Berlins Opernhäuser: Klaus sei Dank
In der Saison 2018/19 konnten Berlins Opern beeindruckende Zuschauerzahlen verbuchen. Das liegt auch ein wenig am früheren Kultursenator Wowereit.
Es ist an der Zeit, Danke zu sagen. Wenn die Berliner Musiktheater in der gerade zu Ende gegangenen Saison eine so sensationelle Auslastung erreichen konnten – 244 000 Besucher kamen in die Deutsche Oper, 235 000 in die Staatsoper, 225 000 in die Komische Oper, 117 000 zum Staatsballett –, dann ist das auch Klaus Wowereit zu verdanken. Denn der langjährige Regierende Bürgermeister hat in seinem Nebenjob als Kultursenator einst den zermürbenden Spardebatten um die Opernstiftung ein Ende gesetzt. 2008 war das, als er den Zuschuss für die Häuser endlich wieder einmal aufstockte. Weitere Erhöhungen folgten unter seiner Ägide, schließlich fiel sogar die unselige Senatsvorgabe, dass die Bühnen die Tarifsteigerungen ihrer Mitarbeiter stets aus dem eigenen Etat bezahlen müssen.
Wowereit hat den Kreativen neue Hoffnungen gegeben. Und sie damit in die Lage versetzt, sich aus dem künstlerischen Stimmungstief herauszuarbeiten, in das die hauptstädtische Musiktheaterszene gerutscht war. Das wiederum spürte das Publikum und bekam wieder mehr Lust, in Live-Aufführungen zu gehen. Wie gefestigt das Vertrauensverhältnis der Berliner zu ihren drei Opern inzwischen ist, zeigte sich in der abgelaufenen Saison daran, dass die Häuser fünf große Uraufführungsprojekte wagten – und die Zuschauer mit echter Neugier darauf reagierten.
Noch nie seit der Gründung hatte das Staatsballett so viele Zuschauer
Die erfolgreichste Spielzeit seit der Gründung 2004 hat das Staatsballett 2018/19 erlebt. Und das, obwohl sich die Kompanie gerade in einer Übergangsphase befindet. Nach dem Abgang des glücklosen Nacho Duato leitete Johannes Öhman das Staatsballett alleine, erst ab Herbst wird ihm Sasha Waltz als Ko-Intendantin zur Seite stehen. Beglückend ist, dass sowohl ein Klassiker wie Marius Petipas „La Bayadère“ als auch die zeitgenössische Produktion „van Dijk/Eyal“ gleichermaßen für ausverkaufte Säle sorgten. Der Spagat zwischen Tradition und Innovation, den Öhman und Waltz künftig mit dem Staatsballett wagen wollen, wird also zumindest nicht am Publikumsinteresse scheitern.
91 Prozent der Plätze waren im Durchschnitt Unter den Linden besetzt, wo inklusive aller Nebenaktivitäten 290 Vorstellungen über die Bühne gingen. 45 000 Menschen kamen außerdem zum Freiluftspektakel „Staatsoper für alle“. Die Komische Oper meldet eine Auslastung von 90 Prozent bei 239 Vorstellungen. Was für einen exzellenten Ruf sich das von Barrie Kosky geleitete Haus mittlerweile international erarbeitet hat, zeigt sich daran, dass die Truppe während der Berliner Sommerpause sowohl mit Mozarts „Zauberflöte“ in New York gastiert als auch mit Tschaikowskys „Jewgeni Onegin“ beim Edinburgh Festival.
Spitzenreiter bei den Aufführungszahlen ist die Deutsche Oper mit 298 Vorstellungen. An der Bismarckstraße konnten 2018/19 dabei 6000 Besucher mehr begrüßt werden als in der Saison davor. Dass die Auslastungsquote dennoch nur 72,1 Prozent beträgt, obwohl innerhalb der Opernstiftung die meisten Tickets verkauft wurden, liegt schlicht daran, dass die Deutsche Oper den größten Saal hat. 1865 Sitzplätze gilt es dort allabendlich zu füllen, während in die Staatsoper gut 1300 Zuschauer passen und in die Komische Oper knapp 1200.