Afrikanische Filme im Kino Arsenal: Superheldin für einen Tag
Ein anderes Ostafrika: Das Festival „Afrikamera“ im Kino Arsenal zeigt Filme aus der Region.
Das afrikanische Kino ist hierzulande wenig sichtbar. Reguläre Kinostarts bleiben die Ausnahme, auch die neuen Distributionswege im Netz haben daran nichts geändert. Nun könnte der kenianische Film „Rafiki“ das Interesse an den Filmkulturen des Kontinents neu entfachen, wenn er im Januar 2019 bundesweit in den Kinos anläuft. In Kenia hat „Rafiki“, trotz erheblichem politischen Widerstand, ein begeistertes Publikum gefunden.
Der Film erzählt die Liebesgeschichte zweier junger lesbischer Frauen – in einem Land, in dem Homosexualität mit langem Freiheitsentzug bestraft wird. Regisseur Wanuri Kahiu hat erfolgreich gegen das zeitweilige Verbot des Films geklagt, sodass der Film schließlich doch öffentlich aufgeführt werden konnte.
Das vom Berliner Kulturverein toucouleur e. V. organisierte Filmfestival „Afrikamera“ widmet sich in seiner diesjährigen Ausgabe „Horn von Afrika“ den Filmkulturen im Osten des Kontinents. Die Staaten des Horns – Äthiopien, Eritrea, Dschibuti und Somalia – verbindet, dass sie mit Kriegen und innerstaatlichen Konflikten zu kämpfen haben. Ein Blick ins Festivalprogramm zeigt allerdings, dass man es mit dieser regionalen Zuschreibung nicht ganz so genau nimmt. So finden sich auch zahlreiche Produktionen aus den angrenzenden Staaten Sudan, Kenia, Ruanda und Tansania, auch einige Filme aus westafrikanischen Ländern sind zu sehen, etwa eine Hommage an den bedeutenden, kürzlich verstorbenen Regisseur Idrissa Ouedraogo aus Burkina Faso. Die Erweiterung des Programms auf ein größeres Gebiet im Osten des Kontinents mag auch an der politischen Situation am Horn von Afrika liegen. In Somalia, aufgrund des anhaltenden Bürgerkriegs das instabilste Land der Region, ist eine nationale Filmproduktion fast gänzlich zum Erliegen gekommen. Das Land ist deshalb beim „Afrikamera“ gar nicht vertreten.
Im Eröffnungsfilm „The Mercy of the Jungle“ spielen bewaffnete Konflikte eine Rolle. Der Film aus Ruanda erzählt die Geschichte zweier Soldaten während des Zweiten Kongokriegs (1998–2003), die von ihrer Einheit getrennt werden und sich fortan allein durchs Feindesland an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo schlagen. Der nur wenige Jahre zurückliegende Genozid in Ruanda schimmert als traumatischer Hintergrund der Protagonisten durch. In ständigem Wechsel zwischen dunklen, hektisch geschnittenen Verfolgungsjagden im Dschungel und meditativ-friedlichen Landschaftspanoramen geht es Regisseur Joël Karekezi um eine simple Erkenntnis: Das Leid der Zivilbevölkerung kann nur gelindert werden, wenn der Teufelskreis fortwährender Bürgerkriege durchbrochen wird.
Besonders in den dokumentarischen Filmen sind humanitäre Krisen in den verschiedenen Ländern jedoch eher hintergründig präsent, es geht vielmehr um Aspekte der Alltagskultur, wie um die Musiktraditionen im Sudan („Beats of the Antonov“) und in Kenia („Music is our Weapon“) oder um die jüdische Community in Äthiopien und ihre Migrationsbeziehung zu Israel („Transitions“ und „Red Leaves“). Am kommenden Samstag läuft zudem die deutsch-kenianische Koproduktion, die „Rafiki“ als kenianischer Oscar-Beitrag hinter sich gelassen hat: In „Supa Modo“ will eine Dorfgemeinschaft einem todkranken Mädchen den letzten Wunsch erfüllen – einen Tag lang Superheldin zu sein.
„Afrikakamera“ findet vom 13. bis 18. November im Kino Arsenal statt.
Jan-Philipp Kohlmann
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