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Bedrohte Kulturstätte. Ende Mai veröffentliche eine Internetplattform der Dschihadisten dieses Bild des Römischen Theaters in Palmyra mit deutlich sichtbarer IS-Flagge. Die 2000 Jahre alte antike Stadt, gut 200 Kilometer nördlich von Damaskus, gehört zu den akut gefähredeten Unesco-Weltkulturerbestätten. Medienberichten zufolge haben die Terrormilizen die Ruinen vermint.
© AFP

Das Weltkulturerbe-Komitee tagt: Schützt die Kulturstätten!

Zerstörte antike Stätten im Irak, neue Anwärter aus aller Welt, alleine drei aus Deutschland: Das Welterbekomitee der Unesco tagt ab Sonntag in Bonn - und muss sich erneut mit den Gefahren für das Weltkulturerbe befassen.

Um Palymra macht sich alle Welt Sorgen. Nach wie vor ist die Gefahr nicht gebannt, dass der IS die antike syrische Oasenstadt Palmyra zerstört - angeblich hat die Terrormiliz "Islamischer Staat" die Ruinen der Stadt vermint und bereits zwei Grabstätten gesprengt. Und im März hatte der IS die irakische Stadt Al-Hadra sowie Kunstschätze in Mossul zerstört, der modernen Stadt gleich gegenüber dem historischen Ninive. All das wird Thema sein, wenn das Welterbekomitee der Unesco ab diesem
Sonntag in Bonn tagt. Rund tausend Deligierte treffen sich dort bis zum 8. Juli im World Conference Center, unter anderem werden sie auch über die Neuaufnahmen in die Welterbeliste beraten. 38 Vorschläge liegen vor.

Aus Deutschland, das bislang 39 Welterbe-Stätten zählt, darunter den Kölner Dom und die Berliner Museumsinsel, bewerben sich drei Stätten: das Kontorhausviertel und die Speicherstadt in Hamburg sowie der Naumburger Dom samt umgebender Landschaft. Ein internationales Projekt, das eine Reihe von Wikinger-Stätten in Deutschland und skandinavischen Ländern zum Welterbe erklären lassen will, wird vermutlich aufgeschoben werden..Andere prominente Bewerber sind die Taufstelle Jesu am Jordan (Jordanien), die französische Kulturregion der Champagne, die Kathedralen von Cefalu und Monreale (Italien) oder aus China die Tusi-Stätten, die Zeugnisse der Vasallenherrschaft über verschiedene Bergvölker im Süden des Landes .Auch Weltnaturerbestäten gehören zu den Bewerbern, etwa aus Südafrika, Thailand und Vietnam.

Vorsitzende des Welterbekomitees ist zur Zeit die deutsche Staatsministerin Maria Böhmer

Zum Welterbekomitee gehören aktuell 21 Staaten, die von den Unesco-Mitgliedstaaten in das Gremium gewählt wurden. Vorsitzende ist zurzeit die deutsche Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Maria Böhmer (CDU). Das Komitee wählt neue Stätten für die Welterbeliste aus und überwacht zugleich mit den jeweiligen Staaten die Erhaltung der Stätten. Wenn Gefahr droht, schlägt das Gremium Gegenmaßnahmen vor und kann bei groben Verstößen den Status als Welterbe auch wieder entziehen.

Weltweit stehen derzeit 1.007 Naturregionen und Kulturstätten auf der Welterbeliste. Damit werden Landschaften, Baudenkmäler und andere Stätten ausgezeichnet, die von herausragender Bedeutung für die Menschheit sind. 191 Staaten haben das Unesco-Übereinkommen zum besonderen Schutz dieser Stätten unterzeichnet. Doch die IS-Milizen im Irak und in Syrien scheren sich nicht um Abkommen. Mehrfach zerschlugen IS-Anhänger Kulturschätze, die nicht zu ihrem radikalen Religionsverständnis passen, vor laufenden Kameras. Unesco-Generaldirektorin Irina Bokova schlug nach dem IS-Einmarsch in Palmyra Alarm: „Die Kämpfe gefährden eine der bedeutendsten Stätten im Mittleren Osten und deren Zivilbevölkerung“. Auch zahlreiche andere Orte von Kämpfen, Plünderungen oder extremistischer Zerstörungswut bedroht.

Am 29. Juni will das Komitee eine Erklärung zum Schutz von Kulturgütern in bewaffneten Konflikten verabschieden. Am selben Tag wird die Kampagne „Unite4Heritage“ (Vereint euch für das Kulturerbe) vorgestellt, die Koalitionen zum Schutz von Kulturorten und Kunstwerken vor allem in Nahost schmieden will. Angesprochen sind unter anderem Regierungen, Streitkräfte, Zollbehörden, die internationale Polizeibehörde Interpol, Museen und Auktionshäuser. Viele geraubte Kulturgüter werden auf dem Schwarzmarkt gehandelt und finanzieren Terrororganisationen.

Doch nicht nur Krieg und Extremismus bedrohen die Welterbe-Stätten. Auch Industrie- und Verkehrsprojekte sowie Klimaveränderungen können
Bauwerken und Landschaften massiv zusetzen. So wollen sich die Delegierten in Bonn auch mit dem Great Barrier Reef vor der australischen Küste befassen, das unter dem Klimawandel leidet. Tsp/epd

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