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Das Museum Barberini zeigt aktuell Werke von Monet und Renoir. Für die zweite Ausstellung gibt’s Leihgaben aus Israel und Paris.
© Thilo Rückeis

Palais Barberini: Italien in der Mitte

Friedrich II. ließ in Potsdam das Palais Barberini errichten. Die Entstehungsgeschichte des Baus führt zurück in die Ewige Stadt der Barockzeit.

Es war bekanntlich der Romantiker auf dem Thron, der die Residenzstadt Potsdam zu Preußens Arkadien machte. Friedrich Wilhelm IV. komponierte im 19. Jahrhundert die Formen der Antike und der italienischen Renaissance in die märkische Landschaft hinein. Bemerkenswerte Bauten wie das Belvedere auf dem Pfingstberg oder die Orangerie an der Maulbeerallee entstanden. Binnen weniger Jahrzehnte legte sich ein edler Hauch von Italien über Potsdam.

Doch der architekturverliebte Monarch war keineswegs der Erste, der auf der Apenninenhalbinsel Anleihen nahm, um der preußischen Garnisonstadt Potsdam zu architektonischem Glanz zu verhelfen. Schon rund 100 Jahre zuvor wusste Friedrich der Große, wo Vorlagen für repräsentative Architektur zu erlangen waren. Gegenüber seinem Vorleser Henri Alexandre de Catt äußerte der Regent im Jahre 1758: „Ich habe die Pläne der schönsten Bauwerke Europas, insbesondere Italiens ausgewählt und lasse sie im Kleinen und meinen Mitteln entsprechend ausführen.“ Im Potsdamer Stadtgebiet entstanden auf Friedrichs Geheiß hin Häuser mit prächtigen Fassaden aus Rom, Verona und anderen Orten.

Dem Monarchen ging es dabei um den schönen Schein. Auf die Bedürfnisse der Bewohner kam es ihm weniger an. Die Deckenhöhen in den Wohnungen stimmten häufig nicht mit den Proportionen der Fassaden überein. So konnte es vorkommen, dass sich in einem Zimmer nur kurz unter der Raumdecke oder knapp über dem Fußboden ein Fenster befand. Hinter den Schaufassaden vermeintlich adliger Paläste verbargen sich letztendlich einfache, schlicht dimensionierte Bürgerhäuser.

Eine besonders rege Bautätigkeit entfaltete Friedrich II. rund um den Alten Markt. Auch hier zitierte der Monarch italienische Vorbilder, die er für gut befand. Manche dieser Bauten gab es nicht wirklich, sondern nur als Kupferstiche.

Der Potsdamer Palast war vom Palazzo Barberini in Rom inspiriert

Von allen Häusern am Alten Markt hatte der 1771/72 errichtete Palast Barberini die prächtigste Fassade. Dahinter versteckten sich auch hier nur einfache Wohnungen, die mit der Großzügigkeit der barocken Schaufassade kaum korrespondierten. In seiner äußeren Anmutung war der Bau vom Palazzo Barberini in Rom inspiriert, auch der Name gefiel. Während das Gebäude am Alten Markt im Bombenhagel am 14. April 1945 zerstört wurde, steht das italienische Original nun schon seit beinahe 400 Jahren in der Ewigen Stadt.

Die Brüder Francesco und Taddeo Barberini, die aus einer angesehenen Florentiner Familie stammten, hatten sich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts jenen römischen Palazzo bauen lassen. Maßgeblich am Bau beteiligt war der Bildhauer und Architekt Gian Lorenzo Bernini.

Der Potsdamer Palast Barberini ist nie eine direkte Kopie des Hauses in der Via delle Quattro Fontane gewesen. Georg Christian Unger und Carl von Gontard, die beiden Architekten des Königs, zitierten vielmehr einzelne Elemente. Ähnlichkeiten sind durchaus erkennbar, aber eben auch viele Unterschiede. Die Kubatur beider Bauten weicht deutlich voneinander ab, in Rom ragen die Seitenflügel nach vorne heraus. Im Gegensatz zum römischen Original springt der Mittelrisalit in Friedrichs Bau stark hervor. Während Gontard und Unger für die Eingangsloggia fünf nebeneinander liegende Rundbögen vorsahen, gibt es im Palazzo Barberini, das heute ein Museum beherbergt, gleich sieben solcher Arkaden.

Jahrzehntelang blühte in dem Haus das kulturelle Leben Potsdams

Der Palazzo Barberini steht seit fast 400 Jahren in der Via delle Quattro Fontane in Rom. Heute befindet sich dort ein Museum.
Der Palazzo Barberini steht seit fast 400 Jahren in der Via delle Quattro Fontane in Rom. Heute befindet sich dort ein Museum.
© imago/Cola Images

Einen großen baulichen Eingriff in den Potsdamer Palast Barberini veranlasste Friedrich Wilhelm IV., der das Gebäude in den Jahren 1847 bis 1851 um- und ausbauen ließ. Investoren waren damals die Maurermeister Heinrich Zech und Adolph Wilhelm Hecker. Der König gab einen Baukostenzuschuss von 80 000 Talern. Als Architekt wurde Ludwig Persius engagiert. Es entstanden zwei rückwärtige Seitenflügel. Die beiden oberen Geschosse des Vorderhauses erhielten reich ausgestattete Säle.

Hier gestalteten fortan Vereine das kulturelle Leben Potsdams, unter anderem der Gesang-Verein für klassische Musik und die Philharmonische Gesellschaft. Auch der Potsdamer Kunstverein nutzte das Haus. Bekannte Musiker traten im Barberini auf, unter ihnen Clara Schumann und Wilhelm Furtwängler. Zugleich blieb der Palast aber auch ein Wohngebäude.

Die sanitären Verhältnisse waren hingegen bescheiden. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts teilten sich über 200 Bewohner die wenigen Toiletten im Hof. Auch wer im Haus ein Konzert besuchte, den erwartete zumindest noch Ende des 19. Jahrhunderts nur sehr einfacher Sanitärkomfort: „Für das kunstliebende Publikum, welches den großen Saal besucht, ist noch die alte Einrichtung mit Nachtstuhl und Nachtgeschirr vorhanden“, heißt es in einem behördlichen Bericht.

Im Jahre 1910 eröffnete im Palast Barberini ein Kino. Zwei Jahre später erwarb die Stadt Potsdam das Gebäude für 350 000 Mark. Ab 1913 zogen städtische Einrichtungen ein, unter anderem das Standesamt. In den 1920/30er Jahren waren in dem Haus auch eine Bücherei, eine Fernsprechzentrale und eine Jugendherberge untergebracht.

Für den Wiederaufbau wurden viele Ideen diskutiert

1945 dann das Ende: Trümmer, Schutt und blanke Not. Der von den Deutschen entfesselte Krieg schlägt ins eigene Land zurück. Die Reste des Barberini trägt man im März 1948 ab. Jahrzehnte später gibt es wieder eine Wende, es kommt die unverhoffte zweite Chance. Die Verantwortlichen in der Stadt Potsdam beschließen die Wiederherstellung des früheren Stadtgrundrisses rund um den Alten Markt. Dort wo zu DDR-Zeiten ein großer freier Platz war und der Verkehr brauste, und wo Ende der 1980er-Jahre ein – bald wieder abgerissener – Theaterrohbau in den Himmel gewachsen war, entsteht ab 2011 das Landtagsschloss. Drei Jahre später wird es eingeweiht.

Während am Schloss schon gebaut wird, plant man für die Häuserzeile an der Havel, zu der einst das Barberini gehörte, den Wiederaufbau. Vieles soll sich am Historischen ausrichten. Die Pläne der Potsdamer Hotelbesitzerin Gertrud Schmack, in dem wiederaufzubauenden Barberini ein Hotel zu etablieren, zerschlagen sich. Später taucht der Berliner Unternehmer Abris Lelbach auf und möchte Wohnungen und Gastronomie in dem Haus unterbringen.

Schließlich steigt der Potsdam-Gönner und Software-Milliardär Hasso Plattner in die Gespräche ein. Er möchte hier ein Museum von internationalem Rang errichten. Thomas Albrecht vom Berliner Architektenbüro Hilmer & Sattler und Albrecht wird mit dem Wiederaufbau betraut. Das Geld kommt von Plattners Förderstiftung. Es entsteht ein Haus, das von außen weitgehend originalgetreu wiederaufgebaut wird. Innen hingegen fallen die einstigen Zwischengeschosse weg. Die Absicht: Das Museum soll genügend Platz für die Ausstellungsstücke bieten.

Ende des vergangenen Jahres ist das Gebäude fertig. Mittlerweile hängen auch die Bilder. Das ehrgeizige Werk ist vollendet. Der Museumsbetrieb im Palais Barberini kann beginnen.

Holger Catenhusen

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