Leiter der Deutschen Kinemathek: „Bewegte Bilder, von morgens bis Mitternacht“
Kommt das zentrale Berliner Filmhaus, das Berlinale, Filmmuseum und Hochschule vereint? Ein Gespräch mit dem Chef der Deutschen Kinemathek, Rainer Rother.
Herr Rother, Kulturstaatsministerin Monika Grütters will sich für die Aufnahme des Filmhaus-Projekts in den Koalitionsvertrag einsetzen, falls sie im Amt bleibt. Es soll ein gemeinsames Haus für die Deutsche Kinemathek mit dem Filmmuseum, dem Arsenal-Kino, der Berlinale-Zentrale und der Filmhochschule Dffb werden. Senatskanzlei-Chef Björn Böhning schwebt vor, dass auch die Games-Sammlung dort Platz findet. Ist das die richtige Mischung?
Es wäre eine herausfordernde Mischung. An dem Gesprächsprozess, der schon seit einiger Zeit in Gang ist, sind sechs Institutionen beteiligt, neben der Kinemathek, dem Arsenal, der Berlinale und der Hochschule auch die Deutsche Filmakademie und Vision Kino ...
... ein Netzwerk, das sich unter anderem um Filmarbeit in Schulen kümmert.
Wir haben viele Gemeinsamkeiten bei der Vorstellung ausmachen können, was so ein Filmhaus sein soll, nämlich ein Zentrum für die audiovisuellen Künste mit vielfältigen Angeboten von morgens bis Mitternacht. Es sollte ein Arbeits- und Begegnungsort geschaffen werden, der Besucherinnen und Besuchern eine aktive Auseinandersetzung mit bewegten Bildern ermöglicht, eine Innovationsplattform für Diskussion, fruchtbare Reflexion und beständige Qualitätsorientierung der Branche. Ein gemeinsames Filmhaus sollte die „Leinwand“ aller historischen, aktuellen und zukünftigen Formen des Bewegtbildes sein, ein Ort, an dem gleichzeitig Filmgeschichte und individuelle Geschichten erzählt und weiterentwickelt werden.
Von morgens bis Mitternacht, was heißt das konkret?
Dass der Öffentlichkeit ein reichhaltiges Angebot gemacht wird: großzügige Ausstellungsbereiche für permanente Präsentationen und Sonderausstellungen des Museums für Film und Fernsehen, Kinos und Studios mit Einrichtungen für die medienpädagogische Arbeit, ein Recherchezentrum mit Bibliothek und Sichtungsmöglichkeiten, Tagungs- und Konferenzräume – bis hin zu einer attraktiven Gastronomie und einem Shop. Hier soll Film als Ausdruck einer utopischen Freiheit präsentiert, reflektiert, gelehrt und gelernt werden – an sieben Tagen in der Woche, von früh bis spät. Fraglich ist, ob das Haus und ihre Gemeinschaft genügend Spielraum für die Games-Sammlung zulassen werden. Aber natürlich ist es sehr erfreulich, dass nicht nur der Bund sich für das Projekt einsetzen möchte, sondern auch das Land Berlin sehr interessiert ist.
Über die Dffb, die vom Land getragen wird, wäre Berlin ja ohnehin beteiligt.
Und es gibt enge Verbindungen. Die Deutsche Kinemathek beherbergt das Dffb-Archiv, gleichzeitig nutzen die Studierenden unsere Bibliothek. Politisch gilt es, die Interessen von Bund und Land auszutarieren, aber ich bin optimistisch, dass das gelingen kann.
Braucht eine Filmhochschule nicht eher einen Campus als Räume in einem voraussichtlich beengten gemeinsamen Haus?
Das wird man nach der Machbarkeitsstudie entscheiden können, die der Bund in Auftrag gegeben hat und die im November vorliegen soll. Ist es gut, wenn die Dffb bei einem solchen zentralen Filmhaus nicht dabei ist? Die Games-Branche ist in Berlin stark vertreten, wie groß wäre der Nutzen einer räumlichen Nähe für die Studenten? All das muss abgewogen werden.
Die Bedeutung der Games neben dem klassischen Medium Film wurde auch in einigen Wahlprogrammen betont. Sollte die Games-Sammlung, die jetzt von einer eigenen Stiftung betreut wird, unters Dach der Deutschen Kinemathek schlüpfen?
Natürlich ist es aus Berliner Sicht wünschenswert, auch die Games unterzubringen. Aber der Wunsch und die Übernahme durch den Bund, das sind zwei verschiedene Dinge. Unsere in der Satzung festgeschriebene Aufgabe ist es, die Schätze des Mediums Film und Fernsehen zu bewahren und öffentlich zugänglich zu halten. Falls eine neue Aufgabe hinzukommt, müssten Satzung und Budget entsprechend geändert werden.
Wie sollte es weitergehen mit dem Projekt?
Wir hoffen sehr, dass in einem Koalitionsvertrag festgehalten wird, dass ein solches Filmhaus realisiert werden soll. Die Machbarkeitsstudie wird neben den verfügbaren Quadratmetern auch die Kosten abschätzen. Ich gehe davon aus, dass dabei die avancierte Technik für einen qualitativ hochwertigen Neubau, der energieeffizient und nachhaltig realisiert werden sollte, berücksichtigt wird.
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