Kulturfestival: Ruhrtriennale lädt Young Fathers trotz Antisemitismus-Vorwürfen wieder ein
Die schottische Band Young Fathers unterstützt die als antisemitisch kritisierte BDS-Kampagne. Die Ruhrtriennale nahm die Ausladung der Band jetzt trotzdem zurück.
Die Band Young Fathers darf doch bei der diesjährigen Ruhrtriennale auftreten. Die Ausladung der Band vor einer Woche hat Intendantin Stefanie Carp wieder zurückgenommen. „Keine Künstlerin und kein Künstler des diesjährigen Programmes der Ruhrtriennale ist antisemitisch oder rassistisch“, erklärte sie am Donnerstag in Bochum. Die nordrhein-westfälische Landesregierung kritisierte die Entscheidung
Young Fathers unterstützt die BDS-Boykottkampagne („Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“) gegen Israel. 2017 sind die Hip-Hopper einem Boykott-Aufruf von BDS gefolgt und haben einen Auftritt bei dem Berliner Pop-Kultur-Festival abgesagt. Grund war der Auftritt einer Künstlerin, die durch die israelische Botschaft mit 500 Euro Reisekosten unterstützt wurde. Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) nannte den Boykott damals „widerlich“.
Der Aufforderung der Ruhrtriennale-Leitung, sich von der Kampagne zu distanzieren, kam die Band nicht nach. Nach vielen Gesprächen in den vergangenen Tagen wolle sie ihre Haltung korrigieren und die Band erneut zu dem Konzert am 18. August in Bochum einladen, so Carp.
NRW-Kulturministerin bedauerte die Einladung der Gruppe
Für sie als Deutsche sei es schwierig, mit einer Bewegung in Zusammenhang gebracht zu werden, die Israel boykottiere, so die Intendantin. „Aber ich habe ja auch die Young Fathers eingeladen und nicht den BDS.“ Die Band habe in vielen Interviews glaubhaft gemacht, dass sie Antisemitismus in jeder Form ablehne. „Ich möchte mir die Haltung herausnehmen dürfen, eine Band wie die Young Fathers einzuladen wegen ihrer Musik und ihrer Texte und trotzdem persönlich die Boykottstrategie des BDS komplett abzulehnen“, erklärte Carp.
NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) bedauerte die Einladung der Gruppe. Sie unterstütze die BDS-Bewegung, die das Existenzrecht Israels in Frage stelle und zu einem umfassenden Boykott des Staates aufrufe. „Dies ist gerade vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte nicht akzeptabel“, so die Ministerin. Die BDS-Kampagne könne nun möglicherweise auf der Ruhrtriennale eine Plattform bekommen. Dies sei in Zeiten zunehmender antisemitischer Straftaten „ein falsches Signal“.
Veranstaltung zum Thema Boykott und Freiheit der Kunst geplant
Die Ruhrtriennale werde von zwei Kampagnen unter Druck gesetzt, erklärte Carp. Die eine sage, Israel-Kritik sei automatisch antisemitisch. Die andere erkläre automatisch jene Künstler zu Rassisten und Gegner der Palästinenser, die Israel nicht boykottieren. „Ich teile keine der verflachenden, verkürzenden Positionen dieser beiden Kampagnen“, sagte Carp. Wer die derzeitige Politik der israelischen Regierung kritisiere, sei nicht automatisch antisemitisch.
Die Intendantin kündigte eine Veranstaltung zum Thema Boykott und Freiheit der Kunst an. Ort und Zeit dafür würden noch bekannt gegeben. Möglicherweise könne sie aber im Zusammenhang mit dem Konzert von Young Fathers stattfinden und die Band ihre Haltung dort selbst vertreten.
Die diesjährige Ruhrtriennale will unter dem Thema „Zwischenzeit“ sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Wandel in den Fokus rücken. Das internationale „Festival der Künste“ findet vom 9. August bis 23. September an 17 Spielorten im Ruhrgebiet statt. (Tsp/KNA/epd)
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