Lido-Lichtspiele (Extra): Pasta und Spaghettiträger
Lady Gaga ist demnächst auch im Kino zu sehen. Beim Filmfest Venedig zieht sie vor der Weltpremiere von „A Star Is Born“ alle Sympathien auf sich.
Hat sie etwa Spaghetti für ihn gekocht? Bradley Cooper, Schauspieler und Regisseur von „A Star Is Born“ mit Lady Gaga als – na was schon, Lady Gaga alias Ally, erzählt, wie sie bei ihr zuhause gleich was Selbstgekochtes gegessen hätten, kaum dass sie sich zehn Minuten kannten. Dass sie beide aus italo-amerikanischen Familien von der Ostküste stammen, hat sie auf der Stelle verbunden. Überhaupt demonstrieren Lady Gaga, die in „A Star ist Born“ erstmals als Schauspielerin auftritt, und Cooper, der im Film erstmals singt (und auch als Regisseur debütiert), auf der Pressekonferenz vor der Weltpremiere beim Filmfest Venedig eine Einmütigkeit, die ohne einen Start mit richtig guter Pasta gar nicht denkbar ist.
Lady Gaga in Venedig: Der Hype begann schon am Donnerstag, als der Megastar mit dem Motorboot in die Lagunenstadt einfuhr. Die Popdiva saß seitlich am Bootsrand, kleines Schwarzes, Spaghettiträger, hochgerafft wie zum Fifties-Badedress, übereinandergeschlagene Beine, schwarze Pumps und das blonde Haar über der Stirn zu großen Locken zusammengedreht. Das ikonische Bild ging viral, prompt bescheinigen die Gazetten dem 75.Filmfest Venedig einen hohen Glamourfaktor.
„A Star is Born“: Die Geschichte vom Aufstieg einer unbekannten Sängerin und ihrer Liebe zu einem Profi ihres Fachs, dessen Stern längst am Sinken ist, wurde schon zwei Mal verfilmt: 1954 von George Cukor mit Judy Garland und James Mason, 1976 mit Barbra Streisand und Kris Kristofferson. Jetzt also die Lady-Gaga-Variante, mit einer kleinen Hommage an Garland, als Lady Gaga gleich zu Beginn "Somewhere over the Rainbow" singt und bald darauf in einer Schwulenbar "La Vie en Rose". Edith Piaf wurde oft mit Garland verglichen.
Es sei ihr um Verletzlichkeit gegangen, so Lady Gaga
Auf der Pressekonferenz trägt Lady Gaga ein bodenlanges weißes Kleid, wieder mit Spaghettiträgern. Und sie berichtet perfekt gestylt, wie Cooper ihr bei eben jener ersten Begegnung gleich mal das Make-up vom Gesicht wischte, als sie aus dem Haus kam. Um Verletzlichkeit sei es ihr bei ihrer Rolle gegangen, fügt sie hinzu. Auf der Leinwand sieht man sie dann zwar tatsächlich ungeschminkt, aber leider nie verletzlich. Das hat Lady Gaga mit Ally gemeinsam: Sie bleibt eine Kunstfigur. Schon ihren ersten Auftritt in der Bar unter Drag Queens legt sie ohne jeglichen Makel hin, stimmlich wie tanzend. Und trotz aller behaupteten Unsicherheit absolviert sie wenig später einen angeblich spontanen, in Wahrheit aber souveränen, sehr einstudiert wirkenden Top-Act vor riesigem Popkonzert-Publikum. Kein Patzer, kein Stolpern, nichts.
Während der Pressevorführung am Freitagmorgen hatten strenge Regularien geherrscht. Von der ersten bis zur letzten Filmminute säumten Aufpasser die Reihen in der Sala Darsena und schauten den Journalisten beim Filmgucken zu - auf dass niemand heimlich mit dem Handy mitschneidet. Abends zur Galapremiere trat Lady Gaga dann in einer rosafarbenen Federboa-Robe auf - und es regnete in Strömen. Was die Hysterie der Fans kaum abkühlen konnte.
Das Autobiografische ihres Parts? Ein Superstar wie Lady Gaga wird den Teufel tun, bei einer Pressekonferenz Persönliches preiszugeben. Aber dass sie mit 19 auf der Suche nach Gigs mit ihrem Klavier von Bar zu Bar zog, dass die Produzenten ihre Songs gerne anderen Sängerinnen überantwortet hätten, weil sie nicht gerade die Schönste war, und sie sich wehren musste, berichtet sie schon. Auch dass die Manager ihr beim Outfit reinreden wollten. Dabei zeichnet sie mit dem Finger fröhlich ihr Profil mit der angeblich hässlichen Nase nach. Die Nase ist auch im Film Thema. „Ich wollte nie eine sexy Frau sein, wollte nie sein wie andere Frauen“, sagt Lady Gaga. Ausgerechnet.
Eine Gute-Laune-Pressekonferenz, aufmerksam, zugewandt: Cooper und Lady Gaga machen ihren Job perfekt, versichern einander unentwegt ihre Sympathie und Wertschätzung und öffnen winzige Fenster zur Welt des Weltruhms. Man lernt nur was, wenn man sich seiner Angst stellt, sagt Cooper. Und macht mit einer kurzen rhythmischen Einlage klar, was Ruhm eigentlich bedeutet. Eine Art Schlagzeug-Staccato, dann Pause, wieder Staccato, wieder Pause etc.: „Ständiger Lärm und dann plötzlich Stille, plötzlich Alleinsein. Das sollte auch unseren Film rhythmisieren“. Sagt’s und das Filmteam verlässt den Raum, während hunderte Kameras und Smartphones noch einmal an Lady Gaga ranzoomen.
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