Ken Loach gegen Tom Yorke: Trotz Protest: Radiohead wollen in Israel spielen
Radiohead treten seit zwanzig Jahren in Israel auf. Jetzt wird der Band vorgeworfen, die "Apartheid" zu unterstützen. Doch sie hält am Konzert in Tel Aviv fest.
Die britische Rockband Radiohead hält an ihrem Plan fest, am 19. Juli in Tel Aviv aufzutreten. Es wird ihr viertes Konzert in Israel, das erste seit dem Jahr 2000. In Großbritannien war die Gruppe dafür teilweise scharf kritisiert worden. Ein Festivalauftritt in Glasgow wurde vor einer Woche von Aktivisten gestört, die palästinensische Flaggen schwenkten. Auf Transparenten stand die Forderung: „Cancel Tel Aviv.“ Sänger Thom Yorke soll den Demonstranten den Mittelfinger gezeigt haben. Filmregisseur Ken Loach warf der Band in einem einem offenen Brief in der Zeitung „The Independent“ vor, sie wollten nur eine Seite wahrnehmen, „und zwar jene, die Apartheid“. Radiohead müssten sich entscheiden, "ob sie auf der Seite der Erpresser oder der Erpressten stehen wollen.“
Auftritt des aufrechten Altlinken
Loach 81, pflegt sein Image des aufrechten, auch kämpferischen Altlinken. Er hat in den letzten fünfzig Jahren meisterliche Filme wie "Kes", "Riff-Raff" oder "The Wind That Shakes the Barley" inszeniert. Zuletzt gewann er 2016 mit "Ich, Daniel Blake" die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes. Einen Link mit seinem Text aus dem "Independent" ließ der Regisseur auf Twitter dem Radiohead-Sänger zukommen. Thom Yorke, 48, reagierte umgehend mit einem Tweet: „In einem Land aufzutreten bedeutet nicht, dass man die Politik der Regierung unterstützt. Wir spielen in Israel schon seit 20 Jahren und haben Regierungen kommen und gehen gesehen. Genauso ist es in Amerika. Wir billigen Netanjahu genauso wenig wie Trump, trotzdem treten wir noch in den USA auf.“ In persönlicherem Tonfall fügte der Musiker hinzu: "Musik, Kunst und Wissenschaft sind dafür da, Grenzen zu überschreiten, nicht welche zu errichten. Musik, Kunst und Wissenschaft geht es um offene Köpfe, nicht um geschlossene, darum, Menschlichkeit, Dialogbereitschaft und Freiheit zu teilen. Ich hoffe, das macht unsere Absichten klar, Ken."
Israelkritik mit Schweineballon
In Großbritannien gibt es eine relativ starke Gruppe von Künstlern, die zum kulturellen Boykott Israels aufrufen. Dazu gehören Musiker wie Riz Ahmed, Brian Eno oder die Dramatikerin Caryl Churchill. Sie weigern sich, in dem Land aufzutreten oder Geld anzunehmen, das von dessen Regierung oder einer ihr nahestehenden Organisation stammt. Auch Roger Waters, ehemaliger Sänger und Bassist von Pink Floyd, hat sich wiederholt kritisch über Israel geäußert. Auf einer "The Wall"-Tournee ließ er einen schweineförmigen Ballon von der Decke baumeln, auf dem unter anderem ein Davidstern zu sehen war. 2013 sagte Waters in einem Interview im Bezug auf Israel: "Die Parallelen zu dem, was in den dreißiger Jahren in Deutschland geschehen ist, sind so offensichtlich."
Der Streit zwischen Loach und Yorke reicht bereits länger zurück. Im Juni rechtfertigte sich Tom Yorke in einem Interview mit dem Musikmagazin "Rolling Stone": "Mir würde es nie einfallen, Loach vorzuschreiben, wo er arbeiten oder was er zu denken habe. Aber die Art von Dialog, in die uns Leute wie er verstricken wollen, ist einer von schwarz oder weiß. Damit habe ich ein Problem. Zutiefst unangenehm ist vor allem, dass sie sich entschieden haben statt persönlich mit uns zu streiten uns in der Öffentlichkeit mit Scheiße zu bewerfen." Gut möglich, dass weiter Argumente, Beschimpfungen und andere Dinge fliegen werden.
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