Imi Knoebel in der Galerie Fahnemann: Schwarz-Weiß schmeckt
Das Kunstmuseum Wolfsburg zeigte gerade erst eine große Retrospektive des Maler-Bildhauers Imi Knoebel. In der Berliner Galerie Fahnemann besinnt sich der Künstler auf sein Frühwerk.
Wer sich erinnern kann, hat sie nicht erlebt, heißt es. Bücher, Filme und Ausstellungen rufen die späten Siebziger und frühen Achtziger derzeit ins Gedächtnis als nicht immer heimeliges Paradies der Subkulturen. Da hat Blixa Bargeld in Berlin im Risiko Wodka ausgeschenkt und Imi Knoebels Frau Carmen in Düsseldorf im Ratinger Hof gekellnert, auf dass die Punks und Künstler an diesen Orten gemeinsam ihre Jugend verschwenden.
Die Nostalgiewelle ist kein schlechter Zeitpunkt für eine Schau des Düsseldorfers Maler-Bildhauers Imi Knoebel, mag sich Clemens Fahnemann gedacht haben, damals wie heute Galerist in Berlin. Zumal das Kunstmuseum Wolfsburg gerade erst eine große Retrospektive und das Museum Haus Esters in Krefeld die Ausstellung „Kernstücke“ gezeigt haben. Die Sache hat nur einen Haken: Ausgerechnet diesmal hat Knoebel, mit dem Fahnemann seit 25 Jahren zusammenarbeitet, die Bilder so spät abschickt, dass zum ursprünglichen Ausstellungsbeginn die an den Wänden hängenden Werke noch nicht die vorgesehenen sind. Für Fahnemann kein Problem. Alle 25 Arbeiten sollen bis zum Wochenende gehängt sein, verspricht er dem frühen Besucher.
Der bekommt dafür die Möglichkeit, die Werke auch haptisch zu erfahren, sie anfassen zu dürfen. Knoebel hat die Farbe nicht auf Papier, sondern eine japanische Kunststofffolie aufgetragen. Die Folie verzieht sich nicht, sie lässt sich gut schneiden und montieren. Die Farbe, das heißt in einer Ausstellung mit dem Titel „Weiß – Schwarz“, nun ja. Wer genau hinschaut, kann im Schwarz einen grünen Schimmer ausmachen. Das ist kein Versehen, sondern ein interessantes Detail im Werk eines Künstlers, der neben den früh verstorbenen Blinky Palermo und Imi Giese in den Minimalisten-Zweig der Beuys-Schüler einsortiert wird.
Inspiration Gitterkuchen
Nach einigen ausgesprochen farbenfrohen Werkgruppen („Anima Mundi“) und der Arbeit an den Kirchenfenstern der Kathedrale von Reims war es für den Künstler offensichtlich wieder an der Zeit, sich in Schwarz-Weiß zu betätigen, lautet Fahnemanns Erklärung. Bereits in den sechziger Jahren hatte Knoebel schwarz-weiße Linienbilder gefertigt und sich an Malewitschs „Schwarzem Quadrat“ abgearbeitet. Nun nimmt er sich das Prinzip wieder vor. Eine solche Rückbesinnung auf das Frühwerk hat auch schon Georg Baselitz vollzogen und seine damaligen Werke einem „Remix“ unterzogen. Knoebel folgt ihm darin.
Mit den neuen Arbeiten kommen auch die neuen Erkenntnisse. Bislang wurden die „Weiß-Schwarz“-Arbeiten Knoebels, die aus gitterförmig übereinandergelegten Streifen bestehen, immer als eine Hommage an den Niederländer Piet Mondrian gesehen. Plötzlich aber gerät als Bezugspunkt der Gitterkuchen in den Blick, den man am Niederrhein so gerne isst. Damals hatte die Tochter des Künstlers allerdings auch noch keine Patisserie in Düsseldorf eröffnet.
Das Gitterprinzip in Knoebels Werk funktioniert ähnlich wie die asymmetrisch montierten Flächen der übrigen Bilder. Mal sind die Anteile von Schwarz und Weiß ausgewogen, mal nicht. Die Bilder entstanden bereits 2009 in Auflagen von je fünf Exemplaren, von denen Knoebel nur je zwei in den Handel gegeben hat. Die kleineren Versionen haben großformatige Verwandte, etwa das Bild „Weiss Schwarz 17 – Zelt“. Das 233 mal 282 mal 8,4 Zentimeter große Werk kostet 130 000 Euro. Die kleineren Arbeiten aus Kunststofffolie messen zwischen 18 mal 18 Zentimetern und 63,8 mal 75,3 Zentimetern und werden für Preise zwischen 3500 und 7500 Euro angeboten.
Galerie Fahnemann, Fasanenstraße 61, bis 14. November
Jens Müller
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