Nach erneuten Missbrauchsvorwürfen: US-Theater streicht Woody-Allen-Stück
Nachdem Dylan Farrow die Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Adoptivvater Woody Allen erneuerte, streicht ein Theater in Connecticut eine Allen-Adaption aus dem Programm.
Nach der Erneuerung der Missbrauchsvorwürfe gegen Woody Allen durch dessen Adoptivochter hat ein Theater im US-Bundesstaat Connecticut ein Stück des Filmemachers aus dem Programm genommen. Das Musical "Bullets over Broadway", eine mit Jazzmusik untermalte Theateradaption des gleichnamigen Allen-Films, werde durch die Musical-Parodie "The Drowsy Chaperone" ersetzt, teilte das Goodspeed Opera House am Donnerstag mit.
"Im Lichte der aktuellen Debatte über sexuelle Belästigung und Fehlverhalten ist der Autor von 'Bullets over Broadway' einer zunehmenden Untersuchung unterzogen worden", erklärte Theaterintendant Michael Gennaro. Die anhaltende Medienberichterstattung mache diese Situation noch schwieriger und habe das Theater dazu veranlasst, die Angemessenheit der Produktion des Allen-Stückes zu überdenken.
Allens Adoptivtochter Dylan Farrow, die heute 32 Jahre alt ist, hatte in einem Fernsehinterview Anfang des Jahres ihre Anschuldigungen gegen den Filmemacher bekräftigt. Sie sei als Siebenjährige von ihrem Vater missbraucht worden, sagte sie dem US-Sender CBS. Der sexuelle Angriff habe sich im August 1992 im Speicher des Hauses ihrer Mutter ereignet.
Allen steht unter Druck in Hollywood
Die Adoptivtochter hatte bereits in den Jahren 2013 und 2014 in Interviews über den angeblichen Missbrauch berichtet. Erstmals war dieser Vorwurf in den neunziger Jahren im Zuge des erbitterten Sorgerechtsstreits zwischen Allen und Mia Farrow 1992 aufgekommen. Ein Gericht erklärte die Vorwürfe 1994 aber nicht für beweiskräftig.
Der Missbrauchsvorwurf schadete der Karriere des schon damals legendären Regisseurs nicht. Erst im Verlauf der aktuellen Debatte um die weitverbreiteteten sexuellen Übergriffe und Attacken im Filmgeschäft ist der vierfache Oscar-Preisträger unter starken Druck in seiner Branche geraten. Eine Reihe von Schauspielerinnen wie Greta Gerwig, Rebecca Hall, Ellen Page and Mira Sorvino bekundeten in den vergangenen Wochen Reue darüber, mit Allen zusammengearbeitet zu haben. (AFP)