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Jonathan Meese.
© dpa
Update

Bayreuther Festspiele: Jonathan Meese schimpft weiter

Der Künstler Jonathan Meese hat nach der Bayreuther Absage für seine "Parsifal"-Inszenierung 2016 nun auch noch ein Manifest veröffentlicht, in dem er mit dem Grünen Hügel abrechnet. Sein Nachfolger wurde bereits bekannt gegeben.

Der Künstler Jonathan Meese wettert weiter gegen die Bayreuther Festspiele. Vor einer Diskussionsveranstaltung des Literaturfestes München mit dem Titel „Diktatur der Kunst“ veröffentlichte er am Freitag ein „Manifest“, das in Teilen auch eine Abrechnung mit dem Grünen Hügel ist. „Richard Wagner würde sich bei der „Kunsthasskampagne gegen Meese“ im Grabe umdrehen“, schreibt er darin. „Richard Wagner würde alle durchdemokratisierten Wagnerverbände als mickrige „Kunstlosigkeiten“ verbieten. Und: „Richard Wagner liebt Meese.“ Wagner dürfe niemals weichgespült werden, forderte er bezeichnete sich als „Richard Wagners Bluthundbaby“. Die Bayreuther Festspiele hatten Meese, der eigentlich die Eröffnungspremiere 2016, den „Parsifal“, inszenieren sollte, vor einer Woche abgesagt. Sein Konzept sei zu teuer, hießt es zur Begründung.

Wie zudem am Freitag bekannt wurde, soll der Intendant des Hessischen Staatstheaters in Wiesbaden, Uwe Eric Laufenberg, nun Meese ersetzten. Laufenberg ist ein renommierter Opern-Regisseur und Festspiel-Chefin Katharina Wagner lobte sein Konzept: Es biete „eine ebenso anspruchsvolle wie theatral fesselnde Interpretation des Werks, die auch organisatorisch-technisch und finanziell realisierbar ist“.

Performances mit Hitlergruß

Von „miesem, optimiertem Mittelmaß“ spricht dagegen Meese und findet noch sehr viel deutlichere Worte für Laufenberg - und vor allem auch für die Festspielleiterin. „Katharina Wagner ist der größte Feind der Kunst“ - das ist noch eine der vergleichsweise zurückhaltenden Äußerungen Meeses. „Wie will sie da noch die Chefin sein, wenn sie der Kunst Hausverbot erteilt hat?“ Er liebe Parsifal, sagt Meese - und reckt einmal mehr den Arm zum Hitlergruß. Das macht er bei seinen Performances öfter, deswegen stand er auch schon vor Gericht.

Schon vor 6 Tagen hatte der 44-jährige, oft mit Provokationen arbeitende Künstler den Vorwurf zurückgewiesen, sein Inszenierungskonzept sei zu kostspielig für Bayreuth. „Die aktuellen Kostengründe sind konstruiert und lediglich ein Vorwand für eine Trennung, hatte sein Büro mitgeteilt. „Wenn man in Bayreuth nicht mit Jonathan Meese arbeiten möchte, und nur darum scheint es zu gehen, dann hätte man ihn einfach nicht beauftragen sollen. Damit hätte Bayreuth sich viele Diskussionen erspart.“

Im „Spiegel“ schrieb Meese: „Es geht in Bayreuth schon lange nicht mehr um Kunst. Es geht um Selbsterhalt, Macht und den Kampf gegen die sinkende Relevanz“, erklärte Meese. In Bayreuth herrsche eine „Kultur von Befehl und Gehorsam.“ Meese sprach auch von Einschüchterungsversuchen.

Meese hält Bayreuths Begründung für vorgeschoben

Meese und sein Büro halten die Begründung auch deshalb für vorgeschoben, weil seine eigene Kalkulation das Budget sogar unterschritten habe. Als er die Verantwortlichen in Bayreuth gebeten habe, ihm ihre Berechnungen zu zeigen, „hat man ihm keine Zahlen vorlegen können, sondern lediglich pauschal und ad hoc behauptet, das Ganze werde zu teuer“.

Meese wollte angeblich selbst Sponsoren anwerben

Zudem habe Meese selbst Vorschläge zur Finanzierung des Projekts gemacht. Beispielsweise wollte er Sponsoren anwerben. „Dieser Vorschlag wurde ohne eine Begründung von Katharina Wagner abgelehnt“, teilte sein Büro mit. Auch Meeses Angebot, mit einer persönlichen Bürgschaft für eine mögliche Kostenüberschreitung bei Bühnenbild und Kostümen zu haften, sei abgelehnt worden.

Als musikalischer Leiter der "Parsifal"-Produktion 2016 wurde Andris Nelsons verpflichtet, für die Titelpartie ist Klaus Florian Vogt vorgesehen. (dpa)

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