Fernsehinterview mit Dylan Farrow: Adoptivtochter bekräftigt Missbrauchsvorwürfe gegen Woody Allen
"Er lügt seit so langem": Dylan Farrow erneuert in einem Fernsehinterview die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen Woody Allen. Viele Stars haben sich von dem Regisseur abgewendet.
Der Druck auf Woody Allen in Hollywood wächst. Zahlreiche Stars haben sich bereits von dem Regisseur distanziert, dessen Adoptivtochter Dylan Farrow ihn seit Jahren des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Jetzt hat Farrow erstmals in einem Fernsehinterview ihre Anschuldigungen gegen Woody Allen bekräftigt. Sie sei als Siebenjährige von ihrem Vater missbraucht worden, sagte die heute 32-Jährige dem US-Sender CBS. Der sexuelle Angriff habe sich im August 1992 im Speicher des Hauses ihrer Mutter ereignet. "Er lügt, und er lügt seit so langem", sagte Dylan Farrow unter Tränen zu den Unschuldsbeteuerungen ihres Vaters.
"Was ich nicht verstehe ist, warum diese verrückte Geschichte, dass ich einer Gehirnwäsche unterzogen und zur Aussage trainiert worden bin, glaubwürdiger ist als das, was ich darüber sage, dass ich von meinem Vater sexuell missbraucht wurde", so Dylan weiter. Sie nimmt damit Bezug auf die Beteuerungen Woody Allens, ihre Mutter Mia Farrow hätte Dylan damals zu der Aussage gegen ihn gedrängt. "Ich sage die Wahrheit, seit mehr als 20 Jahren".
Allen nennt die erneuten Vorwürfe "zynisch"
Woody Allen wies erneut alle Vorwürfe zurück. Der Familie seiner früheren Partnerin Mia Farrow warf der 82-Jährige in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung vor, sie nutze die derzeitige Bewegung gegen sexuelle Belästigung von Frauen in "zynischer" Weise aus, um die alten und "entkräfteten" Vorwürfe neu aufzuwärmen.
Dylan Farrow hatte bereits 2013 und 2014 in offenen Briefen über den angeblichen Missbrauch berichtet. Erstmals war dieser Vorwurf in den neunziger Jahren im Zuge des erbitterten Sorgerechtsstreits zwischen Allen und Mia Farrow aufgekommen. Der Missbrauchsvorwurf schadete der Karriere des schon damals legendären Regisseurs jedoch nicht, er genoss weiterhin großes Ansehen in Hollywood.
Erst im Verlauf der aktuellen Debatte um die sexuellen Übergriffe und Attacken im Filmgeschäft ist der vierfache Oscar-Preisträger unter starken Druck in seiner Branche geraten. Eine Reihe von Schauspielerinnen wie Greta Gerwig, Rebecca Hall und Mira Sorvino bekundeten in den vergangenen Wochen Reue darüber, mit Allen zusammengearbeitet zu haben. Ellen Page nannte die Zusammenarbeit mit dem Regisseur den größten Fehler ihrer Karriere. Colin Firth sagte in einem Interview, dass er in Zukunft nicht mehr mit Allen drehen will.
Schauspieler spenden ihre Gagen an Time's Up
"Ich glaube Dylan," sagte auch die Oscar-Gewinnerin Natalie Portman in einer Interviewrunde. Griffin Newman, Rebecca Hall und Timothee Chalamet, die in Allens neuem Film "A Rainy Day in New York" mitspielen, haben angekündigt, dass sie ihre Gehälter für wohltätige Zwecke spenden wollen, darunter die Bewegung Time's Up, die sich gegen Belästigung und Missbrauch von Frauen einsetzt. Der Schauspieler Alex Baldwin hat Allen dagegen verteidigt und nannte die Reaktionen seiner Kollegen in einem Tweet "unfair und traurig".
Allens leiblicher Sohn Ronan Farrow hatte im Oktober mit einem Artikel in der "New York Times" zum Sturz des Hollywoodmoguls Harvey Weinstein beigetragen. Der Journalist unterstützt seit Jahren seine Schwester in ihren Missbrauchsvorwürfen gegen Allen. Dagegen steht der Bruder Moses Farrow auf der Seite seines Adoptivvaters. In dem Sorgerechtsstreit war ein New Yorker Richter 1994 zu dem Schluss gelangt, dass es keine klaren Beweise für die Missbrauchsvorwürfe gebe.
Die Trennung zwischen der Star-Schauspielerin Mia Farrow und Allen sorgte damals auch deshalb für Aufsehen, weil sie durch die die Affäre des Regisseurs mit Farrows Adoptivtochter Soon-Yi Previn ausgelöst worden war. Später heiratete er die aus Südkorea stammende Frau. Sie sind bis heute zusammen und haben zwei gemeinsame Adoptivtöchter. (Tsp/AFP)