Historische Reform in Hollywood: Oscars führen Diversitätsregeln für „Besten Film“ ein
Ab 2024 müssen Bewerber für den Hauptpreis mindestens zwei Vielfaltsstandards erfüllen, um sich zu qualifizieren. Man erhofft sich dadurch mehr Diversität.
Die Oscar-Akademie will künftig durch neue Standards bei der Oscar-Vergabe mehr Inklusion und Diversität in der Top-Sparte „Bester Film“ erzwingen. Bewerber für den Hauptpreis des Oscar-Wettbewerbs sollen ab 2024 mindestens zwei Vielfalts-Kriterien erfüllen, um sich zu qualifizieren. Das teilte die Academy of Motion Picture Arts and Sciences am Dienstagabend (Ortszeit) mit.
Die Filmproduzenten können unter insgesamt vier Standards wählen. Die reichen von der Rollenbesetzung über Filminhalte bis zu Vielfalt im Produktions- und Marketingteam und der Förderung von Minderheiten durch Praktika und Lehrstellen. „Wir glauben, dass diese Inklusionsstandards ein Katalysator für dauerhaften, wichtigen Wandel in unserer Industrie sein werden“, sagten Academy-Präsident David Rubin und Geschäftsführerin Dawn Hudson in der gemeinsamen Erklärung.
Wichtige Darsteller könnten einer Minderheit angehören, etwa afroamerikanischer, asiatischer, hispanischer oder indigener Abstammung sein. Filmbeiträge könnten Themen aufgreifen, die sich um Frauen, Minderheiten, Menschen mit Behinderungen oder LGBT-Inhalte drehen. Als weitere mögliche Standards stellt der Filmverband Diversitätsquoten für die gesamte Rollenbesetzung oder für das Produktionsteam zur Auswahl.
Die Oscar Academy umfasst mittlerweile 9000 Mitglieder. Sie bestimmen die Oscar-Preisträger. In den vergangenen Jahren geriet der Verband wegen mangelnder Vielfalt in heftige Kritik, sowohl was seine Zusammensetzung - größtenteils weiße Männer - als auch die Verleihung der Preise anging. Afroamerikaner wurden lange übergangen, was 2018 zum Hashtag #OscarsSoWhite führte. Im selben Jahr wurden über 1000 neue Mitglieder in die Academy aufgenommen, die Hälfte davon Frauen, um für mehr Vielfalt zu sorgen.
Bei der letzten Oscar-Verleihung im Februar war die Trophäenshow unter Druck geraten, als in der Sparte „Beste Regie“ nur Männer nominiert wurden, obwohl es mit Regisseurinnen wie Greta Gerwig („Little Women“), Lulu Wang („The Farewell“) oder Lorene Scafaria („Hustlers“) reichlich Auswahl gab. Am Ende gab es aber einen historischen Sieg des Südkoreaners Bong Joon Ho, der mit der Gesellschaftssatire „Parasite“ vier Trophäen abräumte. Der Oscar für den besten Film ging zum ersten Mal nach Südkorea und an eine nicht-englischsprachige Produktion.
Auch andere Filmpreise arbeiten an neuen Standards
Die Verkündung der Oscar-Akademie folgt auf eine Reihe von Vorstößen, die mangelnde Diversität in der Filmbranche mit neuen Standards für wichtige Filmpreise zu bekämpfen. Die BAFTAs, Großbritanniens prestigeträchtigsten Filmawards, führten bereits 2018 Diversitätskriterien für bestimmte Kategorien ein.
Die Berlinale verkündete dieses Jahr, dass man nur noch einen Preis für die „beste schauspielerische Leistung“ verleihen wolle, statt wie traditionell einen für Schauspieler und einen für Schauspielerinnen. Dieser Entschluss wurde - unter anderem vom deutschen Schauspielerverband - heftig kritisiert. (mit dpa)