60 Jahre Asterix und Obelix: Mit Knollennase und Hinkelstein zu Weltruhm
Vor 60 Jahren erschien die erste Ausgabe von „Asterix“. Die Kult-Serie hat eine internationale Fan-Gemeinde und machte den Comic salonfähig.
„Wir befinden uns im Jahre 50 v.Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt Ganz Gallien? Nein!“ Wer diese Sätze liest, weiß, was nun folgt: Zaubertrank, Römer austricksen und am Ende ein Festmahl mit Wildschweinbraten und ohne Troubadix-Musik.
Seit 60 Jahren beginnen die Abenteuer von Asterix und Obelix mit der inzwischen legendären Einleitung. Langweilig geworden sind die Geschichten um den kleinen Gallier Asterix mit dem geflügelten Helm und seinen dicken, Hinkelstein schleppenden Freund Obelix dennoch nie.
Der 38. Band der Erfolgsserie hat - ganz im Geist der Zeit - ein junges Mädchen als Titelheldin: „Die Tochter des Vercingetorix“. Er erscheint am 24. Oktober, fast punktgenau zum 60. Geburtstag: Am 29. Oktober 1959 veröffentlichten der mittlerweile 92-jährige Zeichner Albert Uderzo und der Texter René Goscinny (1926-1977) die erste Episode des Comics. Heute sind Asterix-Bände nach Verlagsangaben in 111 Sprachen und Dialekten erschienen.
Dabei hatten Uderzo und Goscinny die Geschichte um die beiden Gallier unter ziemlichem Zeitdruck entwickelt. Ihre Aufgabe war es, für den Start der Jugend-Zeitschrift „Pilote“ einen französischen Helden zu erfinden, der sich von US-Comics abgrenzen sollte. Zunächst dachten sie über eine mittelalterliche Szenerie nach. Als dann die Idee aufkam, die Geschichte in die Antike zu verlegen, ging plötzlich alles ganz schnell. „In einer Viertelstunde entwickelten wir fast alle Charaktere“, erzählte Uderzo später.
Ein allgemeingültiges Zerrbild
Während Goscinny die Geschichten und Texte entwarf, zeichnete Uderzo die Figuren mit den charakteristischen Knollennasen. Im Mittelpunkt stehen der kleine, pfiffige Asterix und der bärenstarke, aber naive Obelix, die ihr kleines Dorf durch List und Tücke sowie mit Hilfe eines geheimen Zaubertranks des Druiden Miraculix gegen die römischen Besatzer verteidigen. Meist müssen sie dazu ein Abenteuer bestehen, das sie in ein anderes Land führt.
Auch wenn Uderzo und Goscinny von dem enormen Erfolg der Serie überrascht wurden, so sei er doch kein Zufall gewesen, sagt der Comic-Experte Markus Engelns von der Universität Duisburg-Essen. Goscinny und Uderzo waren bereits erfahrene Profis, als sie Asterix entwickelten. Zusammen hatten sie zuvor schon einen beliebten Comic-Helden erfunden, den Indianer „Oumpah-Pah“.
Doch wie konnte ausgerechnet die französischste ihrer Figuren ein Weltstar werden? Die Asterix-Geschichten griffen allgemeingültige Motive auf, erklärt Engelns: „Es ist eine Art David-gegen-Goliath-Geschichte.“ Ein kleines Dorf wehrt sich gegen das mächtige römische Reich.
Auch die Charaktere der beiden Helden entsprechen länderübergreifenden Klischees: Asterix ist ein kleiner, aber sehr gewitzter Mann, während Obelix stark, aber manchmal ein wenig schwer von Begriff ist. Die Dorfgemeinschaft mit ihren Rivalitäten ist ein ebenso allgemeingültiges Zerrbild. „Hinzu kommen Slapstick und spektakuläre Zeichnungen“, sagt Engelns.
„Asterix war immer eine europäische Angelegenheit“
Ein Erfolgsfaktor der Serie sei auch, dass die beiden Helden sich auf Reisen in andere Länder begeben, ergänzt der Aachener Asterix-Experte und Althistoriker Jörg Fündling: „Asterix war immer eine europäische Angelegenheit.“ In Geschichten wie „Asterix bei den Briten“ und „Asterix in Spanien“ erkunden die beiden Gallier fremde Nationen. Dabei werden gängige Klischees und Eigenheiten der jeweiligen Länder auf freundliche Weise persifliert.
Dass Asterix gerade in Deutschland besonders gut ankommt, hängt möglicherweise auch mit dem noch relativ verbreiteten Latein-Unterricht an Gymnasien zusammen: „Die manchmal als qualvolle Schulroutine gesehene lateinische Sprache wird vom Sockel geholt. Man kann darüber lachen, dass die Römer verzweifelt lateinische Zitate klopfen, wenn sie mal wieder den Kürzeren gezogen haben“, erklärt Fündling.
Ein Erfolgsrezept von „Asterix“ sei aber auch, dass die Geschichten auf unterschiedlichen Ebenen gelesen werden könnten, glaubt Engelns. Die Serie sei gespickt mit Anspielungen auf historische Figuren und Ereignisse, auf Prominente und auf die französische Politik. Aber man müsse diese Hinweise nicht verstehen, um Spaß an den Comics zu haben.
Mit seinen subtilen historischen Bezügen sei „Asterix“ der erste Comic gewesen, der auch in Teilen des Bildungs-Bürgertums beliebt gewesen sei. Denn bis dahin galten Comics als Schund-Literatur. Engelns: „Asterix und Obelix haben weltweit die Akzeptanz von Comics verbessert.“
Eine Zäsur erlebte die Serie 1977, als Goscinny plötzlich und unerwartet an einem Herzinfarkt starb. Uderzo setzte die Arbeit nach anfänglichem Zögern alleine fort. Kritiker bemängelten jedoch, dass die Geschichten danach wesentlich plumper geworden seien.
2012 übergab Uderzo die Produktion der Reihe aus Altersgründen an den Texter Jean-Yves Ferri und den Zeichner Didier Conrad. Die drei bislang von ihnen herausgegebenen Bände wurden von der Kritik unterschiedlich aufgenommen. Engelns hält sie für „dem Mainstream angepasst“, während Fündling sie als „qualitativ sehr gut“ beurteilt.
Fest steht: Der Erfolg der Serie ist ungebrochen. Und das von unbeugsamen Galliern bewohnte Dorf hört nicht auf, den römischen Eindringlingen Widerstand zu leisten. (epd)
Claudia Rometsch
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