Endzeit-Science-Fiction-Persiflage: Zombies lieben Nacktschnecken
In der Erzählung „König Kobra“ ist Berlin die Kulisse für einen Endzeit-Zombie-Schocker.
Die Apokalypse erwischt ihn auf dem Klo. Der Kreuzberger Willy Pachulke ist einer der wenigen Menschen, die in nicht allzu ferner Zukunft die fast komplette Zerstörung der Stadt Berlin und der übrigen Welt auf wundersame Weise überleben. Fortan streift das Raubein mit Dreitagebart fast auf sich alleine gestellt durch die Ruinen der Metropole, immer auf der Suche nach dem, was nach dem großen Knall, dessen Ursache rätselhaft bleibt, das Kostbarste geworden ist: Wasser. Ausgerüstet mit einem Akkuschrauber, der zu einer radioaktiven Pistole mutiert ist, und tatkräftig unterstützt von einer mutierten Nacktschnecke namens Bruno, nimmt Pachulke die Herausforderung an – und den Kampf mit einer Horde mutierter Untoter auf, die sich an er Hirnmasse ihrer menschlichen Opfer ergötzen.
Das ist das Szenario der Endzeit-Erzählung „König Kobra“ von Bela Sobottke, einem Berliner Comiczeichner, der zuletzt mit dem Serienmörder-Drama „Knochen-Jochen“ (zu dessen Rezension geht es hier) von sich reden machte – einem Buch, das vor allem wegen seiner Kombination aus Splatter-Ästhetik und kunstvoll gereimten Texten einen eigenen Charme entwickelte, wenngleich einen der trashigeren Sorte.
Auch in „König Kobra“, dem von Endzeitkinofilmen und Comics der 60er und 70er Jahre inspirierten Zombie-Drama, mischt Sobottke deftige Trash-Elemente mit durchaus anspruchsvollen Zeichnungen und einer solide strukturierten Handlung, diesmal als Autor und Zeichner in Personalunion.
Sein großzügiger Einsatz tiefschwarzer Flächen und gezielt eingesetzter Schattierungen gibt dem Buch eine solide düstere Atmosphäre. Es gibt einige hübsch überdrehte Ideen, wie einen mörderischen Riesentintenfisch oder den Nacktschneckenkult unter Berlins Zombies, der die beiden Hauptfiguren erst ihr Leben zu kosten droht, sie aber am Schluss rettet und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Gegner in einem wilden Gemetzel einander selbst erledigen zu lassen. Allerdings trägt Sobottke den derben Haudrauf-Humor manchmal etwas sehr dick auf. Ein kurzweiliges, professionell gezeichnetes Büchlein, dessen Lektüre allerdings im Gegensatz zu den Bomben, die Berlin am Anfang in Schutt und Asche legen, keinen besonders nachhaltigen Effekt hinterlässt. lvt
Bela Sobottke: König Kobra, Gringo Comics, 48 Seiten, 7,90 Euro. Mehr unter www.koenigkobra.de.
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