Der Vollender: Max Dudler erhält Preis des Deutschen Architekturmuseums
Für den Neubau der Bibliothek der Humboldt-Universität wurde Architekt Max Dudler schon mit Preisen überschüttet. Nun lenkt die Auszeichnung des Deutschen Architekturmuseums den Blick auf eines seiner weniger bekannten Werke.
Preise und Preisungen ist Max Dudler inzwischen gewöhnt, man denke nur an seinen Neubau der Universitätsbibliothek der Berliner Humboldt-Uni. Nun kommt der „DAM Preis für Architektur in Deutschland 2012“ hinzu. Er wird am 25. Januar verliehen, wie das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main mitteilt. Damit rückt einer der unbekanntesten Bauten Dudlers in den Mittelpunkt.
Man muss es so sagen, denn wer kennt schon das Hambacher Schloss? Es sind die wenigsten, die sich diese Mit-Geburtsstätte der Demokratie in Deutschland zum Reiseziel wählen. Unvorstellbar, dass am 27. Mai 1832 rund 30 000 Männer und Frauen den Berg hinaufzogen, unweit Neustadt an der Weinstraße in der – damals bayerischen – Pfalz gelegen. Es ging beim „Hambacher Fest“ um Freiheitsrechte, religiöse Toleranz und nicht zuletzt nationale Einheit. Erstmals wurde in Hambach die schwarz-rot-goldene Fahne geschwenkt, deren Erstexemplar als kostbare Reliquie in der ständigen Ausstellung des Schlosses gehütet wird.
Das Schloss, eine im 19. Jahrhundert halbherzig im „mittelalterlichen Stil“ weitergebaute Ruine, wurde erst 1957 eine Gedenkstätte der deutschen Demokratie und 25 Jahre später architektonisch nochmals aufgerüstet. Das Ergebnis fand keinen Anklang, die Besucher blieben aus. So kam es denn zum Beschluss der rheinland-pfälzischen Landesregierung, aus Anlass des nunmehr 175. Jubiläums einen neuerlichen Umbauauftrag zu erteilen. Den entsprechenden Wettbewerb gewann Max Dudler.
Was er dem Schloss hinzufügte, findet ungeteilten Beifall. Dudler, der mittlerweile 63-jährige gebürtige Schweizer mit langjährigem Wohnsitz in Berlin, hat sich das vorhandene Bauwerk zur Richtschnur gemacht und alle Anbauten im vorhandenen, regionaltypischen gelbrötlichen Sandstein ausgeführt. Hinzugekommen ist ein neuer Eingangs- und Restauranttrakt, der dem Schloss wie ein selbstverständlicher Teil der alten Ringmauer vorgelagert ist. Tiefe Fenstereinschnitte im burgartig mächtigen Mauerwerk erlauben den Restaurantbesuchern herrliche Ausblicke, und wer noch mehr Aussicht will, geht auf die südländische Dachterrasse. Überhaupt hat Dudler alle Außenbereiche sinnvoll miteinander verknüpft, durch sandsteinernen Bodenbelag, durch Treppen und Terrassen. Das hat nichts mehr von verwunschenem Dornröschenschloss, sondern zeigt sich als Gedenkstätte, als Museum, als lieu de mémoire ganz Deutschlands.
Im Schloss selbst ist der nie vollendete Festsaal von seinen auf mittelalterlich getrimmten Einbauten der achtziger Jahre befreit und mit einer zurückhaltend dunklen Decke versehen worden. An die dafür entfernte, rein dekorative Holzdecke von 1982 hängte die lokale Bevölkerung ihr Herz und schimpfte auf Dudler, der doch nichts weiter tat, als das Als-ob-Dekor zugunsten strenger Scheidung von Alt und Neu zu entfernen.
Dabei, und das kennzeichnet Dudlers Meisterschaft, ist das Neue dem Alten sehr wohl verschwistert. Es biedert sich nur nicht an. Das Mauerwerk aus betont waagerechten, unterschiedlich hohen Steinlagen fügt sich organisch in das Ensemble ein, ohne den Unterschied gegenüber den alten Festungsanlagen zu verleugnen. Dass sich in den Innenräumen die Dudler’sche Materialästhetik aus Stein, Kirschholz, Stahl und Glas in ganzer Fülle zeigt, versteht sich – bis hin zu den teuren, in den Hellerauer Werkstätten zu Dresden gefertigten Stühlen nach selbstverständlich eigenem Entwurf.
Nächst dem Hambacher Schloss hat Dudler inzwischen für das Heidelberger Schloss, einst gerühmt als romantischste Ruine in deutschen Landen, ein verwandtes Eingangsgebäude geschaffen. Auch dies dürfte bei der Verleihung des DAM-Preises mitbedacht worden sein.
Bernhard Schulz
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