Runder Tisch Tanz: Tanzszene protestiert gegen die Förderpolitik des Senats
Ärger und Frust zum Auftakt von „Tanz im August“: Der Senat stockt seine Förderung nur um 700.000 Euro auf. Die Künstler sind enttäuscht.
Die freie Berliner Tanzszene versteht sich auf kreative Formen des Protestes. Das konnte man am Freitagabend bei der Eröffnung des Festivals „Tanz im August“ im Hebbel-Theater sehen. An die hundert Tanzschaffende hatten sich versammelt, um gegen die Förderpolitik des Berliner Senats zu protestieren – am Ende tanzten alle ausgelassen zu lauter Musik auf dem Trottoir.
Der fröhliche Eindruck täuschte: denn Ärger und Frust sind groß in der freien Szene. Und auch verständlich. Der Runde Tisch Tanz hat 2018 monatelang über strukturelle Verbesserungen in der Berliner Tanzszene beraten. Die Initiative ging im Wesentlichen von der Grünen-Politikerin Sabine Bangert, der Vorsitzenden des Kulturausschusses, aus; die Senatskulturverwaltung unterstützte den partizipativen Prozess mit rund 100.000 Euro. Mehr als 200 Tanzschaffende beteiligten sich an den unterschiedlichen Arbeitsgruppen, auf ehrenamtlicher Basis. Erarbeitet wurde ein Gesamtkonzept, das eine ganze Reihe von Maßnahmen umfasst.
Statt 6 Millionen nur 700.000 Euro
Das war ja der Auftrag: groß zu denken, eine Zukunftsvision zu entwickeln. Und Handlungsbedarf sieht der Runde Tisch Tanz durchaus. So müssten zum einen dringend die Arbeitsbedingungen der Künstler und Künstlerinnen verbessert und zum anderen die vorhandenen Produktionsorte gestärkt werden. Auch die Forderung nach einem Tanzhaus, eine Idee, die seit 30 Jahren in Berlin diskutiert wird, wurde erneuert. Als nun die Förderempfehlung des Senats bekannt wurde, war die Enttäuschung groß.
Vorgesehen ist eine Erhöhung der Förderung um 700.000 Euro, der Runde Tisch hatte 6 Millionen Euro gefordert. Natürlich handelte es sich dabei um eine illusorische Summe. Doch mit noch nicht mal 12 Prozent lassen sich keine großen Sprünge machen, keine strukturellen Veränderungen anschieben, es bleibt bei punktuellen Erhöhungen im Rahmen des bestehenden Förderinstrumentariums.
Tänzer werden in Berlin nicht ernst genommen
HAU-Chefin Annemie Vanackere und Virve Sutinen, die künstlerische Leiterin von „Tanz im August“ solidarisierten sich mit der Tanzszene. Auch die Protestaktion zeige, „wie fragil die Situation des zeitgenössischen Tanzes in Berlin nach wie vor ist“, sagte Vanackere, die zuvor beklagte, wie schwierig es für das Festival sei, einen großen Spielort in der Stadt zu finden. Sutinen forderte die Kulturpolitiker auf, die Tänzer und Choreografen als Partner in der Gestaltung des zukünftigen Berlins ernst zu nehmen. Die Förderempfehlung, mit der der Senat in die Haushaltsberatungen geht, ist aber ein Signal, dass die Künstler nicht ernst genommen werden.
Beim „Tanz im August“ sind diesmal vier Berliner Choreografen vertreten. Eszter Salamon zeigte am Eröffnungswochenende in der St. Elisabeth Kirche mit „M/others“ ein berührendes Duett mit ihrer Mutter. Die Aufführung überzeugte nicht nur ästhetisch, wie sensibel hier mit der Generationenfrage ein relevantes soziales Thema verhandelt wurde, hat die Zuschauer tief bewegt. Ein beglückender Abend – auch er eine Form des Protestes.
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