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"Ich werde gezwungen, nicht sehen zu können, nicht denken zu können, keine Filme machen zu können." Filmemacher Jafar Panahi.
© dpa

Verbotener Regisseur Jafar Panahi: Vom Erfolg beschützt

Jafar Panahi kritisierte das iranische Regime - und wanderte ins Gefängnis. Er sagt: "In meinen Träumen schreie ich nach einer Zeit, in der wir einander tolerieren."

Am 1. März 2010 nahmen sie ihn fest, und brachten ihn ins berüchtigte Teheraner Evin-Gefängnis, wegen eines angeblich regimefeindlichen Projekts. In Wahrheit hatte der Autorenfilmer Jafar Panahi nichts anderes getan als viele seiner Landsleute: Er unterstützte die Opposition, kritisierte das Regime von Ahmadinedschad. Nach knapp drei Monaten kam er frei, wurde zu 20 Jahren Berufs- und Ausreiseverbot sowie zu sechs Jahren Haft verurteilt, trotz internationaler Proteste. Auf den Podien der großen Filmfestivals blieb seitdem immer ein Stuhl für ein frei. Immerhin, die Haftstrafe musste Panahi bislang nicht antreten – die Autoritären und die Liberalen im Iran sind sich nicht immer einig - man nennt es Willkür-Regime.
Panahi hat weiter gedreht, klandestin, unerschrocken, drei Filme bislang. „This Is Not A Film“ (Cannes 2011) entstand dokumentarisch zuhause, „Closed Curtain“ (2013), eine Reflexion über die eigene Krise, im Haus am Meer. Und nun „Taxi“, im Schutzraum eines Wageninneren.

"Ich werde gezwungen, nicht sehen zu können"

Panahi, Jahrgang 1960, hatte mit seinem Debütfilm „Der weiße Ballon“ 1995 in Cannes einen Preis gewonnen. Später erhielt er den Goldenen Leoparden in Locarno für „Der Spiegel“ (1997), den Goldenen Löwen in Venedig für „Der Kreis“ (2000), einen Silbernen Berlinale-Bären für „Offside“ (2006). Im Abseits, das sind die Mädchen, denen der Zugang zum Fußballstadion verwehrt bleibt: Panahi setzt sich für die Sache der Frauen ein, für die Freiheit des Ausdrucks, des Träumens. 2011 schickte er eine bewegende Grußbotschaft nach Berlin: „Ich wurde zu 20 Jahren Stillschweigen verdammt. Trotzdem werde ich in meiner Vorstellung weiterhin meine Träume in Filme übersetzen. Ich werde gezwungen, nicht sehen zu können, nicht denken zu können, keine Filme machen zu können. Aber in meinen Träumen schreie ich nach einer Zeit, in der wir einander tolerieren.“

Vielleicht schützt Panahis Erfolg ja auch andere mutige Künstler. Sein Kollege und Freund Mohammad Rasoulof saß 2010 ebenfalls im Gefängnis, auch er drehte weiter, er lebt heute in Teheran und Hamburg. Das Forum zeigte dieses Jahr Ali Ahmadzadehs Independentfilm „Atom Heart Mother“: Zwei junge, lebenslustige Teheranerinnen werden von einem Tyrannen heimgesucht. Auch dieser Film spielt fast komplett im Auto.

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