Taylor Swifts Album "1989": Königin der Normalos
Die amerikanische Sängerin Taylor Swift setzt auf ihrem sechsten Studioalbum „1989“ auf gefälligen Mainstream-Pop - mit dem Country ist sie endgültig durch.
Eine Ballerina, die komisch auf der Stelle hüpft, eine Cheerleaderin, die die Pom- Poms fallen lässt, ein Hip-Hop-Fan, der x-beinig über einen Ghettoblaster springt. Die Rollen, die Taylor Swift im Video ihrer aktuellen Single „Shake It Off“ durchspielt, sind allesamt schön uncool – und genial. Denn wenn die 24-jährige Sängerin am Ende in schlichten schwarzen Klamotten zwischen anderen unspektakulär gekleideten jungen Leuten herumtanzt, ist das eine ebenso offensive Positionierung wie Miley Cyrus’ halb nackter Ritt auf der Abrissbirne. Ich bin die nette, normale, weiße Blondine von nebenan, lautet Swifts Botschaft, womit sie perfekt in den gegenwärtigen Normcore-Trend passt, der genau diese Art der Anti-Aufgebrezeltheit feiert.
Was die coolen Leute denken ist Swift egal, die vor fünf Jahren bei der Verleihung der MTV Music Awards spektakulär von Kanye West angegriffen worden war. Im Refrain des ungemein eingängigen „Shake It Off“ singt sie: „Cause the players gonna play, play, play, play, play/ And the haters gonna hate, hate, hate, hate, hate/ Baby, I’m just gonna shake, shake, shake, shake, shake/ I shake it off, I shake it off“. Sie muss sich ohnehin keine Sorgen machen: Das Lied steht in den USA schon auf Platz zwei der Charts und das dazugehörige gerade erschienene Album „1989“ wird ebenfalls wieder ein Megaseller werden. Taylor Swift ist in den letzten Jahren mit über 30 Millionen verkauften Alben sowie 75 Millionen Song-Downloads eine der dominanten Figuren des Mainstream-Pops geworden.
Diese Stellung wird sie auch mit dem nach ihrem Geburtsjahr benannten, sechsten Studioalbum halten können. Geschrieben hat sie es größtenteils zusammen mit dem schwedischen Produzenten-Team Max Martin und Shellback – eine bereits auf dem vor zwei Jahren erschienenen Vorgängerwerk „Red“ erprobte Kooperation. Hatte Swift auf „Red“ noch Country-Anspielungen zugelassen, hat sie sich nun endgültig von ihren Wurzeln in den Clubs von Nashville abgewendet. Akustische Instrumente spielen nur noch Nebenrollen, Synthesizer und Beats dominieren die mit leichtem Achtzigerflair ausgestatteten Up-Tempo-Nummern.
Das ist alles gefällig, radiotauglich und in zwei bis drei Fällen hitverdächtig. Einer davon ist der Eröffnungssong „Welcome To New York“ (Swift ist kürzlich dorthin gezogen), in dem ihr Gesang an Robyn erinnert. Im hinteren Albumteil wird es ruhiger, und natürlich bewältigt die Swift auch balladeske Stücke wie „This Love“ oder das von Lana Del Rey inspirierte „Wildest Dreams“ mühelos. Kanye West wird es hassen.
„1989“ erscheint bei Universal
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