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Politisch. 1920 schuf Käthe Kollwitz diesen Holzschnitt, ein Gedenkblatt für Karl Liebknecht.
© Museum/Fotostudio Bartsch

Käthe-Kollwitz-Museum Berlin: Licht und Ordnung

Das Käthe-Kollwitz-Museum in Berlin hat von seiner neuen Direktorin Iris Berndt eine neue Dauerausstellung bekommen. Ein Besuch nach der Umgestaltung.

Frische Wandfarbe ist das einfachste Mittel, um zu signalisieren, dass auch ein frischer Wind weht. Mit sanftem Grün begrüßt seit Neuestem das Käthe Kollwitz Museum den Besucher. Das privat geführte Haus in der Charlottenburger Fasanenstraße hat eine neue Dauerausstellung bekommen, konzipiert von der neuen Direktorin, Iris Berndt.

Die Kunsthistorikerin, seit gut einem halben Jahr im Amt, hat die Sammlung des Kunsthändlers, Malers und Mäzens Hans Pels-Leusden einer genauen Prüfung unterzogen – und sich von der thematischen Hängung verabschiedet. Sie strukturiert chronologisch, stellt gleichsam den Kenntnisstand auf Null, erlaubt eine neue Begegnung mit Käthe Kollwitz, an der bereits viele Etiketten heften, von Pazifistin über Elendskünstlerin.

So wird im Erdgeschoss die 1867 geborene Zeichnerin, Grafikerin und Bildhauerin erst einmal in ihre Zeit und die Lebensumstände der aufstrebenden Metropole Berlin eingebettet. Schwarz-Weiß-Fotografien bezeugen die harte Arbeit in den Fabriken und die beengten Wohnverhältnisse. Käthe Kollwitz sah die Armut und Hoffnungslosigkeit in den Gesichtern der Patienten ihres Mannes, eines Arztes. Die Künstlerin porträtiert sie.

Der Erste Weltkrieg stürzte Käthe Kollwitz in eine tiefe Schaffenskrise

Der erste Stock widmet sich konsequenterweise der ersten Lebenshälfte und dem künstlerischen Durchbruch mit dem Zyklus „Der Weberaufstand“ von 1889, zeigt aber auch eine überraschend private Käthe. Direktorin Iris Berndt hat beeindruckende Blätter aus dem Depot ans Licht gezogen und neu gerahmt, wie etwa die Zeichnung von Kollwitz’ Hand mit Verlobungsring – zu diesem Zeitpunkt hieß sie noch Schmidt. Die Arbeit belegt, dass die Künstlerin keineswegs nur auf den expressionistischen Holzschnitt zu reduzieren ist, sondern geradezu akademisch realistisch zeichnete und tuschte. Erst der Erste Weltkrieg stürzte sie in eine tiefe Schaffenskrise, in der ihr weder die Radierung und noch der Steindruck mehr als adäquates Ausdrucksmittel erscheinen wollten.

Weg vom Feinen, hin zum Groben: Dieser Bruch bekommt seine räumlich Entsprechung. In der zweiten Etage finden sich die Arbeiten zum Krieg. Durchs komplette Treppenhaus zieht sich zudem ein roter Zeitstrahl mit den wichtigsten Daten aus dem Lebenslauf und Zeitgeschichtliches.

Erst seit 2014 erhält das Privatmuseum, das bisher vor allem ausländische Besucher und weniger Berliner anzog, Unterstützung vom Senat. Trotzdem ist es finanziell nicht gut ausgestattet, einen Ankaufsetat gibt es nicht. Iris Berndt, die zuletzt als Referentin beim Brandenburger Museumsverband gearbeitet hat, zeigt Geschick, aus wenig etwas mehr zu machen. Es sind bescheidene Schritte, aber immerhin.

Künftige Sonderschauen folgen dem Prinzip der Gegenüberstellung

Filigran. Tuschpinselzeichnung "Handstudie" von 1891. Die Arbeit belegt, dass Käthe Kollwitz nicht auf den expressionistischen Holzschnitt zu reduzieren ist
Filigran. Tuschpinselzeichnung "Handstudie" von 1891. Die Arbeit belegt, dass Käthe Kollwitz nicht auf den expressionistischen Holzschnitt zu reduzieren ist
© Museum/Fotostudio Bartsch

Die neue Dauerausstellung wirkt klarer und strukturierter als früher, die Räume heller und geordneter. Die Einführungstexte sind auf das Wesentliche beschränkt. Wer ein Smartphone besitzt, kann sich einen Audio-Guide herunterladen. Das museumspädagogische Programm wird ausgebaut. Langjährig ausgestellten Blättern hat die Kunsthistorikerin eine Pause verordnet, da sie nicht unbegrenzt dem Licht ausgesetzt werden dürfen. Dafür ist Berndt über Ecken auf einen bisher unbekannten Litho-Stein in einer Druckerei im brandenburgischen Altlandsberg gestoßen. Es ist das Duplikat einer wahrscheinlich zerstörten Platte, das noch zu Lebzeiten Käthe Kollwitz’ angefertigt wurde ist und als Motiv Mutter mit Sohn zeigt.

Zukünftige Sonderschauen folgen dem Prinzip der Gegenüberstellung. Dann wird in der Dauerausstellung Platz geschaffen für Arbeiten zeitgenössischer Künstler. Im Juni soll die 1980 geborene niederländische Bildhauerin Lotta Blokker in Dialog mit Käthe Kollwitz treten.

Fasanenstraße 24, Mo-So 11-18 Uhr

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