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Die Echo-Trophäe.
© Matthias Balk/dpa
Update

Nach Skandal um Kollegah und Farid Bang: Musikpreis Echo wird abgeschafft

Die Musikindustrie zieht Konsequenzen aus dem Skandal um die Auszeichnung von Kollegah und Farid Bang - und die Plattenfirma trennt sich endgültig von den beiden Rappern.

Den Musikpreis Echo wird es in Zukunft nicht mehr geben. Das teilte der Bundesverband Musikindustrie am Mittwoch in Berlin mit. Demnach ist die Entscheidung bereits am Mittwoch bei einer außerordentlichen Vorstandssitzung gefallen. Der Verband reagierte damit auf die Kontroverse um die Preisvergabe an die Rapper Kollegah und Farid Bang für ihr als antisemitisch kritisiertes Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“. Unterdessen wurde bekannt, dass sich die Plattenfirma Bertelsmann Music Group nun endgültig von den beiden Musikern getrennt hat.

Das prämierte Album enthält Textzeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ und „Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow“. Nach der Preisverleihung hatten zahlreiche Musiker aus Protest ihre Echos zurückgeben - darunter Stardirigent Daniel Barenboim und Marius-Müller Westernhagen.

Die Veranstaltung hätte aus den gleichen Gründen schon vor 10 Jahren eingestampft werden können. Das Problem ist doch nicht der Echo. Es ist die Tatsache, dass solcher Mist millionenfach ver-/gekauft und gehört wird. Und das passiert auch weiterhin bzw. jetzt erst recht.

schreibt NutzerIn tel33

Der Echo sei "viele Jahre ein großartiger Preis und zugleich zentrales Branchenevent mit vielen bewegenden Momenten und herausragenden Künstlerinnen und Künstlern" gewesen, schrieb der Verband in seiner Mitteilung. Deutschland brauche "als drittgrößter Musikmarkt der Welt" auch "weiterhin Musikpreise mit Leuchtturm-Charakter". Der Vorstand wolle jedoch "keinesfalls, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen wird". Er werde deshalb auch "dafür sorgen, dass sich ein solcher Fehler in Zukunft nicht wiederhole".

"Vollständiger Neuanfang", weil die Marke "beschädigt" ist

Ursprünglich hatte der Verband erklärt, er wolle den Preis überarbeiten. Weil die Marke Echo "so stark beschädigt" worden sei, solle nun aber "ein vollständiger Neuanfang" unternommen werden. Vorbild sind demnach die Spartenpreise Echo Klassik und Echo Jazz. Während diese reine Jury-Preise sind, werde bei der Pop-Auszeichnung zumindest "die Jury stärker in den Vordergrund rücken". Wie das konkret geschehen soll, will der Verband mit Branchenvertretern und anderen, nicht näher genannten Institutionen in den nächsten Monaten erarbeiten. Die bisher involvierten Gremien aller drei Preise würden allerdings ihre Tätigkeit einstellen.

Kurz nach der Abschaffung des Musikpreises wurde auch die Trennung der Plattenfirma von den Rappern Farid Bang und Kollegah bekannt. „BMG hat die Zusammenarbeit mit den Künstlern Kollegah und Farid Bang beendet“, heißt es in einer Erklärung der Bertelsmann-Tochter, die der Deutschen Presse-Agentur seit Mittwoch vorliegt. Zum genauen Zeitpunkt der Trennung wollte sich ein Sprecher nicht äußern. Zuvor hatten das „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld und „Die Glocke“ über das Vertragsende berichtet. In der vergangenen Woche hatte BMG angekündigt, die Zusammenarbeit mit den Rappern vorerst ruhen zu lassen. (mit dpa)

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