Jeph Loebs und Tim Sales "Captain America: White": Rächer voll der Reue
Acht Jahre dauerte es, bis das Duo Loeb/Sale sein Captain-America-"color book" fertigstellen konnten. Ob sich das Warten gelohnt hat, lesen Sie hier.
Dass man als Comicleser mitunter gehörig Geduld aufbringen muss, hat man mit der Zeit zähneknirschend zu akzeptieren gelernt. Die Hefte der großen amerikanischen Verlage erschienen bis vor wenigen Jahren regelmäßig mit berüchtigter Verspätung, zwischen Band eins und Band drei von Ulf S. Graupners und Sascha Wüstefelds „Das Upgrade“ vergingen vier Jahre, und Jason Lutes' 1996 begonnene Berlin-Trilogie („Steinerne Stadt“) ist bis heute nicht beendet. „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“, wusste schon Karl Valentin.
Acht Jahre in der Pipeline
Eilig hatten es auch Jeph Loeb und Tim Sale nicht, als sie nach „Daredevil: Gelb“, „Spider-Man: Blau“ und „Hulk: Grau“ im Jahr 2008 die Nullnummer ihres Captain-America-„color books“ veröffentlichten. Aufgrund diverser beruflicher Verpflichtungen und serieninterner Entwicklungen, die mit dem Plot von Loeb kollidierten, dauerte es gute acht Jahre, bis die Geschichte endlich zu Ende erzählt werden konnte. Nun hat Panini die sechs US-Hefte umfassende Story als „Captain America: White“ auch auf Deutsch vorgelegt.
Vordergründig geht es in dem Band um einen Einsatz des Marvel-„Rächers“ an der Seite von Bucky und Nick Furys Howling Commandos im Frankreich des Jahres 1941. Es wird viel geschossen, geprügelt und gefrotzelt, und am Ende taucht auch noch ein alter Bekannter auf.
Eigentlich aber ist Loebs Geschichte ein langer Abschiedsbrief von Steve Rogers an seinen inzwischen gestorbenen Protegé Bucky, in dem er sich in inneren Monologen mit Selbstvorwürfen martert. „Ich war verrückt, ein Kind mit in den Krieg zu nehmen ...“
Anachronismus oder Nostalgie?
Das ist oft melancholisch und berührend, stellenweise aber auch gehörig pathetisch, wenn von Heldenmut und Opferbereitschaft gesprochen wird: „Trage ich deshalb die Flagge des größten Landes aller Zeiten? Weil ... wenn wir nicht für die einstehen, die es nicht selbst können ... wer dann?“. Geschmacksache, ob man das irritierend anachronistisch oder mit Blick auf die von Jack Kirby geschaffenen Anfänge der Figur liebevoll nostalgisch empfindet.
Unbestreitbar ist jedoch die grafische Brillanz, die Tim Sale, der mit Jeph Loeb schon Monumente wie „Batman: Dark Victory“ oder "Batman: The Long Halloween" schuf, hier wieder demonstriert. Seine von Dave Stewart kongenial kolorierten Zeichnungen bersten vor Dynamik, ein Panel fließt hier förmlich ins nächste, und der cartoonige Stil bildet einen interessanten Kontrast zu den oft an sowjetischen Propagandaplakaten geschulten Heldenposen.
Jeph Loeb, Tim Sale & Dave Stewart: Captain America: White, Panini, 140 Seiten, 16,99 Euro
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