450 statt 200 Millionen Euro: Museum der Moderne wird viel teurer als gedacht
Ein erstklassiges Museum hat seinen Preis: Das Museum der Moderne am Berliner Kulturforum soll nun bis zu 450 Millionen Euro kosten.
Für das Berliner Museum der Moderne gibt es jetzt Planungssicherheit. Allerdings wird es deutlich teurer als ursprünglich gedacht. Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat am Montag die für den Kulturetat zuständigen Abgeordneten des Haushaltsausschusses im Bundestag darüber informiert. Die Rechnung sieht Kosten in Höhe von 364,2 Millionen Euro für den Neubau am Kulturforum vor. Für das Jahr 2026 wird die Fertigstellung avisiert, der erste Spatenstich soll in den kommenden Wochen erfolgen.
Das ist aber noch nicht alles. Mit Zustimmung des Bundesfinanzministeriums werden zusätzlich 52,2 Millionen Euro für künftige Bau-Indexsteigerungen und 33,8 Millionen Euro Risikokosten hinzugerechnet. Damit beläuft sich die Gesamtsumme auf 450,2 Millionen Euro. Ursprünglich hatte der Bundestag 200 Millionen Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt.
Das war vor fünf Jahren. Der Entwurf von Herzog & de Meuron musste indessen in der Grundfläche um 15 Prozent reduziert werden, um den notwendigen Abstand zur St. Matthäus-Kirche zu bekommen. Dafür wird in die Tiefe gebaut, das geht ins Geld. An diesem Dienstag wollen sich Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, und der Architekt Jacques Herzog auf einer Pressekonferenz in Berlin zu Details der Planung äußern.
Das Projekt ist in der Öffentlichkeit umstritten
„Es wird ein erstklassiges Museum werden“, sagt Kulturstaatsministerin Monika Grütters. "Das Museum des 20. Jahrhunderts wird dringend benötigt, um der Weltklassesammlung der Neuen Nationalgalerie den angemessenen Raum zu geben.“ In der Planung sei ein „Meilenstein“ erreicht. Erstmals könnten die Baukosten des Museums konkret und mit belastbaren Zahlen beziffert werden.
Das Projekt ist in der Öffentlichkeit umstritten, nicht allein wegen der erheblichen Kosten. Zwischen der Neuen Nationalgalerie Mies van der Rohes und Hans Scharouns Philharmonie soll etwas entstehen, das schwer zu realisieren ist: ein Bau, der sich zugleich den benachbarten Ikonen der modernen Architektur anpasst und doch auch eine eigene Stellung einnimmt.
Die Neue Nationalgalerie wird derzeit umfassend renoviert, das macht die Lage am Kulturforum unübersichtlich. Auch die Staatsbibliothek gegenüber ist in die Jahre gekommen und bedarf einer Generalsanierung. Die Gegend wird auf längere Sicht von großen Baustellen geprägt sein. Ohnehin wird seit Jahren um eine erträgliche Gestaltung des Kulturforums gerungen.
So beeinträchtigen die vielen Projekte, die Berlin nicht nur an dieser zentralen Stelle zu stemmen hat, das Bild. Und immer wieder mischt sich der Baustellenüberdruss mit der Kritik am Entwurf von Herzog & de Meuron, der auf eine einfache Form setzt. Es wird außerdem daran erinnert, wie bei der von den Schweizer Architekten realisierten Elbphilharmonie in Hamburg die Kosten explodierten.
Doch selbst Gegner des von Herzog & de Meuron entworfenen Museums der Moderne lassen sich vom Innenleben beeindrucken. Außen eben „Scheune“, der despektierliche Spitzname dürfte haften bleiben, innen vielleicht doch ein lichter Traum, ein angemessenes Domizil für die Kunst des 20. Jahrhunderts und die großzügigen Gaben der Sammler Marx, Pietzsch und Marzona. Sie sind ein Glücksfall für Berlin, keine Belastung, wie es manchmal heißt.
Grütters sieht eine historische Verpflichtung
Hinzu kommt eine große Zahl von Bildern, die der Maler Gerhard Richter in die Hauptstadt geben will. Insgesamt ist die Rede von Kunstwerken, deren Versicherungswert wenigstens bei einer Milliarde Euro liegt. Die Gönner, die Kunstsammler, sind hochbetagt, damit erklärt sich ein gewisser Druck bei den Entscheidungen. Die Schätze sollen nicht in andere Städte gehen.
Nach Attacken in der Presse versucht Grütters den Neubau noch einmal aus der Kunstgeschichte heraus zu erklären: „Die Nationalgalerie verfügt über eine der wichtigsten Sammlungen zur Kunst des 20. Jahrhunderts weltweit“. Doch aktuell könne das Haus nur ein Viertel seiner Bestände zeigen. Dies werde sich mit dem Neubau für die Neue Nationalgalerie ändern. Von den Künstlern der „Brücke“ bis Joseph Beuys sollen Berlins bedeutende Kunstschätze präsentiert werden.
Die Kulturstaaatsministerin sieht darüber hinaus sogar eine historische Verpflichtung: „Deutschland wird auch daran gemessen werden, wie die Kulturnation an diesem prominenten Ort mit einem Museumsneubau umgeht. Das Herzog & de Meuron-Gebäude wird das Kulturforum neu definieren.“
Das ist ein sehr hoher Anspruch. Es wäre schon viel gewonnen, wenn auf diesem Weg eine neue Neue Nationalgalerie entsteht und Berlin sich nicht im Magazin verstecken muss mit Werken, die die Seele der Stadt atmen.