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Die amerikanische Sopranistin Jacquelyn Wagner.
© Mary DuPrie/Promo

RSB und MDR-Chor: Schlüsselsätze

Das RSB mit Marek Janowski und dem MDR-Rundfunkchor spielt Bruckner, Bach und Britten.

Die archaische E-Moll-Messe des Linzer Domorganisten Anton Bruckner wirkt in diesen Tagen der Trauer und des Terrors wie ein Gebet. Dass der strenge liturgische Stil aus der Ferne kommt und außerdem zurückgeht auf die Polyphonie der Renaissance, scheint die Andacht des Publikums in der Philharmonie noch zu stärken.

Ehrfürchtiges Schweigen nach dem ruhig-feierlichen Agnus Dei. Im Konzert eines Sinfonieorchesters hat das Stück Ausnahmewert. Marek Janowski experimentiert noch mit seinem Rundfunk-Sinfonieorchester, das er zum Gipfel geführt hat und 2016 als Chef verlassen wird.

Der achtstimmige Chor ohne Solostimmen, gestützt auf streicherloses Orchester aus Bläsern, singt den Messetext, ohne Pathos zu entfalten. Zu Gast ist der MDR-Rundfunkchor. Heikle A-cappella- Partien und feine Dissonanzen im Kyrie, Dialoge mit einzelnen Bläsern im Gloria, das von Oboen umspielte Benedictus und knapp gehaltene bekenntnishafte Steigerungen gelingen den Leipziger Gästen auf solidem, teilweise glänzendem Niveau.

Jacquelyn Wagner singt leuchtend makellos

Auf sich selbst gestellt, zeigen sich die Bläser nicht ganz so souverän wie in der vertrauten Sinfonik Bruckners. Dann kommen die geteilten Streicher dran mit dem Brandenburgischen Konzert Nr. 3 von Bach. Janowskis schwungvolle Interpretation folgt keiner aufführungspraktischen Doktrin, aber nach zwei Adagio-Akkorden schäumt der Sechzehntelrhythmus.

Letzte Rarität sind Brittens „Les Illuminations“ für hohe Stimme und Streichorchester, das hier mit seinen Soli prächtig aufspielt. Obwohl der Text des Symbolisten Rimbaud Verständlichkeit nicht anstrebt, ist er Wort für Wort Denkmal moderner Fantasie. Davon ist bei der US-Amerikanerin Jacquelyn Wagner wenig zu hören. Jedoch ihr Sopran leuchtet so makellos, dass man ihr glaubt: „Ich allein halte den Schlüssel zu dieser wilden Parade.“

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