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Das Richard-Wagner-Festspielhaus in Bayreuth bleibt in diesem Sommer geschlossen.
© dpa/Daniel Karmann

Richard Wagner und die Corona-Krise: Schlingernde Operntanker

Die Bayreuther Festspiele müssen den neuen "Ring des Nibelungen" verschieben. Und auch in Berlin drohen die "Ring"-Pläne durcheinander zu geraten.

Eine Absage wäre der „Supergau“. Das hat die Bayreuther Festspielchefin Katharina Wagner Mitte März gesagt. Und hinzugefügt: „Wir sind voller Optimismus, dass sich die Situation bessert.“ Jetzt aber musste sie sich schweren Herzens doch entscheiden, die für diesen Sommer geplante Neuinszenierung des „Ring des Nibelungen“ zu verschieben – wahrscheinlich auf das Jahr 2022.

Denn die Vorbereitungen für das vierteilige Mammutwerk, das in Bayreuth traditionell auf einen Schlag herauskommt, hätten im April beginnen müssen. Fast 16 Stunden Musik sind dafür in Szene zu setzen. Tatjana Gürbaca, die eigentlich als Regisseurin vorgesehen war, hatte die prestigeträchtige Aufgabe im vergangenen Jahr zurückgegeben, weil sie die vom Festival zugestandenen Proben für zu knapp bemessen hielt.

Der 29-jährige Österreicher Valentin Schwarz, der tollkühn für sie einspringen wollte, wäre zwar mit dem Zeitfenster zufrieden gewesen – doch das hat sich wegen der Unmöglichkeit, gruppenweise in einem Raum zusammen Kunst zu erarbeiten, nun auch geschlossen.

2021 gibt es einen neuen "Fliegenden Holländer"

Statt Valentin Schwarz’ Deutungen von „Rheingold“, „Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ wird es im kommenden Jahr lediglich eine Konzertversion des zweiten „Ring“-Teils geben, im übrigen soll das Programm so ablaufen wie seit langem geplant, mit einem neuen „Fliegenden Holländer“ sowie Wiederaufnahmen von „Tannhäuser“, den „Meistersingern“ und „Lohengrin“.

Im internationalen Opernbusiness werden Engagements Jahre im voraus verhandelt, Katharina Wagner hätte die für den „Ring des Nibelungen“ verpflichteten Stars gar nicht mal eben auf 2021 umbuchen können. Weil sie da ja bereits andere Verpflichtungen haben. Gleiches gilt für den finnischen Dirigenten Pietari Inkinen, der die Tetralogie leiten sollte.
Wie unbeweglich die Musiktheater-Tanker sind, zeigt sich in der Corona-Krise. Noch hat die Deutsche Oper, die im Juni mit dem „Rheingold“ ebenfalls einen neuen „Ring“ starten wollte, ihre Premiere nicht abgesagt. Doch das wird wohl nicht mehr lange dauern.

Mit Folgen auch Unter den Linden: Dort nämlich wollte Daniel Barenboim unmittelbar im Anschluss an die Charlottenburger Tetralogie selber einen neuen „Ring“ starten. Wie dieser Walhall-Wirrwar zu lösen ist, wissen derzeit wohl nicht einmal die Götter.

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