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Letzter Auftritt. Pink Floyd mit Gilmour, Waters, Mason und Wright 2005 beim Live 8-Auftritt in London.
© AFP

Neues, letztes Album von Pink Floyd: The Endless River: Ohrenbetäubende Stille

Mit dem Album "The Division Bell" von 1994 schien das Werk von Pink Floyd abgeschlossen. Doch jetzt veröffentlichen David Gilmour und Nick Mason die Platte "The Endless River", entstanden aus recycelten Session-Bändern. Die Überraschung: Das Abschiedsalbum ist ziemlich großartig.

Es begann mit Weltraumdurchsagen, Morsegeräuschen und dadaistischen Zeilen über einen Krieg der Farben: „Lime and limpid green, a second scene / A fight between the blue you once knew.“ Und nun endet es mit schwebenden Keyboardteppichen, dem Rückkopplungsgesirre einer E-Gitarre und einer sanft-mürben Stimme, die murmelt: „It’s louder than words / The sum of our parts / The beat of our hearts.“

Dazwischen liegen 47 Jahre und eine Weltkarriere. 1967 kam „The Piper at the Gates of Dawn“ heraus, das Debütalbum von Pink Floyd mit dem windschief eiernden Eröffnungsstück „Astronomy Domine“. Und jetzt ist „The Endless River“ erschienen, die Platte, mit der die Band ihre Diskografie endgültig abschließen will. Die Stimme in der erhaben dahinfließenden Ballade „Louder than Words“ gehört David Gilmour.

Den Text, der von Ausgleich und Versöhnung handelt, hat seine Frau geschrieben, die Schriftstellerin Polly Samson. Es ist der einzige echte Song auf dem Album, die übrigen 17 Tracks sind instrumental. „Ich möchte die Platte nicht als Schwanengesang von Pink Floyd verstanden wissen“, hat Gilmour dem britischen Musikmagazin „Mojo“ gesagt. „Aber es ist der Abschluss, da bin ich mir ziemlich sicher.“

Dem Licht entgegen. Cover von "The Endless River".
Dem Licht entgegen. Cover von "The Endless River".
© Warner

Gitarrist David Gilmour und Drummer Nick Mason sind die letzten beiden verbliebenen Mitglieder der Band, nachdem Keyboarder Rick Wright 2008 mit 65 Jahren an Krebs starb. Mit Bassist Roger Waters sind sie seit drei Jahrzehnten verfeindet. Er hatte die Gruppe zeitweilig diktatorisch beherrscht und 1985 verlassen. Mason vergleicht Waters, der inzwischen mit eigenen „Dark Side of the Moon“ und „The Wall“-Shows tourt, gerne mit Stalin.

„Endless River“, erst das 12. Studioalbum von Pink Floyd, ist Rick Wright gewidmet. Der Titel entstammt dem Song „High Hopes“, dem letzten Stück auf der bislang letzten Platte „The Division Bell“ von 1994. Genau genommen entstammt auch die Musik dieser Platte. Zwanzig Stunden Session-Material waren damals übrig geblieben, aus dem Gilmour und Mason Teile entnommen, anders zusammengestellt und mit neu aufgenommenen Tonspuren verbunden haben. Stattgefunden hat diese Puzzlearbeit auf der „Astoria“, Gilmours Hausbootstudio, das etwas außerhalb von London auf der Themse liegt.

Als die Band im September die Veröffentlichung von „Endless River“ ankündigte und das Cover präsentierte, wurde sie von einem Shitstorm überrascht. Die Illustration zeigt die Rückenansicht eines Mannes, der in einem Holzboot auf den Wolken der Sonne entgegenrudert. Mit dem Motiv hatte der 19-jährige Ägypter Ahmed Emad Eldin sich gegen Entwürfe von Damien Hirst durchgesetzt. Doch das Netz höhnte: „grauenvoll“, „Kitsch“, „schlimme Esoterik-Verpackung“. Die Erwartungen waren hoch, schließlich sind einige der vom 2013 verstorbenen Designer Storm Thorgerson gestalteten Plattenhüllen zu Ikonen aufgestiegen – das fliegende Schwein über dem Battersea Kraftwerk auf „Animals“, der brennende Geschäftsmann auf „Wish You Were Here“ oder der Pyramidkristall auf „The Dark Side of the Moon“.

Der Begriff „Esoterik“ erscheint gar nicht so abwegig, um die Musik von „Endless River“ zu charakterisieren. Weite Teile der Instrumentalstücke wirken mit ihren wolkigen Keyboardakkorden, den sphärischen Geräuschen und Gilmours so geschmeidiger wie markanter Melodiegitarre wie ein langer, ruhiger Fluss, ein Trip durch die Bilder im Kopf des Hörers. Die elektronischeren Passagen erinnern an die Ambient Music, die Brian Eno seit den späten siebziger Jahren produziert. „Retro“ sollte das Album klingen, hat Mason gesagt, und damit ist kein Sound gemeint, sondern eine Reminiszenz.

Gilmour und Mason schaffen es, mit Zitaten und Anspielungen auf sämtliche Schaffensphasen der Band zu verweisen. Die psychedelische Frühphase mit Syd Barrett als Anführer klingt im kosmischen Gebrabbel und den Hammondorgelfetzen des Auftaktstücks „Things Left Unsaid“ an. Die kalte Perfektion der mittleren Phase wird in einem Duell zwischen Saxofon und E-Gitarre beschworen, das an „Money“ anknüpft. Und die stärkere Orientierung zum Mainstream-Pop in der Spätphase unter der Ägide von Roger Waters ist im galoppierenden Gitarrenrhythmus von „Allons-Y (1)“ präsent, einem Stilmittel aus „Another Brick in the Wall“ mit dem Rebellionsaufruf: „Hey teacher leave them kids alone.“

„The nature of mankind is to work together“, sagt die gesampelte Stimme von Stephen Hawking in „Talkin’ Hawkin’“. Fast klingt es wie ein Versöhnungsangebot an Roger Waters.

Pink Floyd: The Endless River, Parlophone/Warner

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