Rassismus im Theater: Von wegen divers
Die Schauspielerin Maya Alban-Zapata wirft dem Theater an der Parkaue Rassismus vor. Und erinnert damit auch daran, wie homogen deutsche Theater sind
Die Theater haben Ferien, der Vorhang bleibt zu, alles gut. Nicht ganz. In die Sommerurlaubsstimmung hinein kracht eine umfangreiche Recherche der „taz“, in der es um rassistische Vorfälle an einer Berliner Bühne geht. Hinzu kommt, dass es sich beim Theater an der Parkaue um ein staatliches Theater für Kinder und Jugendliche handelt. Das hat eine besondere Vorbildfunktion.
Maya Alban-Zapata, eine afrodeutsche Schauspielerin, soll auf den Proben übel beleidigt und diskriminiert worden sein, ein Großteil des Ensembles und auch der Regisseur Volker Metzler sollen sich daran beteiligt haben. Die Schauspielerin stieg aus der Produktion aus.
Das liegt über ein Jahr zurück. Inzwischen haben sich Theater und Regisseur – nach einer Abmahnung – getrennt, das fragliche Stück, „Die Reise um die Erde in 80 Tagen“ nach Jules Verne, steht nicht mehr auf dem Spielplan. Seit einem Jahr gibt es in der Parkaue Förderprogramme für Diversitätsentwicklung, eine Stelle für eine Diversitätsagentin wurde geschaffen.
„Die Theaterleitung hat eine zweitägige Fortbildung zu Diversität am Theater absolviert, während die Belegschaft bei Sensibilisierungsworkshops für Alltagsrassismen mitmachte“, heißt es in der „taz“. Intendant Kay Wuschek habe sich bei der Schauspielerin entschuldigt. Alles gut?
Es ging auch um das N-Wort
Nicht ganz. Man könnte sagen, dass sich die Theaterleitung der Parkaue richtig und konsequent verhalten hat, wenn auch vielleicht ein wenig spät und unter Druck. Aber anders ist Fortschritt selten erreicht worden, und dann haben sich die Dinge doch verändert. Gesellschaftlicher Wandel ist mühsam und läuft nie glatt. Und alte Machtstrukturen bleiben lange stabil. Im schlimmsten Fall ändert sich nur für eine Zeit das Äußerliche, nicht aber das Denken.
Kultursenator Klaus Lederer wurde jetzt ein Brief zugestellt, in dem ehemalige Mitarbeiter der Bühne das Arbeitsklima dort beklagen und die Aufklärung des rassistischen Falls für eine Farce halten. Aber das Schreiben ist anonym und damit wenig hilfreich. Schließlich hatte die diskriminierte Schauspielerin seinerzeit den Mut, sich zu wehren und mit einer Zeitung zu sprechen. Obwohl Kollegen sie gewarnt hatten, sie würde dann möglicherweise kein Engagement mehr bekommen, nach dem Motto: Wer nicht alles mitmacht, ist eine Querulantin. Es ging auch um das N-Wort.
Der eigentliche Skandal
Die Sache hinterlässt ein mulmiges Gefühl. Wie kann es überhaupt zu solchen Verhaltensweisen gekommen sein, zumal an einem Haus, das einen aufklärerischen und emanzipatorischen Auftrag hat und diesen auch seit Jahren erfüllt? Und selbst wenn sich die Dinge tatsächlich anders abgespielt haben – wieso muss sich eine erfahrene Schauspielerin derart angegriffen fühlen? Welche Erfahrungen hat sie gemacht, am Theater und anderswo in der großen und offenen Stadt Berlin?
Vor einigen Jahren gab es die Blackfacing-Diskussion. Eine alte Praxis, die man inzwischen als rassistisch verurteilt – wenn Schauspieler sich schwarz schminken. Dahinter steckt ein großes Problem: Die meisten Ensembles hierzulande sind nicht divers, sondern sehr homogen. Das Maxim Gorki Theater arbeitet gegen den Mainstream mit seiner international geprägten Truppe. „Das Theater lädt ein zu einem Diskurs, der so vielfältig ist wie die Biografien der Menschen, die in dieser Stadt leben.“
So steht es auf der Gorki-Homepage. Aber das ist nach wie vor eine Ausnahme im Stadt- und Staatstheaterbetrieb. Wie Maya Alban-Zapata. Dass sie überhaupt als auffällig oder anders empfunden werden kann, ist der eigentliche Skandal. Im vergangenen Winter übrigens hat sie in Berlin am Renaissance Theater gespielt, in einem Stück über #MeToo.
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