Europäischer Filmpreis für "Toni Erdmann": Regisseurin Maren Ade fühlt sich wie ein "Riesengorilla"
Für ihr Vater-Tochter-Drama "Toni Erdmann" hat die Berliner Regisseurin fünf Auszeichnungen bekommen. Im Interview spricht sie darüber, worum es beim Filmemachen geht.
Frau Ade, wie fühlt sich der Sieg an?
Maren Ade: Es ist schön, es macht Spaß, es freut uns total. Ein bisschen fühlt man sich aber auch wie so ein Riesengorilla mit diesen fünf Preisen. Das europäische Kino ist ja sehr vielfältig. Als Filmemacherin finde ich Wettbewerb im Kulturbereich eine schwierige Sache, weil es natürlich nie einen besten Film oder so etwas gibt. Der Preis heißt europäischer Film und der Film war jetzt der Populärste - scheinbar.
Ist es eine Genugtuung nach Cannes, wo Sie trotz ihrer Favoritenrolle leer ausgingen?
Ach, in Cannes ist so viel Unerwartetes an einem Wochenende passiert. Auch, dass wir den Film in so viele Länder verkauft haben. Ich bin an sich so ein misstrauischer Typ. Ich erwarte erstmal nichts, deshalb war ich auch nach Cannes sehr, sehr zufrieden.
Wo stellen Sie die Preise hin?
Statuen eignen sich relativ gut als Buchstützen zum Beispiel. Aber ich stelle sie bei uns ins Büro. Vielleicht behalte ich den Drehbuchpreis.
Ihr Film zeigt viel über unsere Gesellschaft. Was kann man als Filmemacherin heutzutage bewirken?
Für mich geht es beim Filmemachen eher darum, eine Frage zu stellen. Ich will zeigen, mit was ich mich beschäftigt habe. Wenn man die Frage dringlich stellt, dann hofft man natürlich auch, dass der Zuschauer darüber nachdenkt. Ich habe aber keine Antwort. Für mich kann es im Film manchmal stärker sein, eine Frage zu stellen, als eine Antwort zu geben.
Maren Ade, die am Montag ihren 40. Geburtstag feiert, lebt als Filmemacherin in Berlin. Die gebürtige Karlsruherin studierte von 1998 bis 2004 an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, debütierte 2003 mit "Der Wald vor lauter Bäumen", einem Drama über eine überforderte Lehrerin, und erhielt mit ihrem zweiten Film „Alle Anderen“ mit Lars Eidinger und Birgit Minichmayr auf der Berlinale 2009 den Großen Preis der Jury.
Ihr Vater-Tochter-Drama "Toni Erdmann" lief im Mai 2016 in Cannes, ging dort zwar leer aus, feiert seitdem aber nationale und internationale Erfolge. Alle fünf Nominierungen beim Europäischen Filmpreis konnte sie "verwandeln". Bei der Filmpreis-Gala am Samstag in Breslau gewann Maren Ade als beste Regisseurin, als Drehbuchautorin, mit ihren Darstellern Sandra Hüller und Peter Simonischek - sowie in der Königsdisziplin "Bestes Drama". (dpa)
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