Kultur: Duell der Giganten
Der neue Grisham-Thriller „Das Urteil“versammeltAltstars
1991 veröffentlichte der bis dato unbekannte amerikanische Autor John Grisham „Die Firma“, einen Wirtschaftskrimi mit David-schlägt-Goliath-Plot, der Milliarden Leser auf der ganzen Welt nicht schlafen ließ, weil sie in atemloser Spannung lasen. Seitdem erhält Grisham Millionen-Dollar-Vorschüsse auf seine Bücher, die er im Jahresrhythmus produziert, und auch die Filmrechte am jeweils neusten Roman sind bereits vertickt, bevor eine Zeile getippt ist. Schreibblockaden kann sich der Mann nicht leisten, und es verwundert nicht, dass die Romane einander gleichen und Grisham ganze Textpassagen bei sich selbst abkupfert, wenn auch nicht wörtlich.
Regisseure und Drehbuchautoren haben es nicht leicht mit solchen Vorlagen, obwohl Grisham wegen seines angeblich filmischen Schreibstils viel Lob einheimste, denn die Helden der Romane entbehren jeglicher Tiefe. Sie sind Klischeefiguren im GutBöse-Schema. Es gibt in Grishams Romanen wenig Alltag zwischen Südstaaten und Cayman Islands, nur gut gekleidete ältere Herren als Repräsentanten mächtiger Schattenkartelle und smarte junge Männer in Sneakers als deren Gegenspieler. Geld wollen jedoch beide Parteien, und große Mengen davon werden hin und her transferiert, vorzugsweise jedoch auf die Banken des Insel-Steuerparadieses. Selbst Regie-Routiniers wie Sidney Pollack („The Firm“, 1993), Joel Schumacher („The Client“, 1994, „A Time to Kill“, 1996) und Robert Altman („The Gingerbread Man“, 1998) gelang es nur schwer, den kruden Grisham-Plots ein wenig Leben einzuhauchen, obwohl ihnen Stars wie Tom Cruise, Tommy Lee Jones, Susan Sarandon, Sandra Bullock und Kenneth Branagh zur Verfügung standen – und Gene Hackman. Der spielte bereits in zwei Grisham-Adaptionen mit, weil er die perfekte Inkarnation des Verbrechers mit weißem Kragen und polierten Fingernägeln ist.
Auch in „Das Urteil“ ist Hackman wieder dabei, ein sicherer Griff des bisher wenig bekannten, 39-jährigen Regisseurs Gary Fleder. „Das Urteil“ handelt von einem Schadenersatzverfahren gegen einen Waffenhersteller: Die junge Witwe eines beim Amoklauf eines Kollegen erschossenen Börsenmaklers hat den Prozess mit Hilfe eines etwas schrulligen, aber aufrechten Anwalts (Dustin Hoffman) angestrengt. Ihre Aussicht auf Erfolg versetzt die Waffenlobby in Angst und Schrecken. Dort fürchtet man einen Präzedenzfall und heuert einen so genannten Jury-Berater (Hackman) an, der alle Geschworenen genau durchleuchtet, bevor sie verpflichtet werden – Anklage wie Verteidigung können eine bestimmte Anzahl von Juroren ablehnen. Die inoffizielle Vorauswahl funktioniert nach dem Prinzip „emotionale, engagierte, familienorientierte Leute raus; Waffennarren, Verbrechensopfer, Singles, Kriegsveteranen rein“. Außerdem gibt es noch ein Jury-Mitglied (John Cusack) und seine Komplizin (Rachel Weisz), die eigene Interessen verfolgen.
Aber die Handlung ist auch in diesem bisher bei weitem besten Film auf GrishamGrundlagen nicht so wichtig. Es sind die schauspielerischen Leistungen der großen alten Charakterdarsteller Hoffman und Hackman, beide seit rund vierzig Jahren im Geschäft und nun zum ersten Mal gemeinsam auf der Leinwand: ein Duell der Giganten.
In zehn Berliner Kinos, OV im Cinestar Sony-Center
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