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Ettore Scola beim Rom Filmfestival 2015. Der italienische Regisseur starb am 19. Januar.
© dpa

Zum Tod von Ettore Scola: Komödiant, Chronist, Meister

Er war der Regisseur von "Ein besonderer Tag" und "Le Bal": Der italienische Filmemacher Ettore Scola ist mit 84 Jahren in Rom gestorben.

Ein bisschen skurril war es schon, als Ettore Scola, gerade stattliche achtzig geworden, vor vier Jahren hochoffiziös seinen Rücktritt erklärte. Er habe sich beim Filmemachen nicht mehr recht frei gefühlt, vertraute der damals nur mehr wenig beschäftigte Regisseur einer italienischen Tageszeitung an; da sei das Aufhören „ein natürlicher Beschluss“ gewesen. Zwei Jahre später stellte sich das dann doch, tröstlich, als hübsche Pose all'italiana heraus: Beim Filmfest von Venedig verblüffte Scola mit dem sehr persönlichen Porträt „Che strano chiamarsi Federico“ (Wie seltsam, Federico zu heißen) – einer leichthin aus Spielszenen und Filmausschnitten montierten Eloge auf seinen verehrten Kollegen Federico Fellini.

Scola war schon knapp 40, als ihm der Durchbruch gelang

Den zehn Jahre älteren Großmeister des Neorealismus hatte Scola schon früh, als Karikaturist des Witzblatts „Marc'Aurelio“ kennengelernt. Nur drängte der Arztsohn, der nebenbei Jura studierte, zum Film, als das italienische Kino sein starkes Nachkriegsjahrzehnt bereits hinter sich hatte. Also verfasste er eifrig Drehbücher für seichte Komödien, und auch sein Regiedebüt „Se permettete, parliamo di donne“, das in Deutschland 1964 unter dem robusteren Titel „Frivole Spiele“ ins Kino kam, schrieb nicht eben Filmgeschichte. Scola musste knapp vierzig werden, bevor ihm mit „Eifersucht auf Italienisch“ der Durchbruch gelang.

Die siebziger Jahre waren die beste Zeit dieses Cineasten, der mit viel Sinn für Ironie, aber nie ohne Restzärtlichkeit die einfachen Leute ins filmische Visier nahm. „Wir hatten uns so geliebt“ über drei langjährige Freunde, „Ein besonderer Tag“ und besonders „Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen“ (1976), in dem römische Vorstadtbewohner trickreich um das Erbe eines erblindeten Patriarchen kämpfen, gehören zu seinen in der Heimat besonders geschätzten Titeln. Stars wie Marcello Mastroianni und Sophia Loren, später auch Fanny Ardant oder Gérard Depardieu, agierten gerne vor seiner Kamera – seinen Filmen aber war international keine der ganz großen Anerkennungen beschieden.

Für "Le Bal" erhielt Ettore Scola einen Silbernen Bären

Scolas nachhaltigster Erfolg hierzulande war eine für ihn insofern untypische Arbeit, als sie ganz in Frankreich spielt – „Le Bal“ (1983), ein mit einem Silbernen Berlinale-Bären gewürdigter, ausschließlich aus Tanzszenen mit den immerselben Akteuren inszenierter Reigen, der die Historie eines Tanzpalasts von den dreißiger Jahren bis an die Gegenwart heranführte. Die kleinen Geschichten in der großen Geschichte, wie im Alltagsreigen "Gente di Roma": Derlei auch über Jahrzehnte gespannte Bilderbögen inszenierte Scolas gern – zuletzt in der Saga „Die Familie“ (1987), worin er nahezu das gesamte 20. Jahrhundert Revue passieren ließ. Am Dienstagabend ist Ettore Scola, der sich aus der zweiten Reihe des italienischen Kinos freundlich in die Meisterriege hochgearbeitet hatte, 84-jährig in Rom gestorben.

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