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Autodidakt. Der Comiczeichner Albert Uderzo ist im Alter von 92 Jahren gestorben.
© Francois Walschaerts/dpa

Asterix-Zeichner ist tot: Wie Albert Uderzo seinen Helden erfand

Der Asterix-Zeichner Albert Uderzo ist mit 92 Jahren gestorben. Aus diesem Anlass hier noch einmal der Geburtstagsartikel zu Uderzos 90. Geburtstag.

Alles musste ganz schnell gehen: Als Albert Uderzo und sein Kollege René Goscinny 1959 eine Comic-Serie für die französische Jugendzeitschrift „Pilote“ entwerfen sollten, standen sie enorm unter Zeitdruck. Der Auftrag: Einen französischen Helden erfinden, der sich von den US-Comics abgrenzt. „In einer Viertelstunde entwickelten wir fast alle Charaktere“, erzählte Uderzo später. Die legendären Comic-Helden Asterix und Obelix waren geboren und mit ihnen das unbeugsame gallische Dorf, das den Römern Widerstand leistet.

Vorbilder waren Micky Maus und Donald Duck

Während Goscinny die Geschichten und Texte entwarf, zeichnete Uderzo die Figuren mit den charakteristischen Knollennasen: Den kleinen Held Asterix mit dem geflügelten Helm und dessen dicken Freund Obelix, der meist einen Hinkelstein mit sich herumschleppt, Wildschweine verspeist und von seinem Hündchen Idefix begleitet wird.

Charakteristisch für das Werk von Uderzo, der 1927 in Fismes bei Reims zur Welt kam, seien die runden Formen sowie die klare Gestik und Mimik seiner Figuren, sagt Comic-Experte Markus Engelns von der Universität Duisburg-Essen. Typisch sei auch sein karikaturistischer Stil, mit dem er Prominente in die Geschichten eingearbeitet habe. So etwa den James Bond-Darsteller Sean Connery, der im Band „Die Odyssee“ als Spion „Nullnullsix“ auftaucht.

Großes Vorbild waren für den jungen Uderzo die Disney-Figuren wie Micky Maus und Donald Duck. Sein Metier lernte er weitgehend autodidaktisch. Anleitung holte er sich von älteren Zeichnern wie zum Beispiel Edmond-François Calvo, dem er beim Zeichnen zuschauen durfte.

In den 50er Jahren machte er sich dann selbst als Zeichner einen Namen: Da waren der unverwundbare Ritter „Belloy“, die Piraten-Serie „Pistolet“, der reisende Reporter „Luc Junior“ und das junge, lustige Paar „Benjamin et Benjamine“. Daneben arbeitete Uderzo mit Jean-Michel Charlier an der Serie „Die Abenteuer von Tanguy und Laverdure“ um zwei Kampfpiloten. Zusammen mit Goscinny erfand Uderzo 1958 zunächst den Comic-Helden „Oumpah-Pah“, einen Indianer.

6000 Exemplare Startauflage

Der große Durchbruch kam aber erst mit „Asterix“. Ermutigt von dem Erfolg der 1959 gestarteten Serie legten Uderzo und Goscinny 1961 ein erstes Album mit 6000 Exemplaren auf. Der zweite Band, „Die goldene Sichel“, erschien dann schon mit 20.000 Heften. Mittlerweile wurden von 36 Bänden rund 370 Millionen Exemplare in mehr als 100 Sprachen und Dialekten verkauft.

1977 jedoch starb Goscinny mit 51 Jahren unerwartet an einem Herzinfarkt. „Das war sehr hart für mich. Sein Verlust hat mich tief getroffen“, erinnerte sich Uderzo. Eigentlich habe er danach mit Asterix aufhören wollen. Zwei Jahre lang stellte er die Arbeit ein. „Aber meine Leser waren damit nicht einverstanden.“

Schlagkräftig. Am besten waren Asterix und Obelix - hier das Titelbild von "Asterix und die Goten" mit Uderzo als Zeichner und Goscinny als Autor.
Schlagkräftig. Am besten waren Asterix und Obelix - hier das Titelbild von "Asterix und die Goten" mit Uderzo als Zeichner und Goscinny als Autor.
© Promo

Er versuchte, Goscinny zu ersetzen und schrieb auch die Texte. Die neuen Bände erschienen nun in seinem eigenen Verlag „Éditions Albert René“, an dem auch die Familie Goscinny beteiligt war. Uderzo erntete Kritik, weil er nicht die Qualität von Goscinnys Erzählkunst erreichte. Dem Erfolg der Serie tat das jedoch keinen Abbruch.

„Uderzos Verdienst ist es, dass er das Cartoonhafte und Komische für breite Bevölkerungsschichten salonfähig gemacht hat“, urteilt Engelns. Zu den Asterix-Heften griffen auch Leser mit höherer Bildung, die Comics zuvor eher gemieden hatten.

Jahrelanger Rechtsstreit mit seiner Tochter

Vor rund zehn Jahren begann Uderzo, sich nach und nach aus dem Geschäft zurückzuziehen. 2007 entzog er seiner Tochter Sylvie die Geschäftsführung der „Éditions Albert René“ und verkaufte ein Jahr später seine Anteile am Verlag gemeinsam mit Goscinnys Tochter an Hachette. Das führte zum Zerwürfnis und jahrelangen Rechtsstreitigkeiten mit seiner Tochter, die ebenfalls Anteile an dem Verlag hielt. Erst 2014 versöhnten sich Vater und Tochter wieder.

Mit Mitte 80 fiel Uderzo das Zeichnen wegen Problemen mit seiner rechten Hand zunehmend schwerer. Deshalb übergab er die Arbeit an der Serie vor rund vier Jahren an ein Nachfolger-Duo: Den Texter Jean-Yves Ferri und den Zeichner Didier Conrad. Die beiden jüngsten Asterix-Bände 35 und 36 „Asterix bei den Pikten“ und „Der Papyrus des Cäsar“ gehen auf ihr Konto und wurden von der Kritik positiv aufgenommen.

Nach dem Anschlag auf die französische Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ allerdings griff Uderzo Anfang 2015 noch einmal zum Zeichenstift: Asterix geht vor Wut auf die Attentäter in die Luft und erklärt „Ich bin auch ein Charlie“.

Auf die Arbeit seiner Nachfolger bei „Asterix und Obelix“ hat Uderzo bis ins hohe Alter ein Auge: „Ich werde weitermachen und kontrollieren, was mit Asterix geschieht, solange ich lebe und gesund bin.“ Der im Oktober 2017 erscheinende Band dürfte ihm zumindest wegen seines Titels gefallen, da er der Sohn italienischer Einwanderer ist: „Asterix in Italien“. (epd)

Claudia Rometsch

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