"Hieronymus Bosch" von Marcel Ruijters: Musen des Mittelalters
Zeitreisen: Der Niederländer Marcel Ruijters hat die Lebensgeschichte des Malers Hieronymus Bosch zu einer Graphic Novel verarbeitet.
Die Besucherzahl der großen Hieronymus-Bosch-Ausstellung ist für das kleine s’Hertogenbosch bereits Rekord. Knapp 400 000 Karten wurden verkauft, die Öffnungszeiten bis in die Nacht verlängert. Zum 500. Todestag des spätmittelalterlichen Malers brummt die Geburtsstadt des Künstler in den südlichen Niederlanden.
Die bis 8. Mai laufende spektakuläre Schau, in der erstmalig 17 der 24 Bosch zugeschriebenen Bilder sowie 19 Zeichnungen zu sehen sind, ist das große Zugpferd zum Jubiläum. Ende 2016 mögen die Spezialführungen auf seinen Spuren, die Lightshow auf dem Marktplatz, die Bootstouren vorbei an überdimensionierten Bosch-Figuren zwar vorüber sein, aber der ebenfalls vom Festkomitee in Auftrag gegebene Comic von Marcel Ruijters bleibt.
Fünf Jahre hatte der niederländische Zeichner Zeit, seine Version der Lebensgeschichte von Hieronymus Bosch darzustellen, über den allerdings so gut wie nichts bekannt ist: nur wen er heiratete, wann er starb und dass er aus einer Künstlerfamilie stammt.
Leprakranke, Bettler, öffentliche Hinrichtungen
Wer die Ausstellung besucht und die Originale des Meisters gesehen hat, seine feine Malerei, seine Fantasmagorien, den dürften die ersten Seiten der Graphic Novel eher abschrecken. So grob und überzeichnet ist die Darstellung bei Ruijters, so schematisch wirken die Figuren und schlicht die Erzählweise. Doch einen Bosch gegen einen Comic-Künstler auszuspielen, bringt nicht weiter. Und siehe da, nach wenigen Seiten weiterer Lektüre, ändert sich Wahrnehmung. Der Kollege aus dem 21. Jahrhundert hat einen sehr eigenen Zugang gefunden, der ebenfalls besticht.
Marcel Ruijters ist Experte für mittelalterliche Themen, für seine Umsetzung von Dantes „Inferno“ wurde er bereits ausgezeichnet, 2015 erhielt der 49-Jährige für sein Gesamtwerk den höchsten niederländischen Comic-Preis, den Stripschaprijs.
Der Zeichner nähert sich in seiner schlicht „Hieronymus Bosch“ betitelten Graphic Novel kapitelweise dem Leben des Künstlers, wie es gewesen sein könnte vor 500 Jahren, wo Armut, Krankheit, Brutalität den Alltag in den engen Gassen von s’Hertogenbosch prägten. Kapitelweise hangelt er sich an dessen berühmtesten Bildern entlang, deren skurriles Personal – Kreuzungen aus Mensch und Tier, Vögeln und Vierbeinern – auch seine Geschichte bevölkern. Ruijters gelingt es großartig, die damalige Atmosphäre zu beschwören: Leprakranke bedrängen den Maler um ein Almosen, Krüppel auf ihren hölzernen Wägelchen betteln ihn an auf dem Weg durch die Stadt, vorbei an öffentlichen Hinrichtungen, die bejubelt werden. Auf diese Weise wird deutlich, woher Bosch die Anregungen für seine Gemälde hatte.
Marcel Ruijters: Hieronymus Bosch. Aus dem Niederländischen von Katrin Herzog. Avant-Verlag, Berlin 2016, 160 Seiten, 24,95 €
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