauszumeißeln – schließlich arbeiten Hämmer im Inneren jedes Steinways. Lang Langs stupende technische Virtuosität verleiht dem herben Expressionismus Bartóks dabei einen edelmetallischen Schimmer, eine raffinierte Art-déco-Eleganz. Chapeau!
Richtig kulinarisch wird es nach der Pause mit zwei frühen Strauss-Tondichtungen: Den „Don Juan“ dirigiert Dudamel genießerisch, berauscht sich am tausendfarbig schillernden Klang der Philharmoniker, unterbindet dabei auch den Schmäh nicht, lässt selbst zuckriges Mehlspeis-Melos zu. Der Ausdrucksmusiker Dudamel braucht übrigens keinerlei Hampelei, um den emotionalen Sturm zu entfachen. Konzentriert die Armbewegungen, die Beine stehen fest auf dem Boden. Seine Kraft kommt von innen. Auch so zeigt sich phänomenale Begabung.
Heikel, direkt den „Till Eulenspiegel“ anzuschließen, der jeden im Orchester erneut bis zum Äußersten fordert. Mögen sich Karajan-Kenner an Ausführungen erinnern, die einen Hauch präziser waren – die Präsenz jedoch, die hier zu spüren ist, die Art, wie Energiewellen durch die Reihen branden, die Heutigkeit, die Frische des Sounds fegen alle Erinnerungen hinweg. Glücklich, wer solche Abende live miterleben darf.
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