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Amouröses Verwirrspiel. Isabelle Huppert als Edelprostituierte Eva.
© MACASSAR PRODUCTIONS - EUROPACORP - ARTE France CINEMA - NJJ ENTERTAINMENT - SCOPE PICTURES / Guy Ferrandis

Isabelle Huppert ist „Eva“: Versteckspiel der Begierden

Berlinale-Wettbewerb: Benoît Jacquots „Eva“ kann trotz Isabelle Huppert nicht überzeugen. Dem konventionellen Erotikthriller fehlt die Raffinesse.

Bei der ersten Verfilmung des Noir-Krimis von James Hadley Chase war es die junge Jeanne Moreau, der ein gefeierter Autor bis zur Hörigkeit verfiel, vor der Kulisse des Filmfests Venedig. Das Schwarz-Weiß-Melodram von Joseph Losey soll damals, 1962, nicht gut angekommen sein, trotz der lasziv-verführerischen Moreau und des namhaften Regisseurs. Jetzt hat Benoît Jacquot sich erneut die Story um eine Femme Fatale und einen betrügerischen Schriftsteller vorgenommen, der seinen Erfolg einem gestohlenen Manuskript verdankt. Mit Isabelle Huppert als Edelprostituierte „Eva“. Sie trägt schwarze Perücke, Stöckelschuhe mit goldenen Pfennigabsätzen und einen blutrot geschminkten Mund.

Kalt sei sie, heißt es im Film, verlogen, berechnend, intrigant – in solchen Rollen hat man die große Huppert schon häufig gesehen. Allerdings konsequenter, unergründlicher, vor allem unberechenbarer in ihrer Berechnung. Jacquot belässt es hingegen bei einer Kopie der bekannten Leinwand-Persona seiner Hauptdarstellerin, mit der er schon häufig zusammengearbeitet hat, in „Villa Amalia“ (2009) zum Beispiel und vor allem in „Die Schule des Begehrens“ (1998), in der die gefährliche Liebschaft sich mit umgekehrten Vorzeichen anbahnt: Huppert verkörperte eine Geschäftsfrau, die sich mit einem bisexuellen Stricher einlässt. Der Regisseur und die Schauspielerin schätzen einander sehr, wie beide anlässlich von „Eva“ betonen.

Jacquots „Eva“ spielt in Paris, am Lac d’Annecy und in einem nahe gelegenen Chalet in den französischen Alpen. Ihr Gegenspieler ist Bertrand (Gaspard Ulliel, mit misanthropischer, möchtegerncooler Miene), selber früher Sexarbeiter, der sich mit dem gestohlenen Theaterstück eines Kunden einen Riesenerfolg als Dramatiker erschleicht. Wie in der Buchvorlage ist er mit der Sekretärin verlobt (zu Recht dauermisstrauisch: Julia Roy), und an Eva gerät er per Zufall im Chalet, als er sich zum Schreiben in die verschneite Einsamkeit zurückziehen will. Bertrand dünkt sich ihr zunächst überlegen, kennt er doch das Gewerbe. Er beschließt, sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen und will ihr Verhältnis obendrein zum Stoff seines nächsten Stücks machen, das sein Verleger unentwegt bei ihm anmahnt.

Eine Maskerade also, ein Versteckspiel der Begierden, Liebe und Lüge als Vexierbild. Auch der Film selbst betreibt Camouflage; die Grenze zwischen Erlebtem und Erfundenem wird im Plot zumindest anfangs verwischt. Allerdings geht Benoît Jacquot nicht gerade mit Raffinesse zu Werke. Sein konventioneller, meist in simple Schuss-Gegenschuss-Sequenzen aufgelöster Erotikthriller lässt die Virtuosität vermissen, die solche Doppelbödigkeit eigentlich erfordert.

Prostitution? Ist ein Beruf wie jeder andere und beschränkt sich auf Accessoires. Perücke, High Heels, Champagner, Lederpeitsche – der Rest findet diskret hinter Hotelzimmertüren oder unter Deckenspiegeln statt. Der Wechsel der Schauplätze Paris und Annecy? Wieder und wieder rast ein Zug durchs Bild, vor postkartenhübschem Gebirgspanorama. Macht der Verführung? Natürlich gewinnt Eva alias Huppert den amourösen Kampf – wobei der Film seine vermeintlich mysteriöse Titelheldin mit der Zeit zur treusorgenden Ehefrau eines Gefängnisinsassen entzaubert. Ihr mörderisches Lippenrot weicht dann einem freundlichen Orange. Mit „Eva“ hat der Bären-Wettbewerb einen frühen Tiefpunkt erreicht, trotz Isabelle Huppert.

18.2., 9.30 Uhr (Haus der Berliner Festspiele), 12.30 Uhr und 17.45 Uhr (Friedrichstadtpalast)

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