Seismograph für die Oscars: „Marriage Story“ ist Favorit bei den Golden Globes
Mit „Marriage Story“, Scorseses „Irishman“ und „Two Popes“ konkurrieren drei Netflix-Filme um die Globes. Nicht dabei: die deutsche Hoffnung „Systemsprenger“.
Wer bekommt die nächsten Oscars? Immer wenn im Dezember zum Start der Preissaison in den USA die Golden-Globes-Nominierungen bekanntgegeben werden, können die ersten Wetten abgeschlossen werden: Die vom Verband der Auslandspresse vergebenen Globes gelten als guter Seismograph für die Oscars.
Mit sechs Nominierungen steht das Ehedrama „Marriage Story“ von Noah Baumbach bei den Nominierungen für die 77. Golden Globes an der Spitze, gefolgt von Martin Scorseses Mafiaepos „The Irishman“ und Quentin Tarantinos „Once Upon a Time in Hollywood“ mit jeweils fünf Nennungen, wobei Tarantinos Film nicht in der Königsdisziplin "Bester Film" antritt.
Der düstere Thriller „Joker“ mit Joaquin Phoenix als psychisch kranker Killerclown kommt auf vier Nominierungen. Außerdem wurden für die Kategorie "Bester Film" das britische Kriegsdrama "1917" von Sam Mendes und das Vatikandrama "The Two Popes" vorausgewählt. Die Shortlists in insgesamt 25 Film- und Fernsehkategorien wurden an diesem Montag bekanntgegeben.
Zu den Schauspielern, die auf einen Globe hoffen können, zählen neben Scarlett Johansson und Adam Driver aus „Marriage Story“ auch Renée Zellweger („Judy“), und Daniel Craig („Knives Out“).
Interessant ist, dass sich unter den Kandidaten für den besten Film gleich drei Netflix-Produktionen finden, "Marriage Story", "The Irishman" und "Two Popes". Während das Festival in Cannes Streamingdienstproduktionen nach wie vor nicht im Wettbewerb zulässt, stellen sie bei den diesjährigen Globes gleich drei von fünf Anwärtern für den "Besten Film". Bei den Serien treten unter anderem die aktuellen Staffeln von "The Crown" und "Big Little Lies" an.
Die deutschen Hoffnungen wurden enttäuscht. Das ins Oscar-Rennen geschickte Psychodrama „Systemsprenger“ von Nora Fingscheidt schaffte es nicht unter die Nominierten in der Sparte Bester nicht-englischsprachiger Film.
Dort stehen unter anderem der Cannes-Sieger „Parasite“ aus Südkorea, „Les Misérables“ aus Frankreich und Pedro Almodóvars Altersmeisterwerk „Leid und Herrlichkeit“ aus Spanien auf der Liste. Hauptdarsteller Antonio Banderas, der Almodóvars Alter Ego spielt, ist auch als bester Darsteller nominiert. Die Preisverleihung findet am 5. Januar im Beverly Hilton Hotel in Los Angeles statt.
Bei den letzten Globes war das umstrittene Künstlerporträt „Werk ohne Autor“ von Florian Henckel von Donnersmarck nominiert worden, gewonnen hatte aber Alfonso Cuaróns mexikanischer Film „Roma“, der dann auch drei Oscars gewann.
Über die Gewinner der Trophäen in Form einer goldenen Weltkugel entscheidet eine Gruppe von knapp 100 internationalen Journalisten, die seit langem in Hollywood arbeiten. (dpa, chp)