Beginner live in Berlin: Rampampam, alle Lampen an
Die Beginner gaben in der ausverkauften Berliner Max-Schmeling-Halle ein klasse Konzert mit vielen alten Bekannten an den Gastmikrofonen.
Bitte jetzt mal volle Konzentration. Kein Gezappel mehr, kein Geflacker. Ein weißer Scheinwerfer strahlt den stämmigen Mann in der Bühnenmitte an. Es ist Torch, eine Legende im deutschen Hip-Hop. Ohne ihn fände an diesem Abend in der Max-Schmeling- Halle vielleicht ein Handballspiel statt oder ein Rockkonzert. Dass hier nun die Beginner auftreten, liegt daran, dass sie Anfang der Neunziger Advanced Chemistry gehört haben. Die einstige Gruppe von Torch war eine der ersten, die auf Deutsch rappte. Zum Dank an die Pioniere haben die Beginner ihr letztes Album nach den Heidelberger Kollegen benannt - und Torch mit auf Tour genommen.
Nach etwas über einer halben Stunde steht er also im Scheinwerferkegel und schaut mit „Wir waren mal Stars“ auf die alte Zeit zurück, die Beginner-MCs Eizi Eiz alias Jan Delay und Denyo flankieren ihn, übernehmen einige Zeilen seines Songs. Sehr würdevoll, sehr mitreißend.
Die Ehrerbietung geht anschließend noch weiter, als Torch „Fremd im eigenen Land“ anstimmt, das bekannteste Advanced Chemistry-Lied. Torch rappt: „Nicht anerkannt, fremd im eigenen Land/ Kein Ausländer und doch ein Fremder“. Der Song ist 25 Jahre alt, damals war der deutsche Pass noch grün. Die drei jungen Heidelberger Rapper, Kinder von Zuwanderern, hielten ihn im Video in die Kamera, bauten ihn in ihre Reime ein.
Heute sieht der Pass anders aus, doch das im Song beschriebene Gefühl des Ausgeschlossenseins ist vielen Nicht-Biodeutschen geblieben. „Auffälliger Mensch, abfälliger Blick“, bringt Denyo es auf den Punkt. Jetzt sind auch er und Jan Delay eingestiegen, haben den Song in das Beginner-Stück „Thomas Anders“ übergehen lassen.
„Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ singen alle mit
Diese beiläufige Mischung aus Rap-Geschichte, Politik und Party ist kennzeichnend für den rund 100-minütigen Aufritt. Eine kleine Hüpf-Choreografie der drei Rapper an der Bühnenkante wird frenetisch bejubelt. Die Stimmung ist ohnehin hervorragend, die Fans auf den Rängen hält es nicht auf den Sitzen, im Innenraum wird eifrig mitgemacht.
Die erste Strophe des Nena-Covers „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ übernehmen die Fans gleich ganz. Auf dem riesigen Podest von DJ Mad, das auch als Videowürfel fungiert, sind passend zum Reggae-Vibe des Stücks eine Insel plus Unterwasserwelt zu sehen. Gerade als alle singen „Es ist Zeit für ein bisschen Zärtlichkeit“ schwimmt ein „Nazis raus“-Banner vorbei. Ja, macht Spaß mit den Beginnern.
Afrob und Samy Deluxe kommen als Gäste dazu
Lange Ansagen müssen die Hamburger gar nicht machen, es ist eh klar, wofür sie stehen. Sie klatschen einfach den nächsten Gast ab: Afrob kommt für „Rap & fette Bässe“ dazu – der Titel zitiert eine Zeile seines „Reimemonsters“, das der Stuttgarter im Vorprogramm gespielt hat. Später verleiht Samy Deluxe einigen älteren Stücken einen Extra-Punch. Aber auch bei „Meine Posse“ vom aktuellen Album ist er dabei. DJ Mad lässt die Bassdrum mächtig bollern und die Snare dazwischenstolpern. Und als Jan Delay zum zweiten Mal die Hook „Und es geht rampampam/ Alle Lampen an!“ singt, ist einfach alles perfekt.
Die Veteranen von der Reeperbahn sind gut in Form, feuern federnden Schrittes ihre Lines ab, bleiben cool hinter den Sonnenbrillen und demonstrieren, dass sie immer noch zu den Spitzenkräften des deutschen Hip-Hops gehören. Von den jüngeren Gästen, die auf ihrer Platte mitmachen, taucht keiner auf der Bühne auf. Nur der Hamburger Straßenrapper Gzuz wird bei „Ahnma“ eingeblendet. Kurz gruseln und dann wieder lachen mit Denyo: „Was, Rap ist in ’ner Sinnkrise?/ Guck, wie ich es hinbiege, mit Armen wie Tim Wiese“. Testsieger, definitiv.
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