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Ein Szenenbild aus "Das alte Gesetz".
© Deutsche Kinemathek

Berlinale Classics zeigt „Das alte Gesetz“: Vom Schtetl nach Wien

Berlinale Classic zeigt E.A. Duponts 1923 uraufgeführten Film „Das alte Gesetz“ in einer restaurierten Version mit neu komponierter Musik.

Der Film nahm die Hürden der Zensur ohne Mühe, mit dem Plakat gab es Ärger. Das Bild eines jungen Mannes, der über Gesetzestafeln hinwegschreite, verletze religiöses Empfinden, kritisierte der jüdische Vertreter in der Spruchkammer, konnte sich aber nicht durchsetzen. Die Tafeln würden nicht mit Füßen getreten, eine antisemitische Tendenz sei nicht zu vermuten, beschied die Oberprüfstelle.

Filmhistorisch eine Lappalie, die gleichwohl andeutet, wie heikel Stoff und Thema von E. A. Duponts am 29. Oktober 1923 in Berlin uraufgeführten Film „Das alte Gesetz“ waren. Die russische Revolution und der Zerfall Österreich- Ungarns hatten zahlreiche „Ostjuden“, wie es hieß, nach Westen getrieben – eine Migrationsbewegung, die vielfach als Bedrohung empfunden wurde. Der deutsche Film reflektierte die daraus erwachsenen sozialen Spannungen, der berühmteste Beitrag war sicher Paul Wegeners „Der Golem, wie er in die Welt kam“. Auch Dupont thematisiert den Zusammenstoß von westlicher Kultur und Religion mit dem alten Gesetz des orthodoxen Judentums, siedelt seine Geschichte aber um 1860 in der k. u. k. Monarchie an: Der junge Baruch (Ernst Deutsch), Sohn eines frommen Rabbiners aus einem galizischen Schtetl, will Schauspieler werden, schafft es, auch dank Protektion einer an ihm nicht nur mäzenatisch interessierten Erzherzogin (Henny Porten), bis ans Wiener Burgtheater. Es ist die Geschichte einer Assimilation, in der Baruch zwar seine Schläfenlocken abschneidet, den jüdischen Namen aber behält und es sogar schafft, die Riten des Versöhnungsfests einzuhalten, obwohl doch Premiere ist.

Der Film konnte jetzt dank einer Zusammenarbeit von Deutscher Kinemathek, ZDF und Arte restauriert werden und kommt mit neu komponierter Musik des Franzosen Philippe Schoeller durch das Orchester Jakobsplatz München unter Daniel Grossmann zur Aufführung.

16.2., 17 Uhr (Friedrichstadt-Palast). Am 19. Februar, 23.50 Uhr, läuft der Film auf Arte.

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