Pop-Up-Ausstellungen am Gallery Weekend: Kunst für kurze Zeit
Vom Atelierhof bis zur Botschaft – diese Orte sind nur am Gallery Weekend geöffnet. Mit Werken von Kunststars wie Georg Baselitz und Elmgreen & Dragset.
Etwas Wahnsinn ist dabei, wenn die Werke von 160 Künstlern aus aller Welt nach Weißensee transportiert werden – und nur vier Tage zu sehen sind. Aber genau darin liegt der Charme einer Pop- Up-Ausstellung, wie sie der Berliner Maler Jonas Burgert zum Gallery Weekend veranstaltet. Burgert öffnet zum zweiten Mal die Pforten seines Atelierhofs, im noch weitgehend wilden Weißensee. Die historischen Gebäude kaufte er vor acht Jahren, inzwischen haben sich sechs weitere Künstler angesiedelt, darunter der Bildhauer John Isaacs und der Maler Andrej Golder. Zum Gallery Weekend wird auf allen 6000 Quadratmetern Kunst gezeigt (Lehderstr. 34, bis 29.4., 10–24 Uhr).
Burgert und seine Mitstreiter haben Künstler aus ihrem weltweiten Netzwerk eingeladen, an dieser selbstorganisierten Super-Schau teilzunehmen. Über dem Swimmingpool hängt ein Gemälde von Christian Achenbach, im Hof stehen riesige, orange-gelb leuchtende Vasen von Anselm Ryle neben einer Holzskulptur von Georg Baselitz. Das Kuratoren-Künstlerduo Elmgreen & Dragset ist mit einer Installation dabei, Gemälde der Berliner Maler Tim Eitel, Martin Eder und Tomas Zipp sind neben Entdeckungen ganz junger Malerinnen zu sehen. Ein herrliches Gemälde von Marlene Dumas hängt genauso in Burgerts riesiger Malhalle wie historische Positionen, etwa ein Selbstporträt von Giorgio de Chirico.
„Es ist eine Schau von Künstlern für Künstler“, sagt Burgert. Das Nebeneinander der durchaus gezielt ausgewählten Werke gehört zum Prinzip. Vieles in der Kunst sei an Galerien und Institutionen gebunden, so Burgert. „Was in der Stadt fehlt, ist ein freier Ort, an dem es nur um Intensität geht.“ An Energie mangelt es hier nicht – und Reflektion gibt es on Top. Zwei Mal am Tag (14 und 19 Uhr) wird ein Kunstwissenschaftler auf Burgerts Hof darüber referieren, wozu Kunst in digitalen Zeiten noch gut ist.
Große Namen und abgefahrene Räume
Auch für Kunsthändler aus anderen Metropolen ist das Gallery Weekend eine Gelegenheit, neue Zielgruppen zu erschließen. So veranstaltet das Londoner Auktionshaus Christie’s erstmals eine Pop- Up-Ausstellung in Berlin. „Beauties and Beasts: Making and Collecting Art in Germany“ heißt die Schau (Wilhelmstr. 44, bis 29. 4., Fr 11–21 Uhr, Sa/So 11–19 Uhr), die Kunst und Objekte nebeneinanderstellt, die in den letzten 2000 Jahren in Deutschland gesammelt wurden. Untersucht wird, wie Maler wie Georg Baselitz, Gerhard Richter, Martin Kippenberger, Neo Rauch, Joseph Beuys, Otto Dix, Caspar David Friedrich und Lucas Cranach das Schöne und das Schreckliche darstellen. Die Begeisterung für die deutsche Malerei hat auch wirtschaftliche Gründe: Beckmanns Bild „Hölle der Vögel“ von 1937/38 wurde im Juni 2017 bei Christie’s in London für 36 Millionen Euro versteigert, der Höchstpreis jemals für ein Beckmann-Werk, nebenbei das beste Auktionsergebnis 2017 für das Werk eines deutschen Künstlers. Die meisten Bilder sind private Leihgaben, einige können bald bei Christie’s ersteigert werden. Große Namen und abgefahrene Räume machen den Erfolg von Pop-Up-Ausstellungen aus. Christie’s hat sich für das im brutalistischen Stil erbaute Gebäude der tschechischen Botschaft entschieden. Kalter Krieg-Flair passt zum Thema.
Zeitlich weniger limitiert, aber ebenso sehenswert ist eine von Friederike Nymphius kuratierte Ausstellung im privaten Showroom von FS.ART (bis 8.7., Potsdamer Str. 102, Sonderöffnungszeiten zum Gallery Weekend, sonst nach Vereinbarung). In einer Gruppenausstellung mit Werken der Berliner Künstler Lothar Hempel, Gregor Hildebrandt, Bernhard Martin und Gerold Miller geht es um die Notwendigkeit der ständigen Neuorientierung und Redefinition des Ich.
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