Nachdreh für James Bond: So schnell kann der modernste 007-Gimmick alt aussehen
Die Pandemie beeinflusst auch das Product Placement in Hollywood-Filmen. Die Verschiebung von Kinostarts wird zum Problem.
Die Pandemie hat den Kulturbetrieb lahmgelegt, aber die Wirtschaft muss weitermachen: produzieren und verkaufen. Das sorgt für mitunter komische Asynchronitäten, die auch einiges über die Filmindustrie erzählen. Wie etwa das jüngste Gerücht in der britischen „Sun“, dass einige Szenen für den kommenden James-Bond-Film „Keine Zeit zu Sterben“ nachgedreht werden müssen, weil bestimmte Produkte im Film, für deren Präsentation die Hersteller viel Geld bezahlen (über die Markennamen schweigen die Produzent*innen), überholt sind, wenn der Film wie geplant Anfang Oktober in die Kinos kommen soll.
Der allerletzte Bond-Film mit Daniel Craig wurde inzwischen drei Mal verschoben, was zwar nicht die filmische Qualität beeinträchtigt, aber die Aktualität des Product Placements. Weder James Bond noch seine Agenten-Gimmicks können es sich leisten, alt auszusehen.
Die Werbekampagnen der großen „Medienpartner“ Hollywoods sind heute peinlich genau mit den Filmstarts abgestimmt. Die Pandemie hat nicht nur die Filmbranche durcheinander gebracht, sondern auch die Vermarktung von Luxusuhren, mobilen Endgeräten, Kinderspielzeug und Frühstücksflocken. Ohne Filme bleiben die Hersteller auf ihren Produkten sitzen, weil auch der Handel vom Crossover-Effekt durch die Kinokampagne profitiert.
Die Lagerhäuser sind voll mit Kino-Merchandise
Der amerikanische Einzelhandelsverband „National Retail Federation“ berichtete schon im September von überfüllten Lagerhäusern durch die Verschiebungen von „Top Gun: Maverick“, „The Fast and Furious 9“ und dem nächsten „Minions“-Sequel.
Wie gerne die Studios den Hype um das Merchandise für ihre Filme und Serien mitnehmen, zeigte zuletzt der Ansturm auf „Baby Yoda“-Produkte zur ersten Staffel des Star-Wars-Ablegers „The Mandalorian“. Nicht ohne Grund machten vor einigen Jahren die Lizensierungsrechte einen wesentlichen Teil des Milliarden–Deals zwischen George Lucas und Disney aus.
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Die Pandemie nimmt keine Rücksicht auf Verträge
Der Druck auf die Studios hat sich in den vergangenen Jahren nochmals erhöht, weil gerade bei den extrem teuren Quartals-Blockbustern die „Nebeneinnahmen“ aus der Vermarktung immer wichtiger für die Mischkalkulation werden, damit eine Produktion schon am Ende der Kinoauswertung schwarze Zahlen schreibt. Die Verträge mit den Herstellern von Fastfood, Spielzeug und Klebebildheftchen werden früh geschlossen, eine Pandemie nimmt darauf aber keine Rücksicht.
Auch das erklärt vermutlich, warum Universal im vergangenen Frühjahr sein Animationssequel „Trolls World Tour“, das seinerseits bereits auf Spielzeugfiguren basiert, gegen alle filmbrancheninternen Absprachen als exklusive Streamingpremiere veröffentlichte: Die Trolle sind bei Kindern zwar seit den 1960ern ein Dauerbrenner, aber der Film sollte zeitnah zur neuen Spielzeug-Kollektion verfügbar sein.
Bei James Bond geht es nicht um Massenware, sondern um hochwertige Produkte, deren Exklusivität einen Glamour-Faktor besitzt – für die Filmreihe wie die Hersteller. Das neue Bond-Auto, die neue Bond-Uhr generieren ein herrenmagaziniges Flair, das seit dem kernigen Sean Connery auch zum 007-Markenkern gehört. Dafür muss Daniel Craig nun für ein paar Tage zurück vor die Kamera.
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