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Übles Kaff. Der Zeichner Bela Sobottke hat seine Italowestern-Persiflage „Krepier oder Stirb“ in einer Wüstenstadt namens New Berlin angesiedelt.
© Illustration: Sobottke

Berlin-Comics: Verfatz dich, Fremder

Mal ernst, mal wild: Neue Berlin-Comics erzählen von der Mauerstadt und dem Wilden Westen. Bei zwei Veranstaltungen stellen ihre Macher sie jetzt persönlich vor.

Berlin kann verdammt ungemütlich sein. Vor allem, wenn es als gesetzlose Wildwest-Stadt namens New Berlin daherkommt, die ihre Besucher auf dem Ortsschild mit dem Spruch „Fremda, verfatz Dir!“ begrüßt und von fremdenfeindlichen Kannibalen bevölkert wird. Dieses üble Kaff ist der Schauplatz der Western-Persiflage „Krepier oder Stirb“, die der Berliner Comicautor Bela Sobottke soeben veröffentlicht hat, und die er am Sonnabend kommender Woche bei einer Signierstunde in Kreuzberg vorstellt.

Es ist eine gelungene Fortsetzung seiner Berlin-Hommagen in Comicform, zu denen der muntere Endzeit-Zombie-Schocker „König Kobra“ und die in Reimform erzählte Geschichte eines Hasenheide-Killers namens „Knochen-Jochen“ gehören.

Hauptfigur von „Krepier oder Stirb“ ist ein stotternder Outlaw namens Sam Tom Rocco Anger, kurz S.T.R.Anger, den es auf der Suche nach seinem verschwundenen Pferd nach New Berlin verschlägt, wo er einem blutrünstigen Komplott auf die Spur kommt. Dem gelernten Grafiker Sobottke, der sich in jungen Jahren offensichtlich zu gleichen Teilen von Lucky Luke, Italowestern und Splatter-Filmen ernährt hat, ist eine düstere Killerkomödie gelungen, deren Humor so tiefschwarz ist wie seine Zeichnungen. Einen Trailer zum Buch gibt es unter diesem Link.

Mauerbau, Mauerjahre, Mauerfall

Einen ernsteren Blick auf das reale Berlin und seine dunkle Vergangenheit wirft das Autoren-Zeichner-Duo Susanne Buddenberg und Thomas Henseler. Die beiden haben sich vergangenes Jahr einen Namen gemacht, als sie in ihrer Graphic Novel „Grenzfall“ die Geschichte des DDR-Bürgerrechtlers Peter Grimm als vielgelobte Bilderzählung verarbeitet haben - mehr dazu unter diesem Link.

Schlaglichter der Geschichte: Eine Szene aus „Berlin – Geteilte Stadt“.
Schlaglichter der Geschichte: Eine Szene aus „Berlin – Geteilte Stadt“.
© Avant

Ihre neue Episodensammlung „Berlin – Geteilte Stadt“, die an diesem Donnerstag in der Gedenkstätte Berliner Mauer präsentiert wird, erzählt am Beispiel von fünf Menschen von der Teilung der Stadt, den Mauerjahren und der Wiedervereinigung.

In klaren, teilweise fast fotorealistischen Zeichnungen und pointierten, auf realen Biografien basierenden Erzählungen schildern sie, wie Familien auseinandergerissen wurden, wie es Flüchtlingen an der Mauer erging, wie die Stasi mit Regimegegnern umsprang und wie es sich anfühlte, am 9. November 1989 dabei zu sein, als die Mauer fiel.

Wilder Osten, wilder Westen: Die Titelbilder der beiden Bücher.
Wilder Osten, wilder Westen: Die Titelbilder der beiden Bücher.
© Avant/Gringo

Die mit kurzen Erklärtexten angereicherten Episoden sind schnörkellos und trotz ihrer Kürze so einfühlsam erzählt, dass auch jüngere Leser ohne Vorwissen eine Ahnung davon bekommen, was die Teilung für die Stadt und ihre Bewohner vor allem im Ostteil bedeutet hat.

Susanne Buddenberg/Thomas Henseler: Berlin – Geteilte Stadt, Avant, 96 Seiten, 14,95 Euro, Buchpräsentation mit Vorträgen zum Thema an diesem Donnerstag (19.7.), 19 Uhr, Gedenkstätte Berliner Mauer, Bernauer Straße 119, Berlin-Mitte.

Bela Sobottke: Krepier oder Stirb, Gringo Comics, 50 Seiten, 7,90 Euro. Signierstunde 28. 7., 14 Uhr, Grober Unfug, Zossener Straße 33, Berlin-Kreuzberg.

Lars von Törne

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