Preis für Popkultur: Pop ist politisch
Zum dritten Mal wurde der Preis für Popkultur verliehen. Im Tempodrom triumphierten Trettmann, Kat Frankie und die Beatsteaks.
Der sächsische Rapper Trettmann hat beim Preis für Popkultur triumphiert. Bei der Verleihung am Donnerstagabend im Berliner Tempodrom wurde er in den Kategorien „Lieblings-Solokünstler“, „Lieblingsalbum“ (für seine Platte „#DIY“) und „Lieblingslied“ (für „Grauer Beton“) ausgezeichnet. Der Preis für die beste Solokünstlerin ging an die australische, in Berlin lebende Sängerin Kat Frankie für ihr Album „Bad Behaviour“. Die Beatsteaks wurden ebenfalls dreifach ausgezeichnet, als beste Band, gemeinsam mit Die Ärzte, Deichkind und Tocotronic für ihr Waldbühnenkonzert („beeindruckendste Live-Performance“) sowie, wiederum gemeinsam mit Deichkind, für das beste Video („L auf der Stirn“). DJ Koze gewann den Produzenten-Preis, die Newcomer-Trophäe nahm Sam Vance-Law mit. Mit dem Lifetime-Achivement wurde posthum der Berliner Musikverleger Rolf Budde geehrt, der im April gestorben war.
Geboren in Karl-Marx-Stadt
Trettmann, bürgerlicher Name: Stefan Richter, kam vor 45 Jahren im damaligen Karl-Marx-Stadt zur Welt und lebt inzwischen in Leipzig. In seinem Hit „Grauer Beton“ beschreibt er zu schleppenden Trap-Beats seine Hip-Hop-Sozialisation („Kids aus Übersee waren unsere Ikonen“) und die Verwerfungen der Wendezeit („Man hat uns vergessen dort, Anfang der neunziger Jahre“). Er trat Anfang September beim „Wir sind mehr“- Konzert in Chemnitz auf und hat immer wieder Stellung gegen den wachsenden Rechtsradikalismus genommen. „Die Landesregierung hat es über Dekaden verschlafen, etwas gegen rechte Strukturen zu tun“, sagte er in einem Interview.
Alternative zu Kommerzpreisen
Der Preis für Popkultur war vor drei Jahren als Alternative zu kommerzielleren Auszeichnungen wie dem Echo ins Leben gerufen worden. Über die Nominierungen entscheiden nicht Chartsplatzierungen, sondern 800 Juroren. Pop und Politik gehören für sie zusammen, die Vereinssatzung spricht sich gegen „rassistisches, homophobes oder ähnlich menschenverachtendes Gedankengut“ aus.
Der Preis für die „schönste Geschichte“ wurde an Charly Hübner und Sebastian Schultz verliehen, die den Dokumentarfilm „Wildes Herz“ über die Punkband Feine Sahne Fischfilet gedreht haben. Birgit und Horst Lehmeyer, die in einem mecklenburgischen Dörfchen das Anti-Neonazi-Festival „Jamel rockt den Förster“ organisieren, sind für „gelebte Popkultur“ ausgezeichnet worden.
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