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"Unerwünschte Umarmungen". Produzent John Lasseter (Mitte) nimmt jetzt eine Auszeit, um sein Verhalten zu überdenken.
© REUTERS/David McNew

Auszeit für Animations-Chef John Lasseter: „Unwanted hugs“ bei Disney

Weinstein und kein Ende: Jetzt häufen sich die Vorwürfe gegen Disney-Produzent John Lasseter, wegen zahlreicher Grenzüberschreitungen. Und TV-Moderator Charlie Rose wurde entlassen.

Nach Belästigungsvorwürfen seitens mehrerer Firmenmitarbeiterinnen nimmt der Chef der Disney-Animationsfilmsparte John Lasseter eine Auszeit. Er entschuldige sich bei allen, die von ihm „unwanted hugs“ erhalten hätten, also unerwünschte Umarmungen oder andere Gesten, die „in irgendeiner Weise eine Grenze überschritten“ hätten, so Lasseter. Der Oscar-prämierte Regisseur von Erfolgsfilmen wie „Toy Story“ und „Cars“ räumte ein, er habe in den Studios nicht ausreichend für eine Kultur von Vertrauen und Respekt gesorgt. In jüngster Zeit habe er "eine Reihe schwieriger Gespräche gehabt, die sehr schmerzhaft für mich waren".

Dabei sei ihm zu verstehen gegeben worden, dass er einigen Mitarbeitern das Gefühl gegeben habe, nicht ausreichend respektiert zu werden. Seine Angestellten hätten das Recht, ihre eigenen Grenzen zu ziehen und deren Einhaltung durchzusetzen, "egal, wie gutartig meine Absichten sind", fügte er hinzu. Mit dem Disney-Management habe er sich auf eine sechsmonatige Sabbatzeit geeinigt, während der er sich über sein künftiges Verhalten klar werden wolle. Ein Sprecher von Disney erklärte, das Unternehmen schätze die "Aufrichtigkeit" Lasseters und seine "ehrliche Entschuldigung" und unterstütze seine Sabbatzeit.

Das Branchenmagazin "The Hollywood Reporter" berichtete unter Berufung auf zahlreiche, nicht namentlich genannte Quellen von einem "Muster mutmaßlichen Fehlverhaltens", das Insider von Disney und Lasseters vorherigem Arbeitgeber Pixar beschrieben hätten. Ein Pixar-Angestellter wurde mit den Worten zitiert, Lasseter sei bekannt gewesen für "Grapschen, Küssen und Kommentare über körperliche Attribute". Auch heißt es, er habe bei Betriebsveranstaltungen sehr viel getrunken - einige Frauen bei Pixar hätten gewusst, dass sie sich schnell abwenden mussten, um nicht geküsst zu werden.

CBS und PBS beendeten die Zusammenarbeit mit Charlie Rose. Wegen Belästigungsvorwürfen

Und ein weiterer Fall: Der renommierte TV-Moderator Charlie Rose wurde wegen Belästigungsvorwürfen endgültig entlassen. Sowohl CBS News als auch PBS beendeten die Zusammenarbeit, nachdem sie den 75-Jährigen zunächst suspendiert hatten. Rose zählte zu den renommiertesten Journalisten des Landes, er interviewte unter anderen den ehemaligen südafrikanischen Staatschef Nelson Mandela, die früheren US-Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama sowie den syrischen Machthaber Assad.
Laut einem Bericht der Zeitung "Washington Post" erhoben mindestens acht Frauen Anschuldigungen gegen Rose. Demnach belästigte der Moderator seit den 90er Jahren bis mindestens 2011 mehrere Mitarbeiterinnen mit anzüglichen Telefonanrufen und unangemessenen Berührungen oder entblößte sich unaufgefordert vor ihnen. Nach seiner Entlassung erhoben drei weitere Frauen Vorwürfe. Rose hatte sich am Montag für sein Fehlverhalten entschuldigt. "Ich habe mich manchmal taktlos verhalten und ich übernehme die Verantwortung dafür", twitterte er. Allerdings glaube er nicht, "dass alle diese Anschuldigungen zutreffen".
Anfang Oktober hatte der Skandal um den Filmproduzenten Harvey Weinstein eine große Zahl weiterer Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe von Prominenten nach sich gezogen, bis hin zu Vergewaltigungsvorwürfen. Auch Kevin Spacey wurde schwer beschuldigt - worauf Netflix sich von ihm trennte. AFP/Tsp

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