"Better Call Saul": Bob Odenkirk im Interview: „Nur wenige Anwälte kämpfen für das Gute“
"Better Call Saul" ist eine der am sehnlichsten erwarteten Premieren auf der Berlinale - dabei geht es um eine Serie, keinen Film. Darsteller Bob Odenkirk über seine Rolle als Saul Goodman.
Herr Odenkirk, wenn man sich auf der einen Seite einen ehrlichen Anwalt aus einem John-Grisham-Roman vorstellt und auf der anderen den Consigliere von Don Corleone, wo steht dann der „Better Call Saul“-Anwalt Saul Goodman?
Ich habe John Grisham nie gelesen. Aber natürlich kenne ich den Consigliere des Paten. Ich bin sicher näher an ihm. Anwälte, die für das Gute kämpfen, sind selten. Genauer gesagt: Zwischen Gut und Schlecht gibt es eine ziemliche Grauzone.
Wie verhält es sich bei Ihrer Figur?
Jimmy McGill bewegt sich auf beiden Seiten. Er bemüht sich, das Richtige zu tun, so wie sein Bruder, der in einer angesehenen Anwaltskanzlei arbeitete, gerecht war, ehrlich, würdevoll. Aber er schafft es nicht, in dieser Welt Fuß zu fassen.
Warum sollte man sich eine Serie ansehen, in der aus dem zweitklassigen Pflichtverteidiger Jimmy McGill der schmierige Drogenanwalt Saul Goodman wird?
Die Faszination besteht darin, zuzusehen, wie jemand um seinen Platz in der Gesellschaft kämpft. Jimmy hilft es nicht, auf die Urteile der anderen zu hören. Er muss auf die eigenen Instinkte für Richtig und Falsch vertrauen. Dabei sieht er sich immer auch mit den Augen seines Bruders.
Was lernt der Zuschauer in „Better Call Saul“ über die Vereinigten Staaten?
Die Serie ist kein Statement über Amerika, sondern darüber, was Individuen anstellen, um zu sich selbst zu finden. Es gibt aber in der Tat überall diese Anwälte, die Werbetafeln aufstellen und die Ambulanzen verfolgen, um Menschen zu fragen: Hatten Sie einen Unfall – wir könnten eine Menge Geld verdienen? Das ist ein echtes Problem. Man lernt schon etwas über das amerikanische Rechtssystem und darüber, wie es von vielen missbraucht wird.
Und wie viel „Breaking Bad“ steckt nun in „Better Call Saul“?
Sehr wenig. Mit Vince Gilligan und Peter Gould haben zwar die gleichen Autoren geschrieben. Sie sind sehr gut darin, eine bestimmte Tonart anzuschlagen und Spannung zu erzeugen. Aber während „Breaking Bad“ von einem krebskranken Vater handelt, der sehr schnell sehr viel Geld für seine Familie verdienen muss, geht es diesmal um eine Person und ihre Ziele, vor allem um seinen Wunsch, die Anerkennung seines Bruders zu gewinnen.
Wird es eine Fortsetzung geben?
Nachdem die Verantwortlichen die Arbeiten der ersten beiden Wochen sahen, haben sie eine zweite Staffel bestellt.
Im ersten Fall vertritt Jimmy McGill drei Jugendliche, die Sex mit einem abgetrennten Kopf haben. Sind alle Fälle so skurril?
Seine Fälle stammen aus der untersten Schublade, die will kein anderer übernehmen. Also arbeitet er an herausfordernden, seltsamen, überraschenden Fälle. Die Autoren sind hier eindeutig von der dunkleren Seite des Lebens inspiriert.
Sie sind Schauspieler und Comedian: Finden Sie die Serie lustig?
Ja, auch wenn ich das nicht so spiele. Für die Figur selber sind das Drama und der Schmerz gar nicht lustig. Das wird es erst aus der Perspektive des Zuschauers
Das Gespräch führte Kurt Sagatz.